Maxhütte-Haidhof
Damit „Wackersdorf“ nicht in Vergessenheit gerät

01.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:14 Uhr
Friedrich Gluth
Altlandrat Hans Schuierer (Mitte)) überreichte das Buch an Bürgermeister Rudolf Seidl (2. v. r). Mit dabei (v. l.) Büchereileiterin Rita Demleitner, Autor Oskar Duschinger und „Widerstandsarchivar" Wolfgang Nowak −Foto: Friedrich Gluth

Die Stadtbücherei ist um ein hochinteressantes Werk reicher: das Buch „Hans Schuierer – Symbolfigur des friedlichen Widerstandes gegen die WAA“.

Die Hauptperson des von Oskar Duschinger verfassten Zeitdokuments, Altlandrat Schuierer (SPD), hat es kürzlich persönlich an Bürgermeister Rudolf Seidl (UWM) übergeben. Mit dem Buch sollten die „Erinnerungen an eine schwere Zeit wachgehalten werden“, so Schuierer.

Zu der Übergabe waren neben Schuierer und Bürgermeister Seidl auch Autor Duschinger sowie Wolfgang Nowak, der sich selbst als „Archivar des Widerstands“ bezeichnet, und Büchereileiterin Rita Demleitner gekommen.

Nowak erläuterte kurz den Hintergrund des Termins. Als vor mehreren Jahrzehnten der Plan bekannt wurde, dass in der Oberpfalz eine Atomfabrik in Form einer Wiederaufbereitungsanlage (WAA) entstehen sollte, habe er vom ersten Tag an alle Fakten, deren er habhaft werden konnte, gesammelt. Zeitungsberichte, Flugblätter oder auch Veröffentlichungen der Bürgerinitiative gegen die WAA, der er sich bei deren Gründung gleich angeschlossen habe. Seine gesamten Unterlagen habe er Oskar Duschinger überlassen.

Schuierer skizzierte in knappen Zügen die Vorgänge rund um den Widerstand gegen die WAA. Er verwies auf die herausragende Eigenschaft des Buches als Zeitdokument. Vieles, was im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der WAA geschehen sei, hätte in einem Rechtsstaat nach seiner Anschauung auf keinen Fall passieren dürfen. Die Vorgänge rund um die geplante WAA sind, so Schuierer, aber „auch ein gutes Beispiel dafür, was in einer Demokratie erreicht werden kann, wenn die Menschen zusammenstehen und sich gegen Unrecht zur Wehr setzen“. Sein Interesse sei es, dass gerade auch junge Leute den Wert einer Demokratie wieder kennen und schätzen lernen.

Dies sei der Grund dafür, dass alle Büchereien der 33 Gemeinden im Landkreis Schwandorf dieses Buch von der Lieselotte-und-Hans-Schuierer-Stiftung als Geschenk bekämen. Bürgermeister Seidl, dankte Schuierer, dass er das Projekt „Buchverteilung“ sofort unterstützt habe.

Seidl bedankte sich beim Altlandrat, dass er für die Buchübergabe nach Maxhütte-Haidhof gekommen war. Er selbst habe als gelernter Polizist bei den Geschehnissen rund um Wackersdorf erfreulicherweise nicht tätig werden müssen, da bei seinem Dienstantritt das Vorhaben schon aufgegeben war. Seine Kollegen aus der Oberpfalz, die damals „oft entgegen ihrer Überzeugung sogar gegen Bekannte und Freunde vorgehen mussten“, seien jedoch sehr zu bedauern gewesen.

Ausdrücklich bedankte sich Seidl bei Schuierer, dass er sich so tapfer und auch erfolgreich gegen den Bau der WAA gestellt und auf diese Weise wesentlich dazu beigetragen habe, dass die Oberpfalz eine lebenswerte Region geblieben sei.

Duschinger führte aus, dass das an die Stadt Maxhütte-Haidhof überreichte Buch ein „Türöffner“ für die regionale Erinnerungskultur sei. Duschinger wörtlich: „Plötzlich ist die Mauer der Einschüchterung und der Zurückhaltung eingebrochen.“ Inzwischen habe das Thema „Wackersdorf“ mit dem Untertitel „Atomkraft und Demokratie in der Bayerischen Provinz“ sogar Einzug in den bayerischen Unterricht gehalten. „So viele Jahre nach dem Ende der WAA beschäftigen sich immer mehr junge Leute in Haus- und Facharbeiten mit den damaligen Geschehnissen“, so Duschinger.

Büchereileiterin Demleitner freute sich über das Geschenk. Sie sprach von einer „wertvollen Bereicherung“ für den Büchereibestand.