Gesundheit
Das Lagerzentrum des BRK in Hohenfels

Das oberste Ziel war von Anfang an klar: Schutzmaterial für die 16 Kreisverbände bereitzustellen. Doch es hakte.

13.05.2020 | Stand 16.09.2023, 4:53 Uhr
Simon Vogl

Uwe Suchomel und Dieter Haunstein vom BRK (2. und 3 v.l.) erklärten den drei Bürgermeistern Christian Graf aus Hohenfels, Josef Bauer aus Parsberg und Christian Schmidt aus Velburg (v.l.n.r.) die Arbeit des BRK-Lagezentrums des Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz. Foto: Simon Vogl

Mitten in Hohenfels wird in der Coronakrise ein wertvoller Dienst für die Allgemeinheit geleistet. Im BRK-Heim, das normalerweise als Schulungszentrum genutzt wird, hat seit dem 16. März das Lagezentrum des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/ Oberpfalz unter der Ägide von Landesbereitschaftsleiter Dieter Haunstein sein Lager aufgeschlagen.

Die Arbeit nahm das Zentrum damit bereits kurz nach Ausrufung des landesweiten Katastrophenfalls durch die Bayerische Staatsregierung auf. Nun ließen sich der Hohenfelser Bürgermeister Christian Graf sowie seine beiden Amtskollegen Josef Bauer (Parsberg) und Christian Schmidt (Velburg) die Aufgaben des Leitungsstabs von Haunstein und Uwe Suchomel, dem Bereichsleiter Bildung des BRK-Hauses Hohenfels, erläutern.

Schutzmaterial wird von Parsberg aus verteilt

Im Lagezentrum seien permanent rund zehn bis 13 Personen im Schichtbetrieb beschäftigt, erklärte Suchomel eingangs. Sie würden sich in erster Linie damit befassen, Schutzmaterial und Reserven für die BRK-Dienste in den 16 Kreisverbänden (KVs) in Nordbayern und der Oberpfalz zu beschaffen und damit an insgesamt rund 2000 Einsatzkräfte, die haupt- oder ehrenamtlich tätig seien. Parsberg fungiere als großer Umschlagplatz bei der Verteilung des Materials durch LKWs oder Zug an die KVs. Auch das Monitoring der Situation und Erstellen von Lageberichten inklusive Lagemeldung nach München gehörten zum Tätigkeitsbereich des Stabs, ebenso ein permanenter Fahrdienst.

Täglich würden zudem mehrere Lagebesprechungen via Webkonferenz stattfinden – eine davon diene der Koordination mit den anderen Hilfsorganisationen wie etwa den Maltesern oder der DLRG.

Der BRK-Bezirksverband Niederbayern/ Oberpfalz stellt die übergreifende Schnittstelle zu 16 Kreisverbänden dar und vertritt deren Interessen bei den beiden Bezirksregierungen, mit denen er auch zusammenarbeitet, erklärte Suchomel den drei Rathauschefs. Der Bezirksverband sei auch die Verbindungsstelle zum BRK-Landesverband. Das Lagezentrum selbst zähle zur kritischen Infrastruktur und wurde von der Polizeiinspektion Parsberg unterstützt und umfassend bewacht.

Masken-Transport wird von Polizei bewacht

Suchomel erzählte, dass gerade die ersten Wochen nach Ausrufung des Katastrophenfalls „sehr belastend“ gewesen seien. So hätten vier Polizeiautos einen Transport von Atemschutzmasken aus Frankfurt herbegleitet: „Wer hätte das gedacht“. Der Routinier selbst habe in seinen 38 Dienstjahren eine vergleichbare Situation noch nicht erlebt. Es sei auch mit Abstand der längste Einsatz bisher gewesen, länger als die 21 Tage Hochwasserhilfe und länger auch als die vier Wochen im Jahr 1989 bei der Unterstützung der Übersiedler. Covid-19- Problembezirke habe es zu Beginn vor allem in Weiden und Tirschenreuth gegeben.

Hier galt es, zwei mobile Arztpraxen, von denen es nur insgesamt vier Stück bundesweit gebe, anfahren zu lassen, informiert Haunstein: „Wir mussten auch lernen, dass wir Güter, die wir zu Beginn der Krise bestellt haben, bis heute nicht bekommen haben.“ Dazu zählen auch Beatmungsschläuche. Man habe aus der Situation gelernt und versuche nun, bei Mangelressourcen ausreichend Eigenmaterial vorzuhalten. Denn: „Wir als medizinisches Personal, die direkt mit Patienten arbeiten, sind akut gefährdet“, sagte Haunstein mit Blick auf die BRK-Dienstleistenden.

Die Stabsmitarbeiter verbrachten die letzten acht Wochen in selbst auferlegter Isolation, um die Arbeit des Leitungsstabs nicht zu gefährden. Der rapide Anstieg von Neuinfektionen sei nun bewältigt. „Wir haben es geschafft, jetzt müssen die Menschen vernünftig bleiben“, ermahnte der aus Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg stammende Stabsleiter. „Die Bevölkerung hat es in der Hand. Solange es kein Impfstoff gibt, werden wir lernen müssen, mit Corona zu leben.“

Vernunftappell an Bevölkerung

Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, mit den Leitungsstäben nicht in die Stadt, sondern aufs Land zu gehen, um der dynamischen Situation in den Städten auszuweichen. Das BRK-Haus Hohenfels eigne sich als Lagezentrum „in idealer Weise“, sagt Haunstein. „Der Leitungsstab fühlt sich sehr wohl hier“, pflichtete Suchomel ihm bei: Neben dem Führungsraum sei für das gesamte medizinische Fachpersonal schließlich die erforderliche Infrastruktur inklusive Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten durch die Kantine vorhanden.

Neben drei Lehrsälen gebe es auf 22 Zimmer verteilt 43 Übernachtungsplätze. Auch Freizeiteinrichtungen stünden zur Verfügung, zumal die Experten sich ja isoliert hatten. Die Sanierung des Hauses stehe daher momentan hintan. Das BRK beabsichtige, auch in Zukunft einen Raum als Lagezentrum vorzuhalten. Bürgermeister Christian Graf dankte wie seine beiden Kollegen den Stabsmitgliedern für ihren Einsatz. Solange der Freistaat Bayern den Katastrophenfall aufrechterhalte, würden die Stäbe weiterarbeiten, versicherte Dieter Haunstein. Eine Auflösung stehe derzeit nicht zur Diskussion.

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