Postbauer-Heng
Bürgermeister Kratzer auf dem Laufsteg

Postbauer-Heng ist Gemeinwohl-Kommune: Horst Kratzer und Angelika Herrmann luden zum Feiern. Models trugen faire Kleidung.

25.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:50 Uhr
Josef Wittmann
Bei der fairen Modenschau machte mit einer Reihe Freizeitmodels um Pfarrer Markus Fiedler auch Bürgermeister Horst Kratzer auf dem Catwalk eine gute Figur. −Foto: Josef Wittmann

Am Vormittag hatte Pfarrer Markus Fiedler in St. Elisabeth noch mit den Kommunionkindern den Weißen Sonntag gefeiert. Am Nachmittag führte er mit Horst Kratzer und einer Reihe weiterer Models aus dem Rathaus und der Gemeinde in der Erich-Kästner-Halle faire Kleidung vor.

Das hatte seinen Grund: Denn Postbauer-Heng feierte eine Art Erntedankfest. Vor fast zwei Jahren hatte man begonnen, sich der Gemeinwohl-Zertifizierung zu unterziehen. Und seit dem Gemeinwohlkongress im Oktober 2021 in der Noris hat man die erfolgreiche Zertifizierung nun in der Tasche.

Die zweite Bürgermeisterin Angelika Herrmann hatte versprochen, man werde das Erreichte mit einem großen Fest feiern und am Sonntag war es so weit.

Die Theorie: Die Praxis:Die Ziele:
Wissenswertes ist auf www.ecogood.org/de nachzulesen. Der Postbauer-Henger GWÖ-Bericht steht auf der Homepage des Marktes bereit.Der Marktgemeinderat hat aus ca. 200 möglichen Zielen die 12 Ziele priorisiert, die in den kommenden beiden Jahren auf den Weg gebracht werden.Erarbeitung einer Beschaffungsrichtlinie; gemeinwohloientiertes Banking; Mitarbeiter-Befragung; Richtlinien und Sensibilisierung zum Miteinander; Thematisierung von Vereinbarkeit Familie und Beruf, Arbeitszufriedenheit, Weiterentwicklung etc.

Nach eröffnenden Samba-Rhythmen von Ivan Ivanchenko und seiner Truppe Sambängo erläuterten Horst Kratzer und Angelika Herrmann den Hintergrund der Gemeinwohlökonomie und welche dicken Bretter alle Beteiligten bis zum Erfolg zu bohren hatten. Und auch, was noch zu tun ist.

Gemeinwohl: Jeder kann einen Beitrag leisten

„Ziel ist, die Welt auch für unsere Kinder und Enkel lebenswert zu erhalten und nicht heute auf deren Kosten zu leben“, erklärte Angelika Herrmann und rief die Bürger zum Mittun auf. „Jede und jeder kann einen Beitrag leisten“. Aus Nürnberg kam ein besonders qualifizierter Gast zum Erlebnisfest. Dr. Ulrich Maly war 18 Jahre lang OB der Stadt Nürnberg und viele Jahre Präsident des Deutschen Städtetags.

Aus seiner jahrzehntelanger Erfahrung heraus bestätigte Maly den Bürgern und Bürgermeister Kratzer, Gemeinwohlökonomie sei „eine Graswurzelidee, die am Ende, wenn alles gut geht, die Welt ein Stück besser macht. Aber das ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick klingt“. Der Weg sei nicht konfliktfrei. Denn alle seien für das Gemeinwohl – „aber doch nicht hier, sondern lieber woanders, weil wenn’s konkreter wird, wird’s immer schwieriger“, spielte Maly auf Konflikte um Stromtrassen, ICE-Ausbesserungswerke und Photvoltaikfelder an.

Er zitierte einen Verfassungsrichter, der 1963 gesagt hat, „der freiheitliche und säkulare Staat lebt von Voraussetzungen, die er selber nicht garantieren kann“. Das sei ein Appell, noch solidarischer zu sein, denn „es geht tatsächlich darum, unsere Heimat noch schöner zu machen. Und wenn alles so bleiben soll wie es ist, muss alles anders werden“.

MdB Susanne Hierl brachte Grüße vom Landrat mit und lobte, dass der Markt Postbauer-Heng zu allererst an einer Beschaffungsrichtlinie gearbeitet hat, um Anschaffungen nicht nur am Preis, sondern auch an ökologischen und sozialen Auswirkungen zu orientieren.

Postbauer-Heng: Faire Mode, nachhaltiges Essen

Inzwischen hatte sich die Halle zur Modenschau mit fairer Kleidung der Fürther Firma Farcap trotz des nassen Wetters von anfangs schon 150 Menschen auf eine stattliche Zahl gefüllt. Die zehn Models – darunter Pfarrer, Bürgermeister und ein Mädchen aus der Ukraine – hätten auch bei Heidi Klum eine gute Figur gemacht. Bis zum Abend lockten noch viele weitere Highlights die Bürger trotz des nassen Wetters zum Erlebnisfest. Außer einem Stand mit fairer Kleidung warteten Stände der Nürnberger Nusseckenmanufaktur mit leckerem Gebäck und von Lammsbräu mit nachhaltigen Getränken und Gelegenheit zur Blindverkostung regionaler Spezialitäten auf die Besucher.

Man konnte sich bei den Neumarkter Stadtwerken beraten lassen, dem eigenen ökologischen Fußabdruck nachspüren, sich im Jugendtreff schminken lassen und an einem Kicker-Turnier teilnehmen. Oder zwischen dem Kulturgenuss des weltweit ersten GWÖ-zertifizierten Theaterhauses, dem Figurentheater „Salz & Pfeffer“ aus Nürnberg, und den Leckereien im Außenbereich der Halle pendeln.