Aurelium Lappersdorf
Bruno Jonas checkt Fakten für Fleischesser und Dieselfahrer

21.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:34 Uhr
Michael Scheiner
Scharfzüngiger Zweifler: Bruno Jonas. Am Freitag gastiert der Kabarettist im Aurelium mit seinem neuen Soloprogramm für Fleischesser und Dieselfahrer. Veganer sind willkommen. −Foto: Seelos

Mehrmals musste sein Auftritt im Aurelium verschoben werden, jetzt müsste es klappen: Am Freitag gastiert Bruno Jonas im Lappersdorfer Goldhaus.



„Hab i foisch abghobn…“ brummelt es aus dem Hörer. Wer jetzt an einen satirischen Einstieg denkt, ist nur teilweise auf dem Holzweg: Bruno Jonas entschuldigt sich noch, dass er beim Abheben auf den falschen Knopf gekommen sei, dann kann das Telefoninterview beginnen.

Mindestens dreimal ist der Auftritt des Satirikers im Aurelium verschoben worden, bevor es nun, endlich, am Freitag (23. September, 19.30 Uhr) über die Bühne gehen kann. Genau genommen, evoziert „über die Bühne gehen“ ein falsches Bild. Anschleichen und lostreten wäre die sinnstiftendere Vorstellung von der gedankenscharfen Kunst, mit der Bruno Jonas Politiker jeder Couleur seziert und verhohnepiepelt.

Zweifel an Fledermaus-These

Einen „herrschaftsfreien Monolog für Fleischesser und Dieselfahrer“ verspricht er mit seinem neuen, dem 13. Programm „Meine Rede“. Gut zwei Jahre hatte der vielseitige Kabarettist, der im Dezember 70 wird, Zeit, immer wieder an dem Solo zu feilen. „Ich war am Schreibtisch gesessen und hab’ viel nachgedacht“, beschreibt er die Zeit der Einschränkungen mit einem Schuss Sarkasmus. „Die Gefahr der Ansteckung scheint ja bei der Politik noch nicht ganz gebannt zu sein“, kommentiert er die „dauernden Warnungen des Gesundheitsministers“ vor der nächsten, kommenden und übernächsten Corona-Welle.

Er hoffe nur, meint Jonas mit ungewohnt gedrückter Stimme, „dass die Kultur an der Pandemie nicht ganz zerschellt und kaputt geht“. Viele Leute hätte aus Angst vor Ansteckung früher gekaufte Karten wieder zurückgegeben. „Ich versteh’, dass die Leit’ gsund bleiben wollen“, meint er und schlüpft wieder in die Rolle des Satirikers, der mit feinem Gespür die Stimmungen um sich herum aufnimmt. Natürlich habe er auch die „verschiedenen Theorien gelesen, wie es zu der Pandemie gekommen ist“. Die Annahme, ein Virus sei bei Versuchen in einem Labor in Wuhan ausgebüxt, erscheine ihm vom wissenschaftlichen Umfeld her „ziemlich plausibel“. Die These von der Fledermaus und dem Zwischenwirt dagegen finde er „sehr unwahrscheinlich“, weil bei keiner einzigen untersuchten Arten dieses Virus gefunden worden sei.

Eine andere Entwicklung, die ins neue Solo Eingang gefunden hat, ist die Energiewende. „Wie immer, gibt es auch hier die Fakten – so es keine Fake News sind“, schiebt Bruno Jonas ein, „also die Faktizität und die Narration“, Geschichten also, „die von Storytellern drum herum erfunden werden“. Bei der Frage nach der Energie der Zukunft laute die große Erzählung „dass alles gut wird und wir das schaffen können“. Bereits an dieser Stelle im Gespräch wird deutlich, dass der Münchner von dieser Lesart nicht viel hält.

Ob diese Geschichte trägt?

„Schaut man die Fakten an, ist es mit Wind und Sonne doch etwas knapp bemessen“, rechnet Bruno Jonas süffisant vor. Deren Anteil am Gesamtenergiebedarf Deutschlands liege bei 6,7 Prozent. „Bei Strom allein liegt ihr Anteil heuer zwar bei fast 50 Prozent“, doch es zähle eben der Gesamtbedarf, den unser Land an Energie hat, und nicht allein der Strom.

Da dürfe man schon „Zweifel anmelden, ob die Geschichte, die zu den Fakten erfunden wird, tatsächlich trägt“ und ob die Menschen sie auf Dauer glauben würden. In diesem Spannungsfeld bewege sich dann „natürlich auch die Bemerkung des Satirikers“, beschreibt Jonas mit einem Hauch von Koketterie seine Rolle als Zweifler und Faktengeraderücker.

Wer mehr über aktuelle Wahrheiten zwischen Faktizität und Narration wissen möchte, muss am Freitag ins Lappersdorfer Goldhaus. Karten sind über okticket.de und an der Abendkasse erhältlich.