Interview
Angst im Dunkeln ist ganz normal

Warum fürchten wir uns in der Dunkelheit? Wir fragten den Regensburger Psychologen Richard Lachauer.

14.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr
Anna Heidenreich

Richard Lachauer ist Psychotherapeut. In seiner Praxis in Regensburg hat er immer wieder mit Angstpatienten zu tun. Foto: Foto Graggo

Warum fürchten wir uns in der Dunkelheit?

Dunkelheit erschwert uns die Orientierung in unserer Umgebung. Mit dem Sehsinn ist am Tag eine schnelle Einschätzung unseres Umfeldes möglich, das geht im Dunkeln zu einem gewissen Grad verloren und führt zu Unsicherheit und Vorsicht vor möglichen, nicht sichtbaren und damit nicht kalkulierbaren Gefahren. Dies kann zu Ängsten führen, besonders in Verbindung mit früheren Erfahrungen, der eigenen Fantasie und berichteten Gefährdungen.

Warum hilft Licht gegen die Angst?

Eine gute Beleuchtung kann uns helfen mit unseren Ängsten besser umgehen zu können. In zuvor schattigen Ecken lauert dann eben keine Gefahr, ein im Dunkeln bedrohlich wirkender Umriss entpuppt sich als Banalität. Das „Kopfkino“, welches uns Bedrohungsszenarien mit einem gehörigen Adrenalinausstoß auch körperlich spürbar macht, kommt gar nicht erst in Fahrt.

Ist es normal, dass wir nachts im Dunkeln nicht so gerne unterwegs sind?

Ein gewisses Unbehagen nachts ist sicherlich normal, wird so zumindest von einem Großteil in diesbezüglichen Befragungen angegeben. Hier spielen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle, etwa alleine zu sein oder in unbekannter oder bedrohlicher Umgebung.

Woran erkenne ich, dass meine Angst nicht mehr eine „gesunde Vorsicht“ ist, sondern schon eine Phobie?

Von einer Angststörung kann man dann ausgehen, wenn Ängste durch im allgemeinen ungefährliche Situationen oder Objekte ausgelöst werden. Die Angst vor Dunkelheit zeigt sich dann auch zu Hause. Man lässt etwa immer ein Licht an und verlässt das Haus nachts nicht mehr. Das Vermeidungsverhalten führt kurzfristig zu einer Entlastung, verstärkt aber auf Dauer die Ängste.