Ausstellung
Crypto Codes in archaischem Holz

Mathias Hornung macht aus alter Eiche einen futuristischen Clou. Zu sehen ist das nun in der Regensburger Galerie Lesmeister.

23.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:20 Uhr
Gabriele Mayer

Mathias Hornung stellt in der Galerie Isabelle Lesmeister in der Obermünsterstraße aus. Foto: altrofoto.de

Mathias Hornung, Jahrgang 1965, war zunächst als Maschinentechniker tätig und studierte dann an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Bühnen- und Kostümdesign. Seit 1992 lebt er in Berlin, aber Arbeitsaufenthalte haben ihn um die halbe Welt geführt.

Sein bevorzugtes künstlerisches Gebiet ist die Bildhauerei, sein häufigstes Material ist robustes Eichenholz, das er mit dem Winkelschneider bearbeitet. Große, rechteckige, aber nur wenige Zentimeter dicke Wand-Objekte und kleinere, kompaktere modulartige Objekte, die an den Seiten manchmal ausgefranst sind, hängen nun in der Galerie Lesmeister.

Archaisches Material

Schwer sind sie alle, die Werke aus blankem Holz, das seine stellenweise dunklere Färbung durch Witterungseinflüsse erhielt. In das dicke Holz sind feinste Linien eingekerbt, rechtwinklig aus senkrechten und waagrechten, durchgezogenen und dicht an dicht liegenden Einschnitten entstanden, so dass sich die Illusion eines feinen Gitterwerks ergibt. Man kann die Arbeiten aber auch als Modelle einer Riesenstadt ansehen, wie von oben aus einer sehr entfernten Vogelperspektive betrachtet.

Alles ist per Hand gemacht, das heißt, es gibt Risse, wenn das Holz sich spreizt, oder sonstige Unebenheiten und Unregelmäßigkeiten, die sich wie ein bewegtes Lebenswirrwarr in dem Geflecht von Straßenschluchten ausnehmen. Oder man sieht die Objekte – der Ausstellungstitel „Crypto Codes“ legt es nahe – als eine mit archaischem Material gefertigte Nachahmung von Strukturen moderner Prozessoren aus dem Inneren von Computern. Als Doubles wuchtiger Maschinen würden die Objekte dann wirken. Auf jeden Fall ist es eine Kunst, der man nicht alle Tage begegnet. Sie lebt von linienhaften Anordnungen und Ordnungen, die aber immer wieder gestört werden, etwa durch die teilweise weiße Bemalung. Ist etwas kaputt gegangen, abgeblättert oder liegt da eine geheime Funktion vor, die dem naiven Betrachter verborgen ist? Alt kommen uns die Objekte wegen des Materials vor. Im Gegensatz dazu steht die Anmutung, die in Richtung elektronischer Technologie geht.

Ausstellung noch bis 9. November

Die Spannung dieser Werke baut sich zwischen ihrer Strenge und Wuchtigkeit und der Feinheit und Fülle der Strukturen auf. Und die irritierenden Ordnungs-Abweichungen, die man aus den Zufälligkeiten des Naturmaterials und der Bearbeitung herleitet, kann man, die heutige Erfahrungswelt im Hinterkopf, auch einem fiktiven, aber drohendem unbekannten Zeichensystem zuschreiben, das über allem schwebt. Bis 9. November.

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