Menschen
„Aus da Wirtsstum“ von Josefa Singer

Gedichte, Geschichten vom Stammtisch und Rezepte: Die Wirtin des Bayerisch Häusl in Daberg hat ihr fünftes Buch geschrieben.

10.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr
Josefa Singer liest auch gern aus ihren Büchern vor. Viele der Geschichten hat sie im Wirtshaus selbst erlebt oder erzählt bekommen. −Foto: Fotos: Paleczek

Sie hat irgendwann angefangen, Gedichte zu schreiben, sagt Josefa Singer im Gespräch mit unserem Medienhaus. Als es dann mal einen Wettbewerb gab, bei dem man Weihnachtsgedichte einsenden konnte, hat sie einem ihrer Gäste davon erzählt. Und dass sie sich nie trauen würde, da eines von ihren hinzuschicken. Der Gast hat ihr dann aber gesagt, sie soll ihr Gedicht unbedingt einschicken, erinnert sich die 63-Jährige. Unter 300 Einsendungen wurden etwa zehn veröffentlicht, ihr Gedicht war auch darunter.

„Da hab ich mir dann gedacht, dass ich so schlecht nicht sein kann“, meint Singer, und die Gedanken, ein Buch herauszubringen haben sich mehr und mehr verfestigt. 2009 erschien ihr erstes Werk: „Im Borisch’n Wold, an d’bemisch’n Grenz“. Es enthält Heimatgedichte und verkaufte sich knapp 1000 Mal.

Josefa Singer ist die Wirtin des Daberger Grenzwirtshauses Bayerisch Häusl. 1802 hat ihre Familie das Wirtshaus gegründet, die heute 63-Jährige arbeitet dort seit sie die Schule in Daberg beendet hatte. Zuerst zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter, jetzt betreibt sie das Wirtshaus allein. Die Schwester hat geheiratet und ist weggezogen, ihre Mutter ist alt und kann nicht mehr mithelfen, berichtet Singer. Zu ihr an den Stammtisch und im Sommer in den Biergarten kommen Gäste von diesseits und jenseits der Grenze, erzählt die 63-Jährige.

Die Gäste bringen Geschichten mit

Und bringen ihr viele der lustigen Wirtshausgeschichten mit, die in ihren Büchern stehen. Mittlerweile sind es nämlich fünf Werke, die Singer über die Jahre hinweg herausgegeben hat, und auch die Nachfolger ihres Erstlingswerks haben sich knapp 1000 Mal verkauft.

Die 63-Jährige schreibt weiterhin Gedichte, Wirtshausgeschichten und veröffentlicht auch Rezepte, bayerische und böhmische. „Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und losschreiben“, erzählt die Grenzwirtin in Bezug auf ihre Gedichte. „Erst wenn mir mittendrin was einfällt, dann muss ich das aber gleich aufschreiben, sonst ist die Idee wieder weg.“ Der Blick nach draußen in die Natur hilft ihr, kreativ zu sein. Wenn sie wie jetzt gerade das Frühlingserwachen beobachtet oder in der Vorweihnachtszeit aus dem Fenster schaut.

„Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und losschreiben. Erst wenn mir mittendrin was einfällt, dann muss ich das aber gleich aufschreiben.“Josefa Singer

Sie ist schon stolz darauf, dass jetzt fünf eigene Bücher vor ihr auf dem Tisch liegen, freut sich Josefa Singer. Sie wird auch von vielen Leuten darauf angesprochen, dass das eine tolle Sache sei. Am meisten verkaufen sich die Werke in Furth im Wald, erzählt die 63-Jährige. Im Sommer nehmen sich aber auch viele Urlauber, die bei ihr einkehren, Exemplare mit.

Brotzeiten und Getränke sowie Kaffee und Kuchen gibt es im Bayerisch Häusl, erzählt Josefa Singer. „Ich bin Profi im Kuchen- und Plätzchenbacken.“ Deshalb will die Grenzwirtin auch noch ein Buch mit Rezepten für Kuchen und Plätzchen herausbringen. Und auch das soll dann nicht das letzte sein. Sie hat viel (innere) Ruhe im Wirtshaus an der Grenze, erklärt die 63-Jährige, und keinen Stress. Da können die vielen Ideen ganz einfach kommen.

Als sie ein Jahr alt war, ist ihr Vater gestorben, erzählt Singer aus ihrem Leben. Da gab es auch noch die Landwirtschaft, und sie und ihre Schwester halfen der Mutter nach der Schule im Wirtshaus und auf dem Hof. 30 Tagwerke Grund waren das, berichtet Singer, und die haben sie und ihre Mutter auch erst 2010 verpachtet.

Das Leben an der Grenze

Sie selbst hat immer im Bayerisch Häusl an der Grenze gelebt, sagt die 63-Jährige. Sie kümmert sich jetzt dort um ihre Mutter, schreibt ihre Geschichten und Gedichte – nur handschriftlich, Computer oder Schreibmaschine besitzt sie nicht – und betreibt das Wirtshaus. Sie und ihre Mutter können nun davon leben, sagt Josefa Singer, früher hätte das Wirtshaus allein nicht gereicht, um das Auskommen für ihre Mutter und die beiden Töchter zu sichern. Deshalb betrieben sie lange auch noch die Landwirtschaft.

Die Bücher von Josefa Singer gibt es in den Buchhandlungen und bei ihr selbst, Kontakt: Telefon (09973) 3851.

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