Natur
Das Pinselohr – ein unbekanntes Wesen

„Fräulein Brehm“ begeisterte die Kinder in der Naturparkschule Lam mit ihrem Wissen.

25.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:18 Uhr
Maria Frisch
Der Luchs war für die Kinder der Naturparkschule in vielerlei Hinsicht ein unbekanntes Wesen. −Foto: Maria Frisch

Die Autorin und Schauspielerin Barbara Geiger alias „Fräulein Brehm“ vermittelte der 3. und 4. Klasse der Grundschule Lam kürzlich viel Wissenswertes über den Luchs, das den Buben und Mädchen zum Teil noch gänzlich unbekannt war. Eingefädelt hatte diese Aufführung Gebietsbetreuerin Anette Lafaire, die die Recherchen der Schauspielerin und ihre mimikreiche Darstellung gleichfalls sehr schätzt.

Die Dritt- und Viertklässler interessierte, wie man an der Fellzeichnung der Luchse erkennen kann, ob zwei Bilder aus Fotofallen ein und dasselbe Tier zeigen. „Man muss viel Erfahrung haben. Das ist wissenschaftliche Arbeit“, führte die Fachfrau aus. Luchsreviere überlappen sich etwas, damit jeder weiß, was mit dem Nachbarn los ist.

Markierung auf Info-Tafeln

„Es gibt Info-Tafeln, auf denen sich die ortsansässigen Luchse über die Befindlichkeit der Nachbarn informieren können“, verriet sie ihren Zuhörern. Luchse markieren, wie man das von Katzen kennt, rückwärts. „Sie schießen den Urin waagrecht heraus und platzieren ihn an optisch markanten Stellen in Augen- und Nasenhöhe“, weiß Barbara Geiger von dieser Treffsicherheit, obwohl das Tier das Ziel nicht sehen kann. Eine aktive Markierung werde nie überschrieben, sie bleibe für andere Luchsmitglieder erhalten, d. h. die Markierung wird sehr präzise, genau neben der vorherigen platziert. „Das ist eine hohe Luchskunst“, fand sie es selbst erstaunlich. Luchse treffen sich während des Jahres nur sehr selten. „Sie schaffen es, sich elegant aus dem Weg zu gehen. Die Markierungen enthalten Duftinformationen, die die Wissenschaft noch nicht im Entferntesten entschlüsselt hat“, berichtete die Autorin. Der Eurasische Luchs wohnt gerne, aber nicht nur in Waldgebieten. Steile Felsenwände mag die Waldkatze. „Er schafft aus dem Stand fünf Meter empor zu springen“, so die Autorin. Revierkämpfe machen keinen Sinn, weil nur Verletzungen davon getragen würden. Deshalb werden die Markierungen beachtet.

Sein Geruchssinn ist sehr schwach. Ein Luchs wittert seine Beute nicht wie der Wolf, er erlauscht und erspäht sie. Das Pinselohr sondiert erst einmal die Lage. Immer wieder hält es dabei inne. Es lauert bewegungslos mit innerer Anspannung, um die Beute zu überraschen. Nicht jeder Jagdversuch glückt. Wenn das Reh den Kopf zum Äsen am Boden hat, kann es dabei nichts sehen und hören. Deshalb rupft der Wiederkäuer die Kräuter rasend schnell ab, damit der Kopf wieder hochschnellen kann. Rehe können sich gegenseitig warnen. Der Luchs schlägt die langen Fangzähne in die Kehle der Beute. Man nennt dies Drosselbiss. An der Beute kann man keine Verletzungen sehen, außer der vier kleinen Löcher in der Kehle. Der Luchs verspeist seine Beute nicht sofort. Sein Körper ist voller Adrenalin und kann nicht sofort fressen. „Er fängt bei der Schulter oder der Keule an, Muskelfleisch ist ihm am liebsten. Er nagt sich von hinten bis vorne durch“, berichtete Geiger.

Raue Zunge wie eine Feile

Der Luchs hat eine sehr raue Zunge, die wie eine Feile wirkt, mit der er die Fleischreste ordentlich und sauber von den Knochen und der Decke schabt. Er frisst auch die Innereien, nur den Kopf lässt er liegen. Wenn er nicht gestört wird und sich niemand an seinem Riss vergreift, frisst er in mehreren Mahlzeiten bis zu 90 Prozent des Tieres auf. Das macht ungefähr ein Reh pro Woche. Er deckt seinen Riss mit Blättern etc. zu, vermutlich um die Mahlzeit vor Mitessern zu verstecken. Füchse haben eine ganz besondere Vorliebe. „Füchse lieben Köpfe. Hirn ist nahrhaft und fettreich. Sie nehmen die Köpfe auch gerne zum Fuchsbau mit, damit die Kleinen etwas zum Spielen haben“, weiß die Autorin. Barbara Geiger erhielt einen Riesenapplaus.

Die nächste Schulstunde widmete sie den Klassen fünf und sechs sowie den Lohberger Klassen. Thema war der Wolf. (kli)