Die passende Uhr zur Firmung? Ringe für Brautleute? Schmuck für die Allerliebeste? Ohrlöcher für den Teenager? – Für all diese Dinge war das Fachgeschäft Rappl am Marktplatz 1 jahrzehntelange eine der ersten Adressen im Stadtgebiet. Nun gibt es eine Zäsur. Roswitha Melzl und ihre Tochter Kristin, die das Geschäft von ihrer Mutter Luise Rappl übernommen haben, verlassen Burglengenfeld und wagen in Teublitz, Regensburger Straße 70, einen Neuanfang. Im September soll Eröffnung sein.
„Lautenschlager“ vergrößert
Der Wechsel wurde eingeleitet mit der Kündigung durch die Hauseigentümer, die selbst mehr Platz benötigen. Sabine Ehrenreich und ihre Tochter Julia („Lautenschlager Fashion & Home“), die noch bis April 2017 Papier- und Schreibwaren führten, setzen noch mehr auf Mode, Wohnaccessoires und Schmuck. Mit Unterstützung einer Innenarchitektin haben sie ihren Laden nach allen Regeln der Kunst umgebaut; im Oktober soll die Verkaufsfläche erneut erweitert werden. „Dann wird zu Rappl durchgebrochen.“
Mutter und Tochter scheinen den Dreh raus zu haben, wie man als Einzelhändlerfamilie mit langer Tradition (die Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1926!) auch im Zeitalter der digitalen Revolution expandieren kann. Durch attraktive Präsentation ihres exklusiven Sortiments in einem Ambiente, dessen Highlight ein historisches Gewölbe ist, intensive Bespielung der sozialen Netzwerke sowie innovative Konzepte („Private Shopping“) haben sie ihren Kundenstamm deutlich erweitert. Die Leute kommen bis aus dem bayerisch-tschechischen Grenzgebiet nach Burglengenfeld.
Brautkleider neben Töpfen
Diese Veränderungen sind nicht die einzigen binnen weniger Wochen im Stadtzentrum. Das„Brautwerk“von Sabrina Kühlinger ist von der Vorstadt (Paul-Dietrich-Straße 16) in die Kirchenstraße 1 umgezogen. „Hier kann ich mein Warenangebot verdoppeln und die Wahrnehmung ist eine ganz andere“, berichtet Kühlinger.
Ingmar Fuchs indes beteuert: „Natürlich machen wir weiter! Wir stecken voll im Umbau.“ Wie der Zufall so spielt, trafen wir ihn dieser Tage, als er mit einem schweren Bohrhammer den Weg frei stemmte für einen neuen Eingang. Im September soll Wiedereröffnung gefeiert werden, und Fuchs verspricht, seine Verkaufsfläche sei, trotz des neuen Mieters „Brautwerk“, fast so groß wie früher.
Keine Fortsetzung gibt es für die Boutique „Sky“ in der Regensburger Straße 1. Waldemar Neumeier schließt nach 14 Jahren am selben Standort, aus Altersgründen. Der Abverkauf mit starken Rabatten hat vor einigen Wochen schon begonnen und das Angebot bereits mächtig ausgedünnt. Ende September gehen die Lichter aus. Zur Frage, ob es einen Nachmieter gibt, wollte sich der 63-jährige Regenstaufer nicht äußern.
Bernd Fischer, Vorsitzender des Wirtschaftsforums (Wifo), weiß von all den Neuerungen auch erst seit Juli und bestätigt, dass Zahl und Massivität doch außergewöhnlich sind. Er bedauert die Schließung von „Sky“ und den Umzug von „Uhren-Schmuck Rappl“, aber Anlass zu besonderer Sorge um Vielfalt oder Stabilität des Einzelhandels in Burglengenfeld bestehe derzeit nicht. Immerhin gehe es ja mit dem Bioladen weiter, was „ganz wichtig ist“, und die Entwicklung von „Lautenschlager Fashion & Home“ sei ein ermutigendes Beispiel, wie sich ein klassisches Ladengeschäft, trotz Amazone und Zalando, nicht nur halten, sondern positiv entwickeln könne. Ausschlaggebend seien Kreativität, Mut zu Veränderung – und eine Affinität zu den sozialen Netzwerken.
Auf Facebook haben die Ehrenreichs mittlerweile 9200 Follower. Neuheiten werden dort umgehend fast euphorisch bewertet und weiter verbreitet. Julia Ehrenreich füttert die Community emsig und mit Leidenschaft; ihre Begeisterung für Artikel, die sie selbst toll findet, schlägt voll durch auf die potenzielle Kundschaft.
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