Gespräch
Bürgermeistertrio zieht Bilanz

Zahlreiche Projekte in Falkenstein kommen voran – nur Corona bremst. Viel Arbeit wird unbemerkt im Hintergrund getan.

05.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:55 Uhr
Anton Feigl
Eberhard Semmelmann, Heike Fries und Joachim Eberl (von links): Die drei Bürgermeister von Falkenstein verstehen sich als Team. −Foto: Anton Feigl

Das Jahr eins nach der Kommunalwahl ist vorbei und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen für Bürgermeisterin Heike Fries und ihre Stellvertreter Joachim Eberl und Eberhard Semmelmann. In einem entspannten und durchaus launigen Gespräch gaben sie Einblicke in die Zusammenarbeit und sprachen über die Projekte der Marktgemeinde:

Wie funktioniert Ihre Zusammenarbeit bislang?

Heike Fries: Klasse. Unser Erfolgsgeheimnis ist, dass wir so unterschiedlich sind. Ich bin zum Beispiel eher impulsiv und sage einfach, was ich denke. Mir war es wichtig, dass bei der Bilanz auch ihr beide dabei seid. Denn ohne meine beiden Bürgermeisterkollegen bin ich nichts.

Eberhard Semmelmann: Für mich geht‘s vor allem um ZDF – Zahlen, Daten, Fakten.

Joachim Eberl: Ich habe auch schon in der ein oder anderen Situation emotionaler reagiert, als ich es am Ende gemeint habe.

Wie ist die Zusammenarbeit im neuen Gemeinderat?

Alle drei gleichzeitig: Super! (lachen)

Eberl: Unheimlich engagiert, interessiert, kritisch, ...

Fries: Ja, das gehört dazu!

Eberl: ...wenn man einen Termin ansetzt, dann kommen alle. Man merkt also: Die interessiert wirklich, was passiert.

Fries: Wir haben die Kläranlage besucht und waren schon zweimal im Bauhof, da waren fast alle da. Es macht Spaß momentan. Da hat sicher geholfen, dass wir auf Listen verzichtet haben. Wenn man Parteilisten aufstellt, dann lassen sich oft manche aufstellen, die gar keine rechte Lust haben. Aber hier haben sich nur Leute aufstellen lassen, die wirklich in den Marktgemeinderat wollten.

Semmelmann: Und die Leute aus allen Ortsteilen denken an die gesamte Gemeinde.

Aber alles kann ja nicht perfekt sein. Wo quietscht’s denn?

Eberl: Also innerhalb des Gemeinderats quietscht es nicht. Innerhalb der gemeindlichen Entwicklung aber schon: Wir wären vielleicht schon den einen oder anderen Schritt weiter. Ich finde aber, dass wir eine ganz tolle Entwicklung nehmen und viele Projekte erfolgreich gestalten: Ob das die beiden Baugebiete in Arrach und am Rußwurm sind, ob es das Gesundheitszentrum ist, der neue Edeka, die Urnengräber, der Glasfaserausbau. Mir wäre es lieber, wir wären mit dem Schröttinger-Bräu schon weiter, aber da spielt uns Corona nicht mit. Uns wäre, glaube ich, allen lieber, wir hätten eine etwas andere Haushaltslage.

Semmelmann: Vielleicht quietscht es etwas in der Kommunikation zwischen der Gemeinde und der Bevölkerung draußen. Die denken manchmal, wenn sie von bestimmten Projekten nichts mehr hören, dass wir daran nicht arbeiten. Aber es ist so, dass viel im Hintergrund läuft, das man noch nicht veröffentlichen kann – zum Beispiel mit Behörden und Investoren.

Wie ist die Arbeitsbelastung? Es laufen viele Projekte, aber coronabedingt ist nicht viel los. Hilft Corona vielleicht sogar beim Vorantreiben der großen Projekte?

Semmelmann: Früher gab es unheimlich viele Termine. Ich war ja schon mal dritter Bürgermeister, daher weiß ich das. So viel im Rathaus wie jetzt war ich noch nie.

Eberl: Man kann es so sagen, weil man viel Zeit, die man sich durch die wenigen Termine spart, in andere Themen investieren kann.

Fries: Wobei ich zum Beispiel Vereinstermine schon vermisse. Man kommt unter die Leute, bekommt etwas erzählt, das fehlt mir. Dafür können wir Projekttermine, wie bei Edeka, zu dritt wahrnehmen. Ich find’s klasse, dass wir da als Team auftreten. Das geht schlecht, wenn ich sie auf drei oder vier Termine pro Woche schicke.

Das Gesundheitszentrum war ein bisschen eine Überraschung ...

Fries: Ja, die sind auf uns zugekommen...

Semmelmann: Und der Gemeinderat hat schnell reagiert, weil uns allen klar war, dass wir uns unbedingt Ärzte erhalten müssen.

Frau Fries, ist es von Vorteil, dass Ihre Mitstreiter auch aus der Wirtschaft kommen?

Fries: Wir ergänzen uns gut. Eberhard Semmelmann hat schon erwähnt: Zahlen, Daten, Fakten. Er kommt immer gut vorbereitet und mit einem Konzept. Joachim Eberl ist unser Banker, der einen wieder auf den Boden der Tatsachen holt.

Semmelmann: Was er super macht, weil er einfach stark in der Analyse ist.

Eberl: Danke. Ja und Heike Fries ist emotional, sehr engagiert und wird von uns anderen beiden manchmal unter Renditegesichtspunkten gebremst. Es braucht alle Teile: So eine Aktion, wie „Falkenstein leuchtet“, wäre nicht jedem Bürgermeister eingefallen.

Semmelmann: Und hinterher war es ein voller Erfolg als Zeichen der Hoffnung.

Fries: Das mag manch einer belächeln und sagen, wir brauchen ein Gesundheitszentrum, keine Bastelaktion mit Ostereiern. Aber ich denke, wir brauchen beides.

Was macht Ihnen Sorgen?

Fries: Alles Sonnenschein ist nicht. Uns macht die Burg wirklich Sorgen. Wir brauchen dringend einen Pächter. Wir haben dort viele Hochzeiten, Ausflüge werden auch irgendwann wieder losgehen.

Semmelmann: Das liegt aber nicht nur an Corona. Das Wirtshaussterben gab es schon vorher. Wenn aber jemand da oben den Laden sauber führt, dann kann das auf der Burg eine Goldgrube werden.

Fries: Ja, da suchen wir stark nach jemandem, aber es schaut bislang nicht gut aus. Wir müssen auch einiges investieren auf der Burg, wie eine neue Küche, Putz, Fenster und Fensterläden. Burg, Freibad, Park, das sind ganz schöne Ausgaben ...

Eberl: ... von denen die ganze Gegend profitiert. Aber wir dürfen es zahlen. Wenn jemand aus einer Nachbargemeinde sagen würde, er übernimmt auch mal zehn Prozent unseres Defizits, da deren Bürger auch herfahren, das würde mich freuen.

Fries: Das sind alles freiwillige Leistungen. Wir wollen die Burg und den Park aber nicht verfallen lassen und auch nicht zusperren, ebenso wenig wie das Freibad. Denn genau das macht den Ort aus. Gemeindeverbindungsstraßen, Burg, Feuerwehrhäuser: Einiges an Investitionen steht noch an.

Semmelmann: Dazu kommt, dass das Amt für Ländliche Entwicklung zum Beispiel weniger Geld zum Verteilen bekommt. Da fragt man sich dann, was aus Projekten wie der Dorferneuerung in Erpfenzell wird. Da haben wir fest mit einer Fördersumme gerechnet.

Fries: Es betrifft auch die Gemeindeverbindungsstraßen. Wir haben 75 Kilometer davon, die müssen fast alle gemacht werden. Beim ALE heißt es aber, dass wir vor Ende 2023 wahrscheinlich gar keinen Antrag stellen brauchen. Das wird noch schwierig. (rto)