Wirtschaft
Buchbauer will neuen Markt bauen

60 Prozent der Ihrlersteiner Kaufkraft fließen laut einer Analyse nach Kelheim. Dem will man mit einem Wechsel begegnen.

11.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Astrid Christl-Sorcan

Der geplante Standort

Bei der Ihrlersteiner Gemeinderatsitzung am Dienstagabend waren viele Zuhörer gekommen. Es stand die Errichtung eines neuen Verbrauchermarktes der Firma Buchbauer Handelsmärkte GmbH am Ortsrand auf der Tagesordnung.

„Wir können nicht über ungelegte Eier reden“, meinte Gemeinderat Peter Groeben (SPD) zu der Vorstellung des Planungskonzeptes. Im nichtöffentlichen Teil der vergangenen Gemeinderatsitzung hätte man über mögliche Standorte für einen Verbrauchermarkt diskutiert. Die mehrheitliche Meinung der Räte wäre gewesen, dass man den bestehenden Standort behalten wolle, so Groeben. Darüber hinaus sei das Gebiet bei der Rennstrecke noch gar nicht ausgewiesen. Bürgermeister Josef Häckl erklärte, dass es keinesfalls um eine Diskussion oder gar Abstimmung über die Ausweisung des Gebietes gehe. Die Firma Buchbauer Handelsmärkte GmbH wäre auf ihn zugegangen, um das Gremium lediglich zu informieren.

Trend geht zum Großeinkauf

Dazu war Thomas Weitl, der Leiter für Expansion der Firma Buchbauer, nach Ihrlerstein gekommen. In seiner Präsentation ging er auf die allgemeinen Veränderungen im Lebensmittelhandel ein. So zeige die Statistik des Marktforschungsinstituts GfK 2014, dass ein starker Trend zu wenigen Großeinkäufen in der Woche zu beobachten sei. Dabei werden etwa 50 Prozent des Umsatzes am Samstag gemacht.

Insgesamt haben die Kunden auch weniger Zeit beim einzelnen Besuch des Geschäfts. Die Konsequenz für den Handel: Lebensmittelmärkte müssten übersichtlicher gestaltet werden und eine größere Lagervorhaltung sei notwendig. Außerdem müsste man die Verkaufsflächen attraktiver für den Kunden gestalten. Für den Kunden sei nicht mehr wie noch 2003 der Preis ausschlaggebend, sondern der Verbraucher achte wieder mehr auf Qualität. Daraus resultiere die Notwendigkeit, das Sortiment auszuweiten. Weitl stellte einen fiktiven Plan für das Gebäude in Ihrlerstein vor. Eine Fertigstellung des Gebäudes wäre schon im zweiten Quartal 2017 möglich, stellte er in Aussicht. Die Firma würde 5 Millionen Euro in Ihrlerstein investieren.

Ein Vorteil für die Gemeinde Ihrlerstein wäre, laut Weitl, die Verbesserung der Verkehrssituation am Ortseingang mit Geh- und Fahrradweg. Denn diese würden bereits mit der Baumaßnahme angelegt, obwohl der Ausbau der Staatsstraße 2233 (Rennstrecke) erst 2018-2020 geplant ist. Außerdem würden neue Arbeitsplätze von einem Unternehmen geschaffen, das auch ausbildet.

Bürgermeister Häckl wies darauf hin, wie wichtig der Umgang mit dem Leerstand für die Gemeinde sei. Johann Zach (FW) formulierte es in Hinblick auf den Neubau so: „In 15 Jahren steht wieder ein Kobel da, den dann niemand mehr haben will.“ Weitl beschwichtigte: Der jetzige Markt in Ihrlerstein befinde sich in einem Gebäude, das zu 52 Prozent im Eigentum der Firma Buchbauer sei. Deshalb habe die Firma Interesse daran, ihn gut zu vermieten.

Irgendwann geht es nicht mehr

Gemeinderat Peter Mlinaric (CSU/UW) fragte nach der Konsequenz, wenn die neue Fläche nicht zur Verfügung stehe. „Von Verlusten kann man nicht leben“, antwortete Weitl. Eine Standortanalyse besage, dass jetzt schon 60 Prozent der Ihrlersteiner Kaufkraft u.a. nach Kelheim abwandere. „Irgendwann tritt der Zeitpunkt ein, dass wir den Standort nicht mehr halten können“, sagte Weitl.

Auch das Thema der Lärmbelästigung wurde thematisiert. Gemeinderat Markus Laußer (CSU) sprach die zwei Anlieferungen in der Woche an. Weitl räumte ein, dass die erste Lieferung zwischen 4.30 und 6 Uhr in der Frühe anstehe. Gemeinderätin Dr. Elke Eggenhofer (CSU) wies darauf hin: „Wir haben keine richtige Dorfmitte. Wenn man die suchen will, dann ist sie da wo der Markt steht.“ Wenn der neue Standort für einige Bürger schlechter zu erreichen sei, wäre die Firma bereit nach dem Vorbild von Bodenwöhr einen Shuttleservice einzurichten.

Gemeinderätin Gisela Schmid (CSU/UW) verlangte, die Bürger miteinzubeziehen. Weitl räumte zwar ein, dass er mit einigen Kunden in Ihrlerstein gesprochen habe, aber er würde eine GFK-Umfrage noch vor Weihnachten in Ihrlerstein organisieren.