Tirol
Auf Tour mit Merlin und Spirit

Das Pillerseetal ist Treffpunkt von Mushern aus ganz Europa. Im Camp der Schlittenhunde sind auch Neulinge willkommen.

22.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr
Norbert Lösch

Schlittenfahren einmal anders: Von braven Hunden gezogen, geht es durch die Winterlandschaft im Pillerseetal. Fotos: Lösch

Die körperliche Anstrengung ist überschaubar, das Gefühl dafür umso erhabener: Mit dem Hundeschlitten durch die verschneite Landschaft zu gleiten, ist einfach „leiwand“. Erleben können das auch Neulinge unter den Mushern, wie sich Schlittenhundführer international nennen, alljährlich im Januar im Pillerseetal. Auf einer Wiese am Ortsrand von St. Ulrich wird für zwei Wochen das größte Schlittenhundecamp der Alpen eingerichtet.

Das Lager ist nicht zu verfehlen: immer dem Bellen und Heulen der Hunde nach. Denn jeder der Musher – heuer waren es 124 – hat mindestens vier Hunde dabei. So bevölkern regelmäßig rund 1000 Tiere verschiedenster Rassen das Dorf aus Wohnwagen, Wohnmobilen, Anhängern und umzäunten Freiläufen. Sie haben oft eine weite Anreise hinter sich: Zum großen Treffen kommen Musher nicht nur aus Österreich und Deutschland, sondern auch aus Polen, Holland oder der Slowakei.

Ein anspruchsvolles Hobby

Mario und Melanie Loibl aus Niederösterreich und ihre neun Siberian Huskys sind Stammgäste im Camp. Ihr Hobby ist anspruchsvoll und auch nicht gerade billig. „Ausgebildete Rassehunde können 2000 Euro und mehr kosten“, weiß Mario, „und für einen Schlitten mit speziellen Kufen ist noch einmal das Gleiche fällig.“ Es gibt aber auch billigere Modelle, bei denen der Schlitten auf Langlaufskiern montiert ist. Der Musher und viele seiner Kollegen kapseln sich im Lager nicht ab und lassen Fremde gerne an ihrem besonderen Wintersport teilhaben.

Dabei stehen die Hunde natürlich im Mittelpunkt. Mario Loibl erklärt Gästen, worauf es bei ihrer Ernährung ankommt, wie man sie anschirrt und welche Kommandos man draufhaben muss, wenn man mit ihnen auf Tour geht. „Haw“ (Ho) heißt es vor Linkskurven, bei „Gee“ (Tschi) steuern sie nach rechts. Wenn man Glück hat und Merlin, Spirit, Tala, Samu und ihre Freunde das auch verstehen. Bei „Go ahead“ nehmen die Hunde Fahrt auf und ziehen den Schlitten auf gerader Spur.

Geduldig weist Mario Novizen in die Kunst des Hundeschlittenfahrens ein. Gäste dürfen danach auf das Gespann steigen, die Füße stehen mit den Ballen auf den Kufen, mit den Fersen wird die Bremsplatte betätigt, wenn die Fahrt allzu wild wird und „heruntergeschaltet“ werden muss.

Erwachsene können bei dreitägigen Kursen ein Musher-Diplom erwerben, ins Lagerleben eintauchen und Bräuche wie die „Good-Mushing-Zeremonie“ kennenlernen. Das Alaska-Feeling am Pillersee können während des zweiwöchigen Camps sogar Kinder erleben, die natürlich ganz verrückt sind nach den zwar sehr agilen, aber meist kreuzbraven Hunden.

Denen macht die Kälte nicht das Geringste aus. Im Gegenteil: „Je kälter es ist, desto schneller laufen die Hunde – am liebsten sind sie bei minus 15 Grad unterwegs“, sagt Mario Loibl. Er ist ein erfahrener Musher, nimmt regelmäßig an offiziellen Rennen teil und ging auch schon als Sieger ins Ziel – mit einem Sechser-Gespann und einem Durchschnittstempo von 30 Stundenkilometern.

Langlauf- und Biathlon-Dorado

Der Winter im Pillerseetal bietet aber noch viel mehr als Hundeschlittenfahrten. Das Biathlon-Stadion in Hochfilzen ist zum Beispiel einen Besuch wert, auch wenn dort nur Training ist und kein Europa- oder Weltcup-Wettbewerb stattfindet. Und wer spätestens da Blut geleckt hat: Auch beim Laufen, Zielen und Treffen können Einsteiger selbst aktiv werden. Am 10. und 11. März geht im Langlaufzentrum Hochfilzen der Volksbiathlon für Teams und Einzelstarter über die Bühne.

Ausrichter sind die Langlauf- und Biathlon-Spezialisten der Nordic Academy in St. Ulrich. Einer von ihnen ist ein waschechter Regensburger: Peter Tschirner. Er ist allerdings schon vor vielen Jahren an den Pillersee ausgewandert, um dort seiner sportlichen Leidenschaft frönen zu können. Wer mit ihm oder seinen Kollegen in der Loipe unterwegs gewesen ist, weiß auch, warum. Denn gerade im Pillerseetal sind die Bedingungen im Winter ideal: Es gilt als die schneereichste Region in ganz Tirol.

Im Pillerseetal stehen Langläufern achtzehn Loipen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Skater und klassischen Langlauf zur Verfügung. Die Loipen führen teils durch unberührte Winterlandschaften und werden täglich frisch präpariert und gespurt. Beleuchtete Nachtloipen für den Langlaufspaß am Abend und der wöchentliche Gästebiathlon sorgen zudem für Kurzweil. Freunde des alpinen Skilaufs können sich im Skizirkus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn sowie in den Skigebieten Waidring-Steinplatte und Pillersee/Buchensteinwand austoben.

Weitere Informationen gibt es auf www.pillerseetal.at