Zukunft
BMW baut neue Teststrecke

Der Autobauer errichtet in Tschechien ein Hightech-Zentrum. Auf dem Gelände will BMW selbstfahrende Autos erprobe

30.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:11 Uhr
Harald Raab

BMW-Elektroauto in Tschechien: Der Münchner Autobauer investiert einen hohen Millionenbetrag in Sokolov. Foto: Rainer Häckl/BMW

Zur Zeit ist es noch eine Mondlandschaft, spärlich mit Birken bewachsen. 250 Jahre wurde im Falkenauer Kohlebecken (heute Sokolov) Braunkohle im Tagebau abgebaut. Jetzt wird dort eine Brache von 500 Hektar in ein Hightech-Gelände zum Test von selbstfahrenden Autos eingerichtet. Mit 150 Millionen Euro engagiert sich der bayerische Autobauer BMW – 50 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – zum ersten Mal in Tschechien, wo bisher Skoda, eine Volkswagen-Tochter, dominiert.

Hunderte neue Jobs

Für das Projekt hat In der vergangenen Woche auch der zuständige nordböhmische Kreis Karlovy Vary (Karlsbad) grünes Licht gegeben. Kreishauptfrau Jana Vildumetzova und der BMW-Projektleiter Johannes Maierhofer haben einen Plan zur Verkehrsinfrastruktur vorgestellt. Damit verpflichtet sich der Kreis (vergleichbar mit einem bayerischen Regierungsbezirk) für die Anbindung des Testzentrums an das öffentliche Straßennetz zu sorgen. Für 40 Millionen Kronen (1,5 Millionen Euro) werden Straßen, Parkplätze, Bushaltestellen und Ladestationen für Elektroautos gebaut.

BMW-Manager Maierhofer erklärte bei diesem Anlass: „Das Testzentrum ist die größte Investition, die BMW in Ostmittel- und Osteuropa tätigt. Wir schaffen Hunderte neue Arbeitsplätze, denn wir brauchen Maschinenbauer, Automechaniker und IT-Experten.“ Zusätzlich fänden Sicherheitspersonal, Reinigungskräfte und Gastronomie-Mitarbeiter eine neue Anstellung. Man benötige Unterkünfte und Restaurants für eine große Zahl von BMW-Ingenieuren und Technikern, die für ihre Testvorhaben vorübergehend hier unterkommen müssen.

Mit von der Partie ist auch das tschechische Förderunternehmen Sokolovsá uhelná (Suas), dem das Gelände ursprünglich gehört hat. Suas wird die gigantischen Erdarbeiten vornehmen, die für die Erstellung des neuen Testzentrums nötig sind. Auf dem Gelände sollen über 100 Kilometer Straßen gebaut werden.

„Wir haben in Sokolov ideale Bedingungen und die Fläche vorgefunden, die wir für Fahrzeugtests benötigen“, ließ der BMW-Immobilienchef Herbert Grebenc verlautbaren. Der Münchner Autobauer betreibt bereits drei Testgelände, je eines in Bayern (Aschheim bei München), Frankreich (Miramas) und Schweden (Arjeplog). Die bestehenden Zentren seien überlastet, heißt es.

Für das neue Testzentrum habe man in Deutschland kein Gelände gefunden. In Sokolov sollen teilautomatisiert und voll automatisiert gelenkte Autos getestet werden. Im Fokus der Tests werden Assistenzsysteme zur Kollisionsvermeidung stehen.

Test unter realen Bedingungen

Die Tschechische Republik sieht in der Autozukunft ihre Chance. Das tschechische Verkehrsministerium lässt in diesem Jahr eine Machbarkeitsstudie erstellen. Mit ihr soll ausgelotet werden, ob die Autobahn D2 zwischen Brno/Brünn und Bratislava als Teststrecke ausgebaut werden kann.

Hier sollen künftig selbstfahrende Autos im realen Straßenverkehr erprobt werden. Für so ein Experiment haben sich obendrein zwei tschechische Städte bereit erklärt: die Autostadt Mlada Boleslav (Skoda) und Ústí nad Labem (Aussig). Hier will man fahrerlose Autos im innerstädtischen Verkehr zulassen.

In Sachen Fahrzeugabsatz ist Tschechien für BMW allerdings noch Entwicklungsland. In Böhmen und Mähren gibt es nur 14 BMW-Händler. Die sollen in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres nur rund 7000 Wagen abgesetzt haben.

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