Freizeit
Auf dem Jakobsweg direkt ins Paradies

Josef Altmann führte Wandergruppe durch den Böhmerwald auf die Bergkuppe Raj mit ihrem grenzenlosen „Drei-Kirchen-Blick“.

15.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:48 Uhr
Ziel erreicht: die Jakobswanderer auf der Bergkuppe Raj im Böhmerwald −Foto: Josef Altmann

Corona hat in den letzten zwei Jahren viele Veranstaltungen verhindert. Davon war auch der grenzüberschreitende Jakobsweg betroffen. Wegen der Beschränkungen diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze war es schwierig, Aktionen zu planen – der Jakobsweg geriet in Vergessenheit. Auch Einzelpilger waren nicht mehr zu sehen.

Weil nun die Maßnahmen gelockert wurden, bestand wieder die Möglichkeit, die Grenze mit Aktionen zu überschreiten. Die Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg lud zu einer Jakobswanderung im Böhmerwald ein. Sie übernahm das Mitglied Josef Altmann aus Eschlkam, der Wegepate und Pilgerberater des grenzüberschreitenden Jakobswegs ist. Über sein Internet-Netzwerk lud er kurzfristig ein, und die Resonanz war groß.

Die Jakobswanderer trafen sich mit Altmann bei optimalen Bedingungen am Grenzübergang Eschlkam. Einige hatten eine weite Anreise, und sogar aus Pilsen schloss sich eine Wanderin an. Mit der Streckenfestlegung des Ostbayerischen Jakobsweges 2004 durch Hans Kolbinger von der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft folgte auch die Verlängerung des Pilgerwegs nach Prag. Von da aus wurden in den vergangenen Jahren viele Pilgertouren bis nach Eschlkam durchgeführt.

Die Strecke führte nun durch Vseruby (Neumark), wo 1847 eine berühmte tschechische Schriftstellerin lebte: Bozena Nemcova. Sie schrieb das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, das im deutschen Fernsehen um Weihnachten einen festen Platz hat. Ein großes Denkmal unterhalb der Kirche erinnert an die Autorin.

Über den Geh-und Radweg entlang des Neumarker Weihers wurde nach ein paar Kilometern Nova Ves (Neudorf) erreicht. Zwischen den Dörfern Hirschau und Nova Ves bestand bis 1945 die tschechisch-deutsche Sprachgrenze, so Altmann. Nur ein kleiner Anstieg war zu bewältigen und schon bot sich den Jakobswanderern ein herrlicher Ausblick auf die bayerischen Berge Hohenbogen, Kaitersberg und Osser.

Das Hauptziel der Jakobswanderung, die Bergkuppe Raj (Paradies), war nur noch ein paar Hundert Meter entfernt, wo ein grenzüberschreitender „Drei-Kirchen-Blick“ auf St. Anna am Tannaberg, St. Michael in Neumark und St. Jakob in Eschlkam zu genießen ist. Hier verläuft der böhmische Jakobsweg von Prag zum Grenzübergang. Nach einer Pause ging es abwärts zur zwei Kilometer entfernten Tannaberg-Kirche, zu der ein Kreuzweg aus Granitsteinen führt. Die Kirche wurde 1712 bis 1717 erbaut. Ein trauriges Kapitel erlebte sie von 1945 bis 1990, als sie als Pferdestall genutzt wurde.

Der Blick vom Tannaberg nach Neumark und Eschlkam begeisterte die Wanderer. Nach vier Stunden wurde der Grenzübergang Eschlkam-Neumark erreicht, wo die Tour endete. Anstelle einer Teilnahmegebühr gaben die Jakobswanderer eine Spende für die Arbeit der Fränkischen St. JakobusGesellschaft. Dafür bedankte sich der Organisator der Wanderung, Josef Altmann. Zu einer weiteren Jakobswanderung im Böhmerwald wird in den nächsten Wochen eingeladen. (kja)