Biodüngerlager
Biogasanlage bei Paulushofen: Pläne werfen Fragen auf

25.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:54 Uhr
Zum Biodüngerlager möchte die Firma Högl die stillgelegte Biogasanlage bei Paulushofen umfunktionieren. −Foto: F. Rieger

Die stillgelegteBiogasanlage bei Paulushofensoll zu einem Biodüngerlager umfunktioniert werden. Details dazu wurden den Bürgern nun im Rahmen eines Infoabends erläutert.

„Eine Frage des Vertrauens“ – diese Überschrift hat unsere Zeitung Anfang Oktober des vergangenen Jahres gewählt, nachdem die Firma Högl aus Dietrichsdorf in der Gemeinde Volkenschwand den Paulushofener Bürgern ihre Pläne für eine Umnutzung der stillgelegten Biogasanlage vorgestellt hatte.

Eine Frage des Vertrauens, weil es sich um eine Anlage mit Vorgeschichte handelt. Dafür kann die Firma Högl, die das Areal erst nach den inzwischen juristisch geahndeten Vorgängen erworben hat, nichts. Und doch stoßen diePlanungen für eine Wiedernutzung als Biodüngerlagerbei den Bürgern auf Fragen und Bedenken. Um Letztere nach Möglichkeit auszuräumen, fand am Montag eine weitere Informationsveranstaltung in Paulushofen statt.

Offene Fragen: Thema im Beilngrieser Stadtrat vertagt

Ortssprecher und Dritter Bürgermeister Christian Gerner (CSU) begrüßte dazu neben den Referenten – den Geschwistern Franz und Rita Högl, beide Geschäftsführer bei dem niederbayerischen Familienbetrieb – auch Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW), dessen Stellvertreter Anton Grad (CSU), weitere Stadtratsmitglieder und Ortssprecher sowie eine ganze Reihe interessierter Bürger. Gut 50 Zuhörer hatten sich insgesamt eingefunden.

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Rathauschef Schloderer skizzierte in Kürze den Sachstand. Damit die Firma Högl das Areal zu einem Biodüngerlager umfunktionieren kann, ist eine Bauleitplanung erforderlich. Eine solche ist per Stadtratsbeschluss einzuleiten. Das hätte eigentlich bereits im Frühsommer geschehen sollen.

Er habe bislang nicht den Eindruck gehabt, dass es im Ort die ganz großenBedenken gegen besagtes Vorhabengebe, erläuterte der Bürgermeister. Nachdem dann unmittelbar vor besagter Stadtratssitzung noch Bürgerfragen aufgekommen seien, habe man die Thematik vertagt und stattdessen noch einmal diesen Infoabend anberaumt. Dessen Ziel solle es nun sein, offene Fragen zu klären.

Gärreste sollen in Paulushofen deponiert werden

Franz Högl zeigte dann eine Präsentation, die folgende Kernbotschaft hatte: Man sei ein sauber arbeitendes Unternehmen und eine anständige Familie. Er selbst sei beispielsweise trotz zweier Gegenkandidaten mit rund 60 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde gewählt worden, in der sich auch der Familienbetrieb befindet. So etwas wäre nicht vorstellbar, wenn nicht sauber gearbeitet würde, betonte Högl.

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Er zeigte auch auf, wie der Prozess in der heimischen (Biogas)-Anlage funktioniert, an dessen Ende das Gärprodukt steht, das in Paulushofen zwischengelagert werden soll. Vereinfacht ausgedrückt, verarbeitet man Grünabfälle und all das, was in der Biotonne landet, auch überlagerte Lebensmittel. In einem mehrstufigen Vorgang werden Fremdstoffe, beispielsweise Plastik, herausgefiltert. Übrig bleibt ein hygienisiertes, flüssiges und nährstoffreiches Substrat, das als Dünger auf Felder ausgebracht wird.

Die Qualität dieses Restprodukts werde unabhängig kontrolliert und sei für die Firma entscheidend, schließlich zahlen die abnehmenden Landwirte dafür. Um entsprechende Standards zu gewährleisten, arbeite man seit einigen Jahren mit dem Großunternehmen Remondis zusammen.

Firma Högl will Lagerkapazitäten erhöhen

15000 bis 18000 Kubikmeter des besagten Flüssig-Gärrestes fallen pro Jahr an – und um die Lagerkapazitäten erhöhen zu können, möchte man neben dem heimatlichen Betriebsgelände künftig auch die Tanks der stillgelegten Biogasanlage in Paulushofen nutzen. Denn: Ausbringen dürfen Landwirte solche Düngestoffe nur in einem begrenzten Zeitraum im Frühjahr, sodass sich im restlichen Jahresverlauf die besagte Menge ansammelt.

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Konkret hieße das für Paulushofen: Es würde ausschließlich besagter Biodünger, der auf dem Betriebsgelände der Firma Högl erzeugt wird, angeliefert und zwischengelagert. Die Zufahrt zum Gelände wird nur befugten Personen ermöglicht. Laut Högl rechnet man mit einem Jahresschnitt von ein bis drei Lkw-Fahrten pro Tag. „Wir fahren nicht nachts“, garantierte Rita Högl auf Bürgernachfrage. Auch einen Betrieb an Sonn- und Feiertagen schloss man kategorisch aus. Ziel wäre dann, einen entsprechenden Kundenstamm aufzubauen, gerne auch aus der Region, der im Frühjahr diesen Dünger in Paulushofen abholt.

Wie außerdem zu erfahren war – eine Neuerung im Vergleich zum vergangenen Oktober –, könnte man sich vorstellen, im Freien auf dem Areal einen kleinen Wertstoffhof für Grüngut inklusive Verkauf von ebenfalls selbst erzeugtem Kompost zu betreiben, vermutlich samstags am Vormittag.

Bürger stellten eine ganze Reihe an Fragen

Von Bürgerseite gab es eine ganze Reihe an Fragen – vom zu erwartenden Verkehr bis hin zu Formulierungs-Details in den Planunterlagen. Die Diskussion kam dann aber immer wieder auf den Kernpunkt zurück, den ein Bürger mitVerweis auf die Vorgeschichte, für die das Unternehmen freilich nichts könne, folgendermaßen in Worte kleidete: „Das Vertrauen ist einfach nicht da.“

Dem entgegnete Franz Högl: „Wir waren das nicht – und wir machen sowas nicht.“ Gerne lade man jeden Interessierten zu einer Betriebsbesichtigung in Dietrichsdorf ein. Und Rita Högl fügte hinzu: „Das müssen Sie uns irgendwann auch mal glauben, dass wir keine Lumpen sind.“

Ein Bürger warf dann eine noch grundsätzlichere Frage auf. Aktuell ruhe die Anlage – und selbst bei einer Nutzungs-Wiederaufnahme, die vollkommen korrekt ablaufe, müsse er sagen: „Für mich ist nicht erkennbar, was dabei für uns als Ort der Vorteil wäre.“ Hier hielt der Bürgermeister entgegen, dass nicht jedes Vorhaben immer jedem Bürger nutzen müsse. Die Allgemeinheit profitiere aber, wenn die Firma entsprechende Erschließungskosten zahlt. Und Franz Högl verwies auf einen regionalen Nährstoffkreislauf, an dem man mitwirke.

Nach gut zwei Stunden fand die Versammlung ihren Abschluss. Von Bürgerseite bekamen das Unternehmen sowie die Stadt und die übrigen beteiligten Behörden mit auf den Weg, dass man weiter transparent informiert werden wolle. Und Franz Högl beteuerte: „Es ist uns ernst, hier etwas Gescheites zu machen.“