In Zeiten, in denen fast alles teurer wird, ist es eine Entscheidung, die den Schwandorfer gefallen wird: Künftig kostet der Besuch der Ausstellungen im Oberpfälzer Künstlerhaus keinen Eintritt mehr. Der Kulturausschuss der Stadt beschloss das jetzt bei einer Gegenstimme.
Damit wolle man Kunst einer breiten Masse nahebringen, begründet Leiter Jürgen Dehm den Schritt. Er sieht in der kulturellen Bildung eine dringliche, gesellschaftliche Aufgabe. Mit der Öffnung des Hauses für alle möchte seine Einrichtung ein Signal setzen, dass sich Schwandorf seines hochwertigen Ausstellungsangebotes bewusst sei und dieses auch zur Besichtigung explizit anbieten möchte – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Besucher.
Zwei Euro pro Ausstellung
Bisher zahlten Erwachsene zwei Euro für den Besuch der Ausstellungen. Der ermäßigte Eintrittspreis ist 1,50 Euro. Sonntags ist der Eintritt schon jetzt generell frei. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Ausstellungen insbesondere an den eintrittsfreien Sonntagen, bei Führungen oder im Zuge anderer Veranstaltungen – zum Beispiel in Konzertpausen – zahlreich besucht werden.
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An den Öffnungstagen, an denen bisher Eintritt gezahlt werden musste, sei die Zahl der Besucher niedriger, informiert Dehm.
Vonseiten der Ausschussmitglieder kam die Frage auf, wie viele Einnahmen der Stadt durch die Abschaffung der Eintrittspreise verloren gingen. Das sei „fast nicht der Rede wert“, erklärte Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU). Im Jahr 2018 nahm das Oberpfälzer Künstlerhaus insgesamt 250 Euro ein, 2019 waren es sogar nur 189 Euro.
Eine Reihe anderer Häuser in der Region sei ebenfalls den Weg gegangen, freien Eintritt anzubieten. Laut Dehm gehören dazu die Städtische Galerie Cordonhaus Cham und das Alte Rathaus Furth im Wald, aber auch überregionale Institutionen wie die Galerie des Bezirks Oberbayern in München, sämtliche städtischen Museen in Memmingen, die Neue Galerie Gladbeck und das Kunstmuseum Gelsenkirchen.
Eintrittspreis schreckt vor allem die Jugend ab
Eine Evaluation des baden-württembergischen Kunstministeriums aus dem Jahr 2019 habe gezeigt, dass insbesondere jüngere Personen mit freiem Eintritt in stärkerem Maße erreicht werden als wenn sie etwas bezahlen müssen, selbst wenn es nur ein symbolischer Eintrittspreis ist.
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Der Eintritt soll aber nur für die Ausstellungen im Oberpfälzer Künstlerhaus kostenfrei sein – nicht für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Werkstattkurse. Für die werden auch künftig Eintrittsgebühren erhoben, betont Dehm. Im Jahr 2023 sind unter anderem Ausstellungen von Maria Thurn und Taxis, Michael Franz und Jacky Conolly geplant.
Der Kulturausschuss hatte zuvor auch beschlossen, dass im Stadtmuseum nach einer Phase des freien Eintritts künftig wieder etwas für den Besuch verlangt werden soll – und zwar drei Euro bei Erwachsenen. Der ermäßigte Eintritt liegt bei zwei Euro, Kinder bis 14 Jahren haben weiterhin freien Eintritt.
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