Frauen im Handwerk
Anna ist Schreinerin mit Leidenschaft

11.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:49 Uhr
Anna macht das mit links – die Schwerstarbeit übernehmen Maschinen. −Foto: Groll/Firma Gruber

Anna Brandl ist Schreinerin und arbeitet bei der Gruber Holzhaus GmbH in Roding. Sie hat ihre Ausbildung in einer Möbelschreinerei absolviert und arbeitet nun als Tischleiterin an der Außenwandstation. „Mir hat es immer schon Spaß gemacht, mit dem Werkstoff Holz zu arbeiten“, erzählt Anna. Da sie zudem technisch begabt ist, hat sie sich bereits an der Schule für den Technikzweig entschieden: „Die Projekte, die wir selber umsetzen durften – vor allem die mit Holz – haben mir riesig Spaß gemacht.“ So hat Anna mit 14 Jahren beim Wettbewerb „Bau deine Idee“ einen Preis für ihre selbstgebaute Hundecouch gewonnen.

Eine Ausbildungsstelle zu finden, war damals aber gar nicht so einfach. Von zehn Betrieben hatten Anna alle abgesagt: „Die konnten sich einfach kein Mädchen als Auszubildende vorstellen.“ Auf Empfehlung einer Schreinerei im Dorf klappte es dann allerdings mit einer Lehrstelle. Durch einen Mitschüler kam Anna schließlich zu Gruber. Hier hatte man keine Vorurteile gegen Frauen im Handwerk.

Ein breites Spektrum

„Besonders die Vielseitigkeit liebe ich an meinem Beruf“, schwärmt Anna. Denn sie kann von filigranen Kleinteilen über Möbelstücke bis hin zur zwölf Meter langen Außenwand bei der Gruber Holzhaus GmbH alles leisten. Mit einer Ausbildung im Schreinerhandwerk eröffnet sich ein extrem breites Beschäftigungsspektrum, bekräftigt Anna. Das macht sie sehr stolz und schafft Sicherheit und Freiheit: „Dass ich einen gscheid’n Beruf erlernt habe und mit eigenen Händen etwas schaffen kann, ist für mich die beste Basis, um erfolgreich und anpassungsfähig zu sein.“ Mit einem wunderbaren und vielseitigen Werkstoff zu arbeiten, macht das Schreinerhandwerk für Anna zusätzlich zur Leidenschaft.

Ihre männlichen Kollegen haben Anna am Anfang erst mal beobachtet und wollten sehen, was sie drauf hat. „Da muss man mit Leistung glänzen. Wenn du genau so sauber und handwerklich geschickt arbeitest wie alle anderen, kriegst du schnell Anerkennung“, erklärt Anna. Die meisten Männer seien am Anfang einfach ein bisschen überrascht, eine Frau in der Fertigungshalle zu sehen. Aber seinen Platz müsse sich jeder erst einmal erarbeiten – egal ob Frau oder Mann. Ihr ehemaliger Chef war mit Anna sogar so zufrieden, dass er ihr ermöglichte, ein Auslandspraktikum in Südtirol zu machen: „Das hat mich riesig gefreut und mir privat und beruflich viel gebracht!“, schwärmt Anna noch heute.

„Der Vorteil als Frau im Handwerk ist, dass sich die Jungs zusammenreißen und mich deutlich sanfter begrüßen als in Bayern sonst oft üblich“, verrät Anna mit einem Augenzwinkern. Besonders dem Arbeitsklima tun Frauen in Annas Augen gut. Sie sind oft einfühlsamer und erkennen Spannungen früher und intuitiver. „Mir ist auch eine reibungslose Zusammenarbeit sehr wichtig. Dafür habe ich sogar angefangen, Gebärdensprache zu lernen, um meinen gehörlosen Kollegen besser zu verstehen“, verrät Anna. Das habe ihr dieser hoch angerechnet.

„Sie macht ihren Job super“

Ihre Kollegen sind voll begeistert von Anna: „Sie macht ihren Job super. Außerdem hat sie sich in der Mannschaft schneller eingefunden als so mancher männliche Kollege“, zeigt sich Fertigungsleiter Stefan Bauer beeindruckt. Wichtig sei in seinen Augen, sich nicht von Vorurteilen abschrecken zu lassen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen und seinen Platz im Team selber zu gestalten. Anna stimmt ihm dabei voll zu: „Seid mutig, probiert Euch aus und geht Euren Weg, Mädels!“