Ich meine es ernst, meine Damen und Herren!“ Wenn der Künstler Jürgen Huber, von 2014 bis 2020 Bürgermeister der Stadt Regensburg, eine Ausstellung eröffnet, mit eigenen Bildern, dann ist eine solche Vernissage selbstredend garniert, mit einer von ihm frei gehaltenen hübschen Einführung.
Und obwohl er sich gewohnt gut gelaunt zeigt, an diesem Spätnachmittag: Wenn er sagt, dass er es ernst meint, dann kann man davon ausgehen, dass das auch so ist. Denn: Diese 61 Arbeiten, die er hier, gleich hinter dem Eingang zur Regierung der Oberpfalz versammelt hat, unter dem Titel „Lise soll am besten gleich die ganze Welt...“ (bis 19. November), sie sind eine laute, gut vernehmbare Wortmeldung aus Farbe, Form und Sprache. Und die will nichts weniger als die Welt retten.
Besuch in Schönsee
Der Hausherr, Regierungspräsident Axel Bartelt, hatte seinerseits den vormaligen Kollegen und jetzigen Ruheständler begrüßt – und ihn gelobt, für seine Verlässlichkeit. Und auch dafür, dass er ein Mensch sei, der ganz und gar nicht „eindimensional“ lebe. Persönlich habe er sich davon überzeugen können – als er ihn in seinem Atelier in Schönsee besucht habe. Um sodann in fast schiller’schem Ton die Frage aufzuwerfen: „Wer also ist dieser Jürgen Huber, der uns die Kunstaugen öffnet, mit weltrettenden Collagen?“
Ja, warum und zu welchem Ende malt er, der 1954 in Altenstadt Gebürtige? Hat er ein Konzept? Folgt er einer Idee? „Nein!“, wird er antworten. Denn die Bilder, „sie waren nicht schon vorher da!“ Allesamt sind sie ihm vielmehr zugefallen. Um Zufallsprodukte also handelt es sich. Um Ergebnisse, um Lösungen, um die er ringt. Möglicherweise auch um Sedimente und Ablagerungen dessen, was sein zwölfjähriges kommunalpolitisches Engagement hinterließ.
Ausdruck mit eigenem Alphabet
Die Kunst wiederum, seine Kunst, führt Jürgen Huber aus, ist eine Ausdrucksform, die über ein eigenes Alphabet verfügt. Und mittels dieses Instrumentariums auch gängige Regeln aus den Angeln hebt. So sind für ihn während des Malprozesses Gesetze der Kausalität (die fürs Argumentieren mit Worten etwa so zentral sind) aufgehoben. Aber wenn sein Bild dann da ist, ein Baum etwa, dann folgt ein Text. „Hurra, wir gründen eine Kinderuni“, steht da dann etwa zu lesen: „Unterrichtet werden die Erwachsenen!“ Die ökologische Krise ist es, die Jürgen Huber, der als Künstler einst das „Einbildungshaus“ gründete und als Bürgermeister für Umweltfragen zuständig war und sich dabei stark machte, für eine Stadtbahn, so verzweifeln lässt. Und bringt ihn dazu, sich – wie man im Dialekt sagt – „einen Ernst einzubilden“.
Apfelbaum der Erkenntnis
Fast 50 Jahre sind vergangen, seit der Veröffentlichung des „Club of Rome“-Berichts. Dort ist nachzulesen, dass die Wachstumsideologie die Menschheit zwangsläufig in eine Sackgasse führen wird. Die Weisheit der Erwachsenen aber, sie hat es bislang nicht vermocht, einen nachhaltigen Richtungswechsel einzuleiten. Jürgen Huber pflanzt mit dieser Ausstellung einen Apfelbaum der Erkenntnis. Und vertraut zugleich und ganz ernsthaft auf den Nachwuchs: Denn in Mathilda und Emma standen ihm zwei jugendliche „Lektorinnen“ zur Seite.
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