Geschichte
Bauten mit Vergangenheit

Die Familienforscher ließen sich von Max Josef Eisenreich viel Wissenswertes über Burg und Schloss Chameregg erzählen.

12.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:12 Uhr
Im ersten Teil erfuhren die Familienforscher viel Wissenswertes zur ehemaligen Burgruine Chameregg (Ödenturm/Eulenturm). −Foto: Elfriede Dirschedl

Zwei Exkursionen haben am Samstag die GFO-Familienforscher unternommen. Begonnen wurde mit der ehemaligen Burg Chameregg, besser bekannt als „Ödenturm“ und danach ging es zum Schloss Chameregg. Referent war Max Josef Lankes.

Der Ödenturm liegt innerhalb des Wehrsystems zur Reichsburg und zur Nähe der Kirche Chammünster. Bei Grabungen, so Max Josef Lankes, wurden Keramik aus der Zeit 1100/1200 sowie ein Silberpfennig (1185-1190) gefunden. Die Burg Chameregg wurde wohl zum Schutze der Kirche in Chammünster erbaut und war eine Ringburg, die auf der Anhöhe lag und mit einem Graben umgeben war. Das Erdgeschoss diente als Verlies und Vorratskammer, das dritte und vierte Obergeschoss wurden als Wohnräume genutzt. Der Hauptturm war zum Wohnen wenig geeignet, der Fußboden aus gestampfter Erde oder mit rauen Brettern ausgelegt. Als Heizung dienten meistens offene Kamine. Die Anlage aus romanischer Zeit hielt den verbesserten Katapultgeschossen und fortentwickelnden Angriffstechniken bei den Verwüstungszügen der Böhmen (1266 bzw. 1357) nicht mehr stand und damit einher ging der Niedergang der Burg.

Inzwischen war aber eine Wasserfeste im Tal gebaut worden. Später entdeckte man unterirdische Gänge. „Es kommt häufig vor, dass die unterirdischen Gänge an Wasserläufen enden, damit war die Wasserversorgung der Burg gesichert“, so Lankes.

Unterirdische Gänge

Im Jahr 1870 stieg der Großvater von Max Josef Lankes in einen dieser Gänge ein, um ihn zu inspizieren. Auch beim Bau der Wasserleitung 1953 stieß man in drei Meter Tiefe auf einen unterirdischen Gang mit 50 Meter Länge. Auch Max Lankes selbst stieg 1972 als Bub in einen der Gänge ein. Inzwischen sind alle Gänge verschlossen oder verfüllt.

Danach fuhren die Familienforscher nach Chameregg weiter und Referent Max Josef Lankes hatte viel Interessantes von den ehemaligen Besitzern des Schlosses Chameregg zu erzählen. Da die Burg keine gute Wohnung war und vermutlich die Überfälle durch die Böhmen eine Spur der Verwüstung hinterließen, wurden Schloss und Verwaltungsgebäude im Tal gebaut. Bis 1816 können 18 Vorbesitzer gezählt werden. 1816 kam die Hofmark durch Erbe an die Familie von Hallberg. General Karl von Hallberg, geboren 1752 und ab 1815 Generalleutnant bei der Artillerie, war klein, äußerst mager, sehr streng und „sehr, sehr geizig“. Er bekam den Ritterorden „Gregorius Magnus“ verliehen.

Nach seinem Tod vermachte er dem Vetter Theodor von Hallberg-Broich die Hofmark Chameregg. Dieser war ein lebenslustiger Exzentriker, Abenteurer und Einsiedler. 1840, knapp über 70 Jahre alt, soll er mit einem Engländer um 1000 Gulden gewettet haben, noch junge Mädchen zum Heiraten zu finden. Auf eine Anzeige mit der Beschreibung des Schlosses Chameregg und der schönen Gegend als zukünftiges gemeinsames Zuhause, sollen sich über 600 Kandidatinnen beworben haben, darunter auch 18-Jährige aus Adelskreisen.

Der „Chameregger Buckl“

Dauerhaft in Chameregg bleiben wollte er dann aber doch nicht und so übernahm sein Sohn Hermann, Freiherr von Hallberg, die Verwaltung. Wegen seiner durch Rachitis hervorgerufenen Rückenverformung wurde er nur der „Chameregger Buckl“ genannt. Er verstarb 1851 mit nur 37 Jahren.

Theodor von Hallberg-Brock war der letzte adlige Besitzer. Er stiftete 1854 eine Monstranz und versprach 100 Gulden jeder Jungfrau rund um Chameregg, die makellos in die Ehe ging. 1864 übernahmen Mitglieder eines Regensburger Konsortiums die Hofmark. Es kam zur Zerschlagung des Gutes. Schloss Chameregg ging in Privatbesitz über. Im Dezember 1880 brannte der dritte Stock des Schlosses aus. 1894 erwarb ein Landwirt aus Rieding das Schloss und den restlichen Grundbesitz von ca. 17 Hektar. (cls)