Kultur
Berching tanzt den Zwiefachen

Beim Zwiefachentag stand eine Oberpfälzer Tradition im Mittelpunkt. Berching konnte mit Geschichte und Stadtbild punkten.

01.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:30 Uhr
Franz Guttenberger
Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, Bürgermeister Ludwig Eisenreich und Kulturreferent Richard Gaßner (Mitte von. L) eröffneten in der Post Berching den Zwiefachentag. −Foto: Franz Guttenberger/Franz Guttenberger

„Dou setz ma uns nieder – die Oberpfalz und ihre Zwiefachen“ war das Motto des Zwiefachentags in Berching. Der stellvertretende Bezirkstagspräsident Thomas Thumann eröffnete ihn mit Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl und Bürgermeister Ludwig Eisenreich. Thumann sagte, der Bezirk fördere Kultur und Brauchtum und dass sei wichtig. Zur Eröffnung sangen Eisenreich und Appl zusammen das Gstanzl „Dou setz man uns nieder….“.

Zuvor hatte in der Stadtbücherei mehrere Wochen lang die Ausstellung „Zwiefache raus“ stattgefunden. Dafür hatte der Bezirk Oberpfalz mit der Stadt Berching die Werbetrommel gerührt. Bei dieser Wanderausstellung, die Dr. Philipp Ortmeier und Elisabeth Merklein im Auftrag des Volksmusikvereins im Landkreis Regen erstellt haben, wurde dem Zwiefachen auf die Spur gegangen. Er ist seit 2016 in die Landesliste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland eingetragen. Eisenreich und Appl würdigten die Volksmusikgruppen in der Region, die einen Zwiefachen noch spielen.

Teil des kulturellen Erbes

Der Zwiefache sei Teil des kulturellen Erbes der Oberpfalz, sagte der Bürgermeister: „Dass der Zwiefachentag dieses Jahr in Berching Halt macht, ist für mich als Musiker etwas Besonderes. Die Stadt Berching ist als Ort mit den vorhandenen Gasthöfen, der Geschichte und dem Stadtbild gut für den Zwiefachentag.“

Kennzeichen: Das Besondere am Zwiefachen ist der Takt: Die Tanzpaare wechseln zwischen ungeradem und geradem Takt hin und her. Der Wechsel kann regelmäßig oder unregelmäßig erfolgen.Erbe: Im Jahr 2016 wurde dem Zwiefachen eine besondere Ehre zuteil: Die Deutsche UNESCO-Kommission entschied sich, den Zwiefachen in das Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes in Deutschland in der Sparte Kulturform aufzunehmen.

Um das gemeinsame Singen und Musizieren zu erleichtern, entstand für den ersten Zwiefachentag 2018 in Hemau ein Begleitheft. Appl sagte, für den Zwiefachentag in Berching sei nach einem Zwiefachen aus der Region gesucht worden. Gefunden habe man das Lied „Druntn am Weihersdamm“. „Die abgedruckte Version stammt aus der Zwiefachensammlung von Peter Lindl, dessen Wurzeln nach Berching zurückgehen“, so Appl.

Rund 25 Einzelveranstaltungen waren am Samstag im Programm. In der Kulturhalle gab es den Vortrag „Zwiefacher trifft Klassik – Musik mit Aktwechsel“ von Dr. Philipp Ortmeier aus Passau. Der Musikwissenschaftler und Komponist erklärte, was Christoph Willibald Gluck und der Zwiefache gemeinsam haben.

Unter dem Titel „Barockes Berching trifft seinen berühmtesten Sohn“ hielten Gerlinde Delacroix und Altbürgermeister Rudolf Eineder eine Stadtführung. Franz Brandl und seine Frau Genoveva traten dabei im barocken Kostüm als Gluck und seine Gattin auf. Bei einer Treidelfahrt auf dem Kanal erfuhren die Teilnehmer Interessantes von Martin Deflorin über die Treidelwege. Über Hausnamen und deren Vorfahren informierte Alexander Delacroix in der Berchinger Innenstadt.

Viel Tanz und Musik

Zum Ausklang ging es in vier Gaststätten in Berching musikalisch und tänzerisch hoch her. Zwiefachentänzer aus der Oberpfalz zeigten ihr Können auf der Tanzfläche. Eisenreich sowie Richard Gaßner, Bezirksrat und Kulturreferent, eröffneten das abendliche Event. Mit dabei waren unter anderem die Lupburger Musikanten, die Geigerei Schreiner aus München und das Trio Chanson Chez unter dem Motto „Zwiefache, scho so schee“.