Baustelle
Bürger zornig wegen großer Mauer

In Großberghausen erschließt die Stadt vier Bauplätze. Nun wurde eine Stützmauer errichtet, die alle Dimensionen sprengt.

01.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Heike Regnet

Die Dreifaltigkeitskirche ist das Wahrzeichen von Großberghausen. Eine über drei Meter hohe Mauer versperrt nun die Sicht auf die Pfarrkirche. Fotos: Regnet

Daumen nach unten, „Gefällt uns nicht“ hieß es von den Großberghausener Bürgern zur massiven Stützmauer des neuen Baugebiets im Herzen des Dorfes. Vier Bauplätze sollen neben der Dreifaltigkeitskirche angelegt werden, doch die Umsetzung des Projekts missfällt den Bürgern.

„Warum wurden wir hier nicht mit eingebunden?“ – „Wenn wir gewusst hätten, wie das werden soll, hätten wir den Grund lieber selbst gekauft und eine grüne Wiese angelegt.“ – „Was hat sich die Stadt dabei nur gedacht?“ Die Entrüstung der etwa 50 Bürger, die sich am Samstag spontan im Gasthaus Zunner versammelt hatten, ist groß. „Diese Mauer gefällt hier wirklich niemandem“, waren sich alle einig.

Massive Mauer sorgt für Ärger

In der Bürgerversammlung vor einigen Wochen hatte Bürgermeister Alexander Dorr das geplante Baugebiet nur kurz angesprochen. Nachdem die Stadt den Grund an der Kirche erwerben konnte, wolle man dort vier Bauplätze anlegen. Die Planung übernahm die Stadt. Als vor gut zwei Wochen allerdings die ersten Betonelemente im Schatten der Dreifaltigkeitskirche aufgestellt wurden, regte sich der Unmut bei den Bürgern. Inzwischen ist die 3,10 Meter hohe Mauer auf über 40 Meter angewachsen, 54 Meter sollen es schließlich werden, bis der letzte Betonblock aufgestellt ist.

„Wenn ich aus meinem Fenster schaue, seh’ ich nur noch Mauer“, sagt Brigitte Böhm, die im Haus gegenüber der wuchtigen Wand wohnt. Dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine ist, zeigte sich schon wenige Tage nach dem „Mauerbau“. So hatte ein Großberghausener kurzerhand ein Schild erstellt, das er an der Mauer anbrachte. Hierauf steht zu lesen: „Eigentlich sollte unser Dorf schöner werden. Ein herzliches Dankeschön geht an den Herrn Bürgermeister und an die von uns gewählte Mannschaft“.

Sicht auf Dreifaltigkeitskirche erheblich eingeschränkt

Der Ärger und das Unverständnis der Bürger sind groß. „Ich wohne direkt gegenüber“, sagt ein Nachbar. „Meine Scheune und mein Bauernhaus sind Baudenkmäler. Da darf ich wegen des Denkmalschutzes nur mit strengen Auflagen was verändern. Die Stadt aber darf scheinbar einfach alles.“ So ist mit dem Aufstellen der Betonwand die Sicht auf die Dreifaltigkeitskirche erheblich eingeschränkt.

Da die ehemalige Hanglage für die vier neuen Baugrundstücke ebenerdig aufgefüllt wurde, musste eine Stützmauer angebracht werden. „Und auf die kommt dann natürlich noch das Absturzgeländer der einzelnen Grundstücke“, sagt Hermann Dester. Als Diplom-Ingenieur weiß der Großberghausener, wovon er spricht. In einem Brief hatte er sich kurz nach Weihnachten an Bürgermeister Alexander Dorr gewandt und auf die massive Verschandelung des Ortes durch die Mauer hingewiesen. „Es ist nicht zu verstehen, dass gerade bei so einem sensiblen Bereich Friedhof und Kirche die Dorfbewohner bei der Planungsphase nicht mit eingebunden wurden“, schreibt er an den Bürgermeister. Sicher hätte es wesentlich bessere Lösungen bei der Ausführung gegeben, wie zum Beispiel eine terrassenartige Gestaltung der Baugrundstücke.

Unzufrieden ist auch die Kirchenverwaltung. So hatte man sich einen barrierefreien Zugang zum Friedhof im Rahmen der Baumaßnahmen erhofft, doch zwischen den neu angelegten Parkplätzen und dem barrierefreien Zugang ist die Entfernung riesig. Der Weg vom Auto zum Friedhofstor führt um das Baugebiet herum. Da die Betonelemente noch nicht verankert sind, könnte man nun noch so manches zum Besseren verändern, sagen die Bürger und hoffen auf ein Einsehen der Planer.

Ortstermin am Dienstag

Auf Nachfrage des Neumarkter Tagblatts erklärte Bürgermeister Alexander Dorr am Samstag, dass er den Unmut der Bürger vollauf verstehen könne. Am heutigen Dienstag sei um 9.30 Uhr ein Baustellentermin in Großberghausen anberaumt und selbstverständlich könnten daran auch die interessierten Bürger teilnehmen, betont Dorr.

Als sich für die Stadt 2016 die Möglichkeit geboten habe, das Grundstück an der Kirche zu erwerben, habe man dies gerne getan, um hier Bauland ausweisen und den Zugang zum Friedhof zu verbessern. Da die vier neuen Bauplätze als Lückenschluss gelten, habe die Stadt selbst die Planung übernommen. „Dass die Stützmauer von solcher Dimension sein wird, war mir nicht so bewusst“, sagt Dorr. Da die Betonelemente noch nicht verfüllt seien, könne hier noch nachgebessert werden. „Ich verstehe die Aufregung. Unsere Aufgabe ist es nun, eine optisch ansprechendere Lösung zu finden.“

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