Willibald Gluck
Berchinger Drehorgel spielt Gluck-Stück

Das Altenheim in Berching hat nun einen Leierkasten. Er soll nicht nur den Senioren eine Freude bereiten.

03.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:39 Uhr
Dagmar Fuhrmann
Gerhard Binder und Alexander Delacroix freuen sich über die Drehorgel. −Foto: Dagmar Fuhrmann

Es gibt keine Zufälle. Ein Satz, den der Leiter des Seniorenheims, Gerhard Binder, sehr oft sagt. Wieder einmal hat sich diese Weisheit bestätigt. Ihm wurde Dank einer großzügigen Spende und eines Zufalls ein Wunsch erfüllt, von dem die Senioren profitieren werden und über den sich auch die Gluck-Freunde sehr freuen.

Binder hatte bei einem Kollegen eine Drehorgel gesehen und beschlossen, ebenfalls eine für seine Bewohner anzuschaffen. Musik spielt eine wichtige Rolle im Leben der Senioren, besonders Stücke, die ihnen aus früheren Zeiten bekannt sind. Auch Drehorgeln sind vielen Bewohnern noch bekannt. Daher fuhr Binder mit einigen seiner Mitarbeiterinnen, sie werden die Orgel spielen, nach Dinkelsbühl zu einem Hersteller von Drehorgeln. Sie seien sofort begeistert gewesen und hätten sich entschieden, eine anzuschaffen. Da ein Instrument an die 10 000 Euro kostet, bat um Spenden. Dieser Brief erreichte auch Charlotte Schels von der Bäckerei Mittelbach. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Vater Otto Mittelbach sich 1999 eine Drehorgel angeschafft hatte, und spendete das Instrument dem Seniorenheim.

Einsatz:Bedienung:
Die Orgel soll auch in der Öffentlichkeit erklingen, das erste Mal am 16. Juni beim Pfarrfest im Garten des Seniorenheims.Dank der modernen Computertechnik kann die Orgel von jedem gespielt werden. Sie hält das Tempo alleine, das Rad muss aber gedreht werden, sonst schweigt sie.

Glücklicherweise war es ebenfalls in Dinkelsbühl gebaut worden und so konnte Binder erneut in die Drehorgelwerkstatt fahren, dieses Mal mit dem gebrauchten Instrument.

Inzwischen ist die Orgel wieder in Berching, generalüberholt und auf Hochglanz gebracht und um ein ganz Stück bereichert. Auch der „Reigen der seligen Geister“ lässt sich spielen und damit dürfte die Berchinger Drehorgel wohl die einzige auf der ganzen Welt sein, mit der sich ein Stück von Christoph Willibald Gluck spielen lässt. Erweitert wurde das Repertoire auf Wunsch von Gerlinde Delacroix, der Vorsitzenden der Gluck-Freunde. Sie und Alexander Delacroix nahmen die Orgel ebenfalls in Augenschein. „Bei der Landpartie vor zwei Jahren wurde eine Drehorgel gespielt, allerdings ohne ein Gluck-Stück.“

Als sie von dem Projekt erfahren hat, bat sie den Regisseur der Landpartie, Franz Killer, die Noten des Stücks „Reigen der seligen Geister“ für eine Drehorgel zu setzen, in Dinkelsbühl wurde er auf den Chip programmiert. Künftig werden sich die Gluckfreunde keine Orgel mehr für die Landpartie leihen müssen. Sogar der Intendant der Gluckfestspiele überlegt, ob er die Orgel künftig miteinbauen soll. Denn zu Glucks Zeiten war diese Art von Musik sehr populär, sagte Delacroix. „Das hätte Otto Mittelbach sehr gefallen“, sagte Delacroix, er sei ein großer Gluckfreund gewesen. Alexander Delacroix erinnert sich, dass man Otto Mittelbach öfter am Viehmarkt und am Rossmarkt spielen hören konnte. Er hatte 1999 die Drehorgel angeschafft, die nun dank der großzügigen Spende seiner Tochter nach der Reparatur wieder in Berching zu hören sein wird. Darüberhinaus gab es mehrere Spenden von Berchinger Geschäftsleuten und Ärzten und eine überaus großzügige Einzelspende, der Geber möchte allerdings anonym bleiben.