Gastrotipp in Weiden
Beim Schinderhannes in der Räuberhöhle

24.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:00 Uhr
Überaus freundlich und schnell wurden wir im „Schinderhannes“ in Rothenstadt bedient. Die Größe der Portionen ließ uns staunen. −Foto: Brey

Seit 1982 lockt die Familie Pötzl mit großen Portionen und günstigen Preisen die Gäste in den „Schinderhannes“.

Der große Schriftsteller Carl Zuckmayer („Der Hauptmann von Köpenick“) schrieb einst ein Gedicht mit dem wunderbaren Titel „Das Essen“. Es beginnt: „Der Mensch beim Essen ist ein gut Gesicht, wenn er nichts denkt und nur die Kiefer mahlen.“ Wer beim „Schinderhannes“ in Rothenstadt einkehrt, für dessen Kiefer gibt es wahrlich viel zu mahlen. Denn das gut bürgerliche Wirtshaus vor den Toren Weidens ist bekannt für seine üppigen Portionen. Also genau das Richtige für zwei hungrige Männer wie uns.



Die verwinkelte Gaststube ist an jenem Mittwochabend sehr gut gefüllt. Mit etwas Glück erwischen wir einen Tisch, von dem aus sich das Treiben gut überblicken lässt. Wirt Johannes Pötzl, der das Gasthaus mit seiner Schwester Susanne und Vater Siegfried betreibt, hatte uns am Telefon schon vorgewarnt. Reservieren könne man generell nicht – aus Rücksicht auf die vielen Stammgäste. Aber in der Regel finde sich schon ein „Platzerl“.

Die Speisekarte ist ein echter Hingucker: verfasst in Oberpfälzer Dialekt und verziert mit gelungenen comicartigen Zeichnungen eines Künstlers aus der Region. Er lässt im gesamten Wirtshaus die Geschichte des Schinderhannes erlebbar werden. Was uns zurück zu Carl Zuckmayer führt. Dieser hatte 1927 die Lebensgeschichte des Räuberhauptmanns auf die Bühne gebracht und deutschlandweit bekannt gemacht. Das Wirtshaus in der Oberpfalz hat ihm ein kulinarisches Denkmal gesetzt. Doch genug der Geschichte.

Zartes Fleisch und knusprige Apfelkücherl

Ich starte mit einer fein abgestimmten Leberknödelsuppe, einem Klassiker in jedem bayerischen Wirtshaus. Mein Begleiter nimmt die Gulaschsuppe mit üppiger Einlage. Allerlei Gemüse – Paprika, Gelbe Rüben und Kartoffeln – begleiten das zarte Rindfleisch. So kann es weitergehen.

Für seine Schnitzel ist das Lokal bekannt: Unser Spezialwunsch, ein paniertes Schnitzel mit Champignonsauce, Pommes und Kroketten, wird uns gerne erfüllt. Die schiere Größe ist überwältigend. Der Schaschlik-Spieß in würziger Sauce steht dem Ganzen in nichts nach. Hier wäre die ganze Räuberbande des Schinderhannes satt geworden. Doch wie sagte die Oma meines Begleiters stets: „Eine Nachspeise geht immer.“ Ein Eierlikörbecher (vier große Kugeln Eis!) und eine Portion knusprige Apfelkücherl mit Vanilleeis runden unseren Abend perfekt ab.

Informationen zum Lokal

Adresse:Schinderhannes, Untere Hauptstraße 34, 92637 Weiden

Öffnungszeiten:Montag bis Freitag ab 16 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen ab 10 Uhr

Weitere Informationen:Das Gasthaus bietet bis zu 200 Sitzplätze, eine ähnliche Kapazität hat der Biergarten.

Preise:Vorspeisen (Leberknödelsuppe) ab 2,50 Euro, Hauptgerichte wie Currywurst ab 4,90 Euro, Schnitzel ab 7,90 Euro, Nachspeisen (Eisbecher) ab 3,90 Euro; Wasser 2,70 Euro, Bier ab 2,90 Euro, Stamperl Likör 2,30 Euro

„Ein Gasthaus“– das ist, liebe Leser, die – meist – genießerische Erinnerung an Geschmack und Atmosphäre. Eine subjektive Sache also, ein Tipp, der empfiehlt: Gehen Sie hin, bilden Sie sich Ihr Urteil.