Stammzellenspender und Empfängerin
„Blutsgeschwister“ gehen zum Regensburger Leukämielauf an den Start

28.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:31 Uhr
Johannes Hirschlach
Natascha Michel und Steffen Jakobi starteten schon 2020 beim Leukämielauf. −Foto: Michel

Natascha Michel überstand dank eines Stammzellenspenders ihre Leukämie. Jetzt sporteln sie gemeinsam in Regensburg.



Es begann mit Fieberschüben und Schwächeanfällen, führte zur Diagnose Blutkrebs – und hätte an einem Abend auf der Intensivstation enden können. Natascha Michel, 35, weiß, was es heißt, dem Tod nahe zu sein. „Sie überleben die Nacht sowieso nicht“: Irgendwie sowas habe ein Arzt ihr an jenem kritischen Abend in der Klinik hingeworfen, sagt sie. „Ich dachte mir aber: Doch.“

Stattdessen nimmt Michel nun am Sonntag zum dritten Mal am Leukämielauf in Regensburg teil. Als fitte, gesunde junge Frau – und zusammen mit ihrem Lebensretter: Steffen Jakobi, 45, spendete Michel Stammzellen.

Die beiden, Michel als frühere Leukämiepatientin, Jakobi als Spender, stehen für genau das, wofür sich die Leukämiehilfe Ostbayern als Organisatorin des Leukämielaufs einsetzt: Leben retten.

Regensburger Leukämielauf mit Tradition

Zum 24. Mal steigt die Laufveranstaltung mit bis zu 3500 Teilnehmern in Regensburg. „Wir wollen erstens auf die Erkrankung aufmerksam machen“, erklärt Leiterin Anna-Maria Thurow die Ziele. „Und zweitens wollen wir für unsere Aktionen sammeln.“ Bis zu 50.000 Euro kommen Jahr für Jahr durch das ehrenamtlich mit dem LLC Marathon Regensburg organisierte Sportevent zusammen. Die fließen in Projekte der Leukämiehilfe. Vor Ort ist außerdem die Aktion Knochemarkspende Bayern mit einer Typisierungsstation.

Für Steffen Jakobi und Natascha Michel ist der Lauf der perfekte Ort, um etwas gemeinsam zu unternehmen. „Das ist richtig schön und familiär“, findet Jakobi, der früher schon einen Ironman gelaufen ist.

Dass Michel ihren Stammzellenspender kennt, ist nicht ungewöhnlich. Nach einer Anonymitätsfrist von zwei Jahren dürfen Empfänger und Spender die gegenseitige Identität erfahren. Erst jedoch muss die Krankheit überwunden sein.

Diagnose Leukämie kam nicht sofort

Blutkrebs ist eine tückische Erkrankung. Krebszellen können sich im ganzen Körper ausbreiten. Die Symptome sind anfangs nicht immer ganz eindeutig. Wie bei Michel: Als sie mit 29 wiederholt vor dem Computer einschläft, Fieberanfälle erleidet, vermuten Ärzte zunächst eine Herzmuskelentzündung bei der sportlichen jungen Frau aus Oberfranken. Erst nach einigen Monaten lautet die Diagnose dann „akute myeloische Leukämie“. Die erste Chemotherapie schlägt an, doch nicht genug. Michel entscheidet sich gegen viele weitere Behandlungsrunden – und stattdessen für eine Stammzellenspende.

Damit bekommt Jakobi, der südwestlich von Frankfurt am Main wohnt, Post. Seine Stammzellendaten, die in einer Kartei hinterlegt sind, passen zu Michel. „Ich wusste gar nicht mehr, dass ich mich mal registriert habe“, sagt Jakobi. „Aber es war klar, dass ich das machen will.“

Schon wenige Wochen später, im September 2017, spendet Jakobi in München Stammzellen. „Das war einfach wie eine längere Blutspende“, erinnert er sich. Einen Tag später erhält Michel die lebensrettende Transfusion.

Langer Heilungsprozess für Natascha Michel

Überstanden ist es damit noch nicht: Nach einigen Wochen reagiert Michels Körper heftig auf die Behandlung. Sie muss mit Leberverschluss auf die Intensivstation, die Situation ist höchst lebensbedrohlich. Erst später geht es aufwärts. Langsam, dann stabiler.

Heute ist für Michel ein Rückfall genauso wahrscheinlich wie für andere Personen eine Neuerkrankung. Ihren Job als Referentin für Erneuerbare Energien übt sie nicht mehr aus, „das funktioniert einfach nicht mehr“. Stattdessen ist Michel Fitnesstrainerin. Und sie verspürt seit der Spende plötzlich eine leidenschaftliche Lust auf Kaffee: „Das muss von Steffen kommen“, sagt Michel. Ähnliche Geschichten haben ihr auch andere Empfänger schon erzählt.

Beim Hochleistungs-Dauerlauf ist der Funke dafür nicht ganz übergesprungen. „Ich bin keine Läuferin“, sagt Michel und lacht. Wenn sie also am Sonntag mit Jakobi beim Leukämielauf startet, „laufen wir zwar zusammen“, sagt sie. „Aber der Steffen muss sich meinem Tempo anpassen.“

Wann:Der Leukämielauf 2022 beginnt am Sonntag, 2. Oktober, um 10 Uhr mit der Startnummernausgabe. Die Eröffnung findet gegen 11.30 Uhr statt. Anschließend fallen nach und nach die Startschüsse für die einzelnen Läufe.

Was:Zur Teilnahme werden zwei Kinderläufe über 1,5 Kilometer (12 und 13.15 Uhr), ein Walking (12.55 Uhr) und ein Nordic Walking (13 Uhr) über je sechs Kilometer sowie ein Langstreckenlauf (14.15 Uhr) über zehn Kilometer angeboten.

Wo:Start und Ziel des Leukämielaufs liegen am Sportgelände Oberer Wöhrd in Regensburg.

Wie:Eine Anmeldung ist bis 30. September unter leukaemielauf.de möglich.