Gesundheit
BRK-Präsidentin: Mehr Geld für Pflege

CSU-Politikerin Angelika Schorer fordert die nächsten Schritte der Reform. Eine eingeschränkte Impfpflicht will sie nicht.

10.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:33 Uhr
Die neue Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Angelika Schorer, fordert mehr Geld für die Pflege und einen besseren Personalschlüssel. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Bei der jüngsten Landesversammlung des BRK hat sich die CSU-Politikerin Angelika Schorer gegen ihren Mitbewerber, den Zahnarzt Holzer Krems aus Augsburg, durchgesetzt. Die neue Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes will ihr Amt nun nutzen, um das Pflegesystem auf Vordermann zu bringen.

Sie sind frischgebackene Präsidentin des BRK. Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen? Corona?

„In der Tat. Wir haben beim BRK sowohl Senioren- als auch Behindertenheime sowie von uns betreute Krankenhäuser. Und dazu natürlich den Rettungsdienst. Wir sind gefordert ohne Ende. Als BRK trifft uns Corona in allen Sparten. Ich habe selbst Verlegungsfahrten aus dem Landkreis Rottal-Inn miterlebt, die von uns von Regensburg aus koordiniert wurden. Das kann sich niemand vorstellen, was das für unsere Rettungsdienste bedeutet. Wir sind wirklich am Limit.“

Wie halten Sie es mit der Impfpflicht – nur für die Personen, die es beruflich mit vulnerablen Gruppen zu tun haben, also etwa in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen? Oder besser eine allgemeine Impfpflicht? Und was würde Ersteres für die Ehrenamtlichen beim BRK bedeuten?

„Vorweg: Wir haben beim BRK eine sehr hohe Impfquote. Ich persönlich bin auch schon geboostert. Ich habe da eine ganz klare Meinung: Wir brauchen insgesamt eine hohe Impfquote – nur einzelne Berufsgruppen zu impfen, reicht nicht mehr.“

Sollte es nun doch als Erstes zu einer Impfpflicht für medizinisches Personal und Pfleger kommen: Befürchten Sie, dass tatsächlich Leute kündigen oder ihr Ehrenamt etwa im Rettungsdienst niederlegen?

„Es haben ja jetzt schon, mit dieser seit 20 Monaten andauernden Überlastung, einige gesagt, dass sie das nicht mehr schaffen – mental nicht und körperlich nicht. Gerade die Pflege ist davon betroffen. So etwas hatten wir noch nie. Wenn weitere aufgeben, dann wäre das das Schlimmste, was uns passieren könnte. Ohne Ehrenamtliche, die an so vielen Stellen einspringen, funktioniert das System nicht mehr.“

Sie haben es selbst gerade gesagt: Das BRK betreibt auch Einrichtungen wie Pflegeheime. Damit sind Sie ja Arbeitgeber und haben es in der Hand: Was halten Sie vom Aufruf Ihres Parteikollegen, Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Pfleger deutlich besser zu bezahlen und sie in der Arbeit stärker zu entlasten?

„Da bin ich dafür – und zwar schon lange. Wir haben hervorragend ausgebildete Kräfte, die wir beim BRK auch immer schon nach Tarif bezahlen und Tarifsteigerungen selbstverständlich einhalten. Das ist mehr, als bei vielen Privaten bezahlt wird. Diesen Pflegern müssen wir aber eine Zukunftsperspektive bieten. Aber das können wir nicht als BRK alleine. Da muss politisch mehr getan werden, wir müssen in der Pflegereform jetzt endlich die nächsten Schritte machen. Da geht es auch um Dinge wie zum Beispiel den Pflegeschlüssel.

Aber was hindert Sie als Arbeitgeber, zu sagen: Wir legen beim Geld etwas drauf, denn die haben es verdient. Da hindert Sie doch niemand, oder?

„Das wäre schön, wenn es so einfach wäre. Wir machen als BRK keine Gewinne. Um besser bezahlen zu können, müssen wir mehr Geld bekommen – dann braucht es in den Pflegeheimen höhere Pflegesätze, die Kassen müssen mehr bezahlen. Kurz: Es muss mehr Geld ins System.“

Beruf:Wahl:
Die heute 63-jährige CSU-Landtagsabgeordnete aus Marktoberdorf hat eine Lehre als Bankkauffrau absolviert. Seit 1981 ist sie Landwirtin im Vollerwerb.Bei der jüngsten Landesversammlung des BRK setzte sie sich gegen ihren Mitbewerber, den Zahnarzt Holzer Krems aus Augsburg, durch. Der bisherige Präsident, Theo Zellner aus Cham, trat nicht mehr an.

Sie haben bereits anklingen lassen, dass es schwer ist, auch in Zukunft genügend Menschen für die ehrenamtliche Arbeit beim Roten Kreuz zu gewinnen, gerade auch junge Leute. Hat sich die Gesellschaft verändert, ist sie egoistischer geworden?

„Früher war es schon etwas Besonderes, wenn man die Rot-Kreuz-Jacke anhatte. Und es gab über lange Zeit so etwas wie Familientraditionen: Da waren die Großeltern und die Eltern beim BRK engagiert – und natürlich irgendwann auch die Kinder. Das ist heute nicht mehr so selbstverständlich. Menschen für uns zu gewinnen, ist eine ganz große Herausforderung und bedarf einer permanenten Kraftanstrengung. Im Moment ist es wegen Corona schwer, aber ich glaube schon, dass es nach der Pandemie wieder etwas leichter wird, junge Leute zu gewinnen.“

Bei welchen Themen müssen Ministerpräsident und Gesundheitsminister damit rechnen, dass Sie permanent auf der Matte stehen?

„Aktuell sind es Themen wie das bayerische Rettungsdienstgesetz und das Thema Telenotarzt. Dann gilt es für die Zukunft, besser aus Katastrophen zu lernen. Ich meine da nicht nur die Pandemie, sondern auch Ereignisse wie Starkregen und Sturzflut. Wir müssen im Katastrophenschutzgesetz Dinge nachschärfen. Wir brauchen noch mehr Ausbildung, mehr Trainingszentren und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen. Da gibt es einiges zu tun.“

Zwei Bayerinnen an den Spitzen des Roten Kreuzes: Gerda Hasselfeldt leitet seit drei Jahren als Präsidentin das Deutsche Rote Kreuz, Sie künftig das bayerische Rote Kreuz. Da kann man gut gemeinsam Druck und Dinge machen, oder?

„Ich kenne Gerda Hasselfeldt seit vielen, vielen Jahren. Sie ist selbst begeistert von der Arbeit des Roten Kreuzes und sie kann Menschen dafür begeistern. Ich freue mich unbändig auf die Zusammenarbeit mit ihr. Man muss wissen: Das Bayerische Rote Kreuz ist nicht nur der größte Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes, sondern wir stellen fast die Hälfte der deutschen Mitglieder. Da haben wir Gewicht. Zusammen können wir nicht nur in Bayern gestalten, sondern im Schulterschluss auch in Berlin.“