Musik
Bazilian ließ die Regensburger toben

Der Hooters-Star und Studenten der Uni lieferten ein einzigartiges Konzert im Leeren Beutel. Das Publikum sang lauthals mit.

31.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr
Alois C. Braun

Spaß auf der Bühne. Der Hooters-Star Eric Bazilian (links) mit Franz Adam, der die Arrangements für die große Besetzung schrieb.Foto: Alois C. Braun

„Happy Birthday to You“ schallte es zunächst durch den Leeren Beutel. Ein Ständchen für Judy Seutter (The House On The Rock), dem Organisator dieses Konzerts, der just an diesem Tag Geburtstag hatte – ein ungewöhnlicher Beginn eines ungewöhnlichen Konzertes. Eric Bazilian, Songschreiber und Sänger der Hooters, stand mit knapp 40 Studenten der Uni Regensburg auf der Bühne und bot ein einzigartiges Hit-Programm. Und das im Rahmen der Seminare „Pop meets Classic" geborene Projekt überzeugte auf der ganzen Linie.

Nur eineinhalb Tage probten die Musiker zusammen und klangen doch wie eine Einheit. Dozent Franz Adam, der mit jeder Menge Feingefühl und Sinn für Überraschungen die Arrangements der Songs geschrieben hatte, lieferte mit dieser Arbeit wohl sein Meisterstück und stand – wie Seutter – selbst mit auf der Bühne. Die Zusammenarbeit mit Bazilian beschrieb der mit nur einem Wort: „geil“. Und wirklich – schon in den Proben gab sich der US-Amerikaner aus Philadelphia mehr als zugänglich und verbarg seine Begeisterung für die ausgefeilten Arrangements und die Leistung der Musiker keinesfalls.

Diese wunderbare Stimmung transportierte er auch auf die Bühne, feuerte die jungen Musiker mit Worten und Blicken an und bedankte sich bei den Solisten mit echter Freude. Neben Hits, waren auch Blues- und Rockstandards wie „Help Me“ oder „Johnny B. Good“ im Programm. Nahezu jeder Song hatte Überraschungsmomente und präsentierte sich in einem neuen, überzeugenden Gewand. „Es macht keinen Sinn für mich“, sagt Bazilian, „die Songs der Hooters außerhalb der Band in den gleichen Versionen zu spielen. Ich will variieren.“ Und mit Franz Adam hatte er einen mehr als geeigneten Arrangeur an seiner Seite.

Ein Entertainer mit viel Erfahrung

Neben dem richtigen Gefühl für jede der Nummern merkte man einfach, dass hier mit Herzblut gearbeitet wurde. Da lieferte im gesamten Ensemble keiner einfach nur einen Job ab. Cindy Laupers Hit „Time After Time“ überzeugte mit dem effektvoll und akzentuiert eingesetzten Chor, Joan Osbornes „One Of Us“ mit dem zarten Beginn der Streicher und der wunderbar fließenden Stimmung. Schlicht und einfach grandios war der kanonartige Chor am Anfang und Ende von „Johnny B.“. Dieser Teil hatte schon bei den Proben auch bei Bazilian für Begeisterung gesorgt. Die differenzierten Bläsersätze passten außerdem perfekt zum Soundbild im Mittelteil.

Ein weiterer Höhepunkt war „Graveyard Waltz“. Anfangs zerbrechlich mit zweistimmigen Gitarrensoli arrangiert, übernahm im Mittelteil die Orgel im typischen 60er Jahre-Psychedelic-sound das Zepter, und Bazilian spielte darüber eines seiner vielen Soli. „Where Do The Children Play“ war herrlich zum Mitsingen geeignet – mit zweistimmigen Strophen und Gospelchor am Ende. Dass Bazilian ein Entertainer mit viel Erfahrung ist, zeigte er immer wieder in seinen Ansagen.

Das mehr oder weniger spontan angestimmte „Major Tom“ von Peter Schilling sang er, wie auch bei den Hooters, komplett in deutsch.

„Es macht keinen Sinn für mich, die Songs der Hooters außerhalb der Band in den gleichen Versionen zu spielen.“Eric Bazilian, Songschreiber und Sänger der Hooters

Als der gesamte Saal lauthals den Refrain mitsang, war der Stimmungshöhepunkt erreicht. Klasse war auch die Bearbeitung des Welthits „All You Zombies“. Am Anfang relaxt, entwickelte sich der Song zum treibenden „Rocker“. Der vielschichtige Chor und die Bläser sorgten für den absoluten Aha-Effekt und zeigten neue Facetten an diesem Lied auf.

Der aktuell in Schweden lebende Bazilian ließ es sich auch nicht nehmen, seine Passion für die Klassische Musik mit einem kurzen Solo-Stück von Johann Sebastian Bach zu zeigen. Wohlgemerkt: Er spielte diese Musik auf der Mandoline! Als allerletzte, ungeplante, Zugabe kam Bazilian nochmals auf die Bühne, um „Pissing In The Rhine“ zu singen – erneut in deutscher Sprache.

Ein einmaliges Ereignis?

Einziger Wermutstropfen dieses Konzerts war der Standort des Chores. Die Sängerinnen und Sänger mussten aufgrund der Platzverhältnisse ebenerdig neben der Bühne platziert werden und erhielten so nicht die Aufmerksamkeit, die sie absolut verdient hätten. Allerdings waren sie im Klangbild deutlich zu hören. Überhaupt: Der Sound war transparent gemischt, egal ob Chor, Bläser, Streicher oder Gitarren, alles war klar zu hören – ob der Masse an Musikern keine Selbstverständlichkeit.

Nicht wenige der Besucher äußerten ihr Bedauern, das solch ein Konzert einmalig bleiben soll. Und dem kann man nur beipflichten. Dieses Projekt von Uni Regensburg und The House On The Rock mit Eric Bazilian vereint Musikalität, Spielfreude und höchsten Unterhaltungswert. Es wäre perfekt für eine Aufführung auf einer größeren Bühne, etwa zur Sommerzeit im Thon-Dittmer-Palais. Eric Bazilian wäre mit Freude dabei – wetten?