Indie-Pop
Bruckner: Die Regensburger Jungs

Trotz Corona-Krise hat das Brüder-Duo aus der Domstadt sein Debütalbum „Hier“ vorgelegt. Sie sehnen sich nach Live-Konzerten.

24.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:47 Uhr
Benjamin Weigl
Matti und Jakob Bruckner (von links) wohnen derzeit in Regensburg-Neuprüll. −Foto: Felix Birkenseer

Vor ziemlich genau drei Jahren setzten die Brüder Jakob und Matti Bruckner alles auf eine Karte und machten das Musik-Projekt „Bruckner“ zu ihrem Lebensinhalt. Seitdem geht es bei dem Indie-Pop-Duo aus Regensburg stetig bergauf. Nach diversen Singles und EPs haben sie einen Plattenvertrag bei Sony Music ergattert und vor vier Wochen mit „Hier“ ihr erstes Langspiel-Album herausgebracht.

Mit einem frischen, manchmal rappigen, manchmal melancholischen Musikstil haben die Bruckners klare Ziele vor Augen. Massentauglich darf es ruhig sein, erzählen die Brüder, klassischen Radio-Pop möchten sie aber nicht machen. „Da dürfte nichts fremd und überraschend klingen, nichts reiben“, sagtder 30-jährige Jakob. Ihre Musik aber soll unabhängig sein und abbilden, was die Brüder beschäftigt. Auf Alternativsendern wie Puls und egoFM fühlen sie sich zuhause.

Matti und Jakob stammen aus einer Großfamilie am Chiemsee. Musikalisch und katholisch wurden sie erzogen, „Dorfleben, Fußball, Sport“ – so beschreiben sie ihre Jugend. Ihr Vater war Musiklehrer, die Brüder lernten Klavier, Schlagzeug und Gitarre. Von der oberbayerischen Herkunft und ihrer oberpfälzer Wahlheimat hört man in ihren Stimmen nichts mehr. „In der siebten Klasse hat man mir mal gesagt: Wenn du beim nächsten Referat nicht Hochdeutsch redest, gibt’s eine Note schlechter“, erinnert sich Jakob.

Bruckners ziehen weg von Regensburg

Trotz ihrer Konzerttouren durch die Republik fühlen sie sich in Bayern und speziell in Regensburg aber heimisch. Ursprünglich verschlug es die Brüder zum Studieren in die Domstadt, derzeit wohnen beide in Neuprüll. „Regensburg war für uns das erste Mal weg von zuhause“, erzählt Matti. „Wir hatten hier eine saugute Zeit und lieben die Stadt.“ Jakob ist schon seit zehn Jahren hier, wohnte in der Altstadt, jobbte zwischendurch im Café Legato. Bald aber steht wohl ein Umzug an, verraten die Bruckners. Mit Freunden wollen sie eine Kommune gründen, wahrscheinlich im Voralpenland.

Dass ihr Debütalbum „Hier“ mitten ins kulturbedrohende Corona-Jahr 2020 fällt, hat die Brüder bislang nicht von ihrem Weg abgebracht. „Verschieben war keine Option – wir haben schon so viele Songs auf Lager, die wir unbedingt rausbringen wollen“, sagt Matti. Ihre Konzertpläne hat Corona allerdings vorerst zunichtegemacht. „Wir hatten eine super Tour mit gutem Vorverkauf. Das wäre ein gutes Sprungbrett gewesen“, sagt Jakob.

Band:Album:
„Bruckner“ besteht aus dem Brüder-Duo Jakob und Matti. In ihren Songs thematisieren sie das moderne Großstadtleben der Jugend, die Sehnsucht nach Ferne und auch politische Themen wie den Klimawandel.„Hier“ von Bruckner, erschienen bei Sony Music, CD etwa 13 Euro, Vinyl etwa 20 Euro.

Sofa-Festival für Geflüchtete

Im Indie-Genre sei es wichtig, die Herzen der Fans bei Liveauftritten zu erobern. Auf Spotify verdiene man nur Geld, wenn man es in die großen Playlists schaffe. Die Konzerte werden nachgeholt, spätestens ab Herbst wollen Bruckner wieder live spielen. Am 20. Januar steht ein Auftritt in Nürnberg an, zum Jahresabschluss nächstes Jahr ein Konzert in Regensburg. „Dieses Jahr wird ein Loch im Etat hinterlassen“, sagt Jakob. Trübsal blasen die beiden aber nicht, andere habe es schließlich viel schlimmer erwischt.

Hier lesen Sie ein Porträt über Jakob Bruckner:

„Wir haben die Zeit genutzt, uns zuhause eingesperrt und Musik gemacht“, sagt Matti. Während des Lockdowns haben die Bruckners das „Social Sofa Festival“ ins Leben gerufen und dabei Spenden für Geflüchtete gesammelt. Nur über Soziale Netzwerke zu spielen ist für die Brüder auf Dauer aber keine Option: „Es ist schon ein wenig komisch, wenn man einen Song zu Ende spielt und gar kein Feedback oder Applaus bekommt. Man sieht höchstens ein paar Herzen aufploppen“, sagt Matti schmunzelnd.

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