Verkehr
Das Treidelschiff ist umgezogen

Die Alma Viktoria wurde wegen des Baus der Umgehung nach Berching versetzt. Treideln hat eine lange Tradition.

13.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr
Franz Guttenberger

Die Alma Viktoria ist vorübergehend in Berching gelandet. Foto: Guttenberger

Das Treidelschiff Alma Viktoria wurde vor kurzem von der Schleuse 25 bei Mühlhausen zur Schleuse 24 nach Berching versetzt. Weil die Baumaßnahmen der Umgehung B 299 keine Treidelfahrten mehr ermöglichten, wurde dieser Schritt vollzogen.

Hans Luber aus Pollanten bedient das Schiff und im neuen Kanalumfeld von der Schleuse 24 bis nach Rappersdorf hat er bereits mehrere Fahrten durchgeführt. Die Nachfrage nach Treidelfahrten sei sehr groß, sagt Hans Luber. Es sei ein Kraftakt gewesen, dieses 20 Meter lange Schiff mit rund 20 Tonnen Gewicht nach Berching zu versetzten. Mit einem Spezialkran wurde die Alma Viktoria, Baujahr 1933 in Höhe der Reismühle bei Pollanten aus dem Wasser gebracht und nach Berching versetzt. Das Straßenbauamt, die Firma Bögl und Hans Luber waren hier gefordert. Hans Luber selbst hatte als kleiner Bub noch Treidelfahrten erlebt. Und mit Pferden ist er aufgewachsen. Pferde sind noch immer in seinem Stall. 1951 hörten die Treidelfahrten entlang von Bamberg bis Kelheim auf, berichtet Luber. Während der Fahrt hat er den Gästen einiges zu erzählen. Als 1996 das große Jubiläum „150 Jahre König-Ludwig-Kanal gefeiert wurde“, da wurde an Luber die Bitte herangetragen, Treidelfahrten am Kanal in Berching durchzuführen. „Es war damals ein wunderschönes Fest, gut organisiert“, erzählt Luber. Mit historischen Gewändern waren die Leute unterwegs. Und weil das Treideln funktionierte und angenommen wurde, führt Luber nun schon seit 1999 regelmäßig Treidelfahrten durch. Luber weiß zu erzählen, dass man früher sieben Tage etwa auf der reinen Kanalstrecke zwischen Dietfurt und Bamberg unterwegs war.

In erster Linie waren es Getreide und Holz, die in unserer Gegend verladen wurden. An Land führte der sogenannte Schiffsreiter das Zugpferd auf den schmalen Treidelwegen neben dem Wasser. Überall an der Wasserstraße gab es Kanalwirtschaften, in denen die Pferde während der Nacht eingestellt wurden. In Berching war es das Gasthaus Zimmermann.

Der Schiffsreiter musste die Pferde versorgen. Die Pferde gehörten dem Schiffsunternehmen. Das Schiff kündigte mit einem Trompetensignal seine Ankunft beim Schleusenwärter an. Jeder Schleusenwärter musste in der Regel mehrere Schleusen bedienen. Seine Aufgabe war es auch, den Wasserstand zu kontrollieren und auf etwa 145 Zentimeter Höhe konstant zu halten. War das Schiff in die Schleuse eingefahren, wurden mit langen Stangen die Schleusentore geschlossen. Das Einfahren war Maßarbeit, denn die Kähne hatten seitlich und in der Länge nur wenig Spielraum. Das Schiff wurde dann, entsprechend der Fahrtrichtung, um zwei bis drei Meter gehoben oder gesenkt. Auf dem Fahrrad fuhr der Schleusenwärter zur nächsten Schleuse voraus und bereitete erneut die Einfahrt des Schiffes vor. Der Verkehr auf der Wasserstraße war gering. Es gab Tage, an denen kein einziges Schiff Berching passierte. Die Personenschifffahrt spielte naturgemäß nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Die Häuser für die Kanalmeister waren recht schmucke Bauten, so auch das Kanalmeisterhaus in Berching an der Schleuse 23. Die Häuser für die 53 Schleusenwärter waren dagegen einfach gebaut. Die Kanaldämme waren mit 40000 Obstbäumen bepflanzt. Die Ernte wurde jedes Jahr zum Preis von einer bis vier Mark pro Baum versteigert, das Obst sofort geerntet und in Leiterwagen abgefahren, denn die Kanalbirnen und die Kanaläpfel erfreuten sich schon im halbreifen Zustand einer großen Beliebtheit bei den Kindern.