Ausstellung
Das Vermächtnis lebt weiter

Eine Sonderschau zu Brigitte Berndts erstem Todestag erinnert an die kreative Schmuckmacherin aus der Bachgasse.

04.09.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr
Bettina Gröber

Jürgen Ebert führt die Galerie mit dem Nachwuchstalent Hannah Rembeck weiter. Foto: Gröber

REGENSBURG. Schmuckstücke als Kunstwerke, die scheinbare Gegensätze in einer besonderen Ästhetik verbinden: Dafür stand Brigitte Berndt – und dafür soll ihr Name auch weiterhin stehen. Mit einer Ausstellung anlässlich des ersten Jahrestages ihres Todes erinnert die Galerie für Schmuckkunst in der Unteren Bachgasse an die Arbeit und Kreativität der Schmuckkünstlerin, die im Alter von 62 Jahren im September 2017 bei einem Unfall im Oman ums Leben kam. „…und immer ein bisschen lustig“ lautet der Titel der Sonderschau, der sowohl auf den Menschen Brigitte Berndt als auch auf den Blick der Künstlerin auf ihre Arbeit zutrifft.

„Ihre Präsenz ist nach wie vor enorm, in der Galerie und zu Hause“, sagt Jürgen Ebert, der die Galerie mit seinem Team nach dem Tod seiner Frau weiterführt. Brigitte Berndt sei „nicht nur Schmuckmacherin, sondern auch Künstlerin“ gewesen – „und sie war unglaublich fleißig“. Entsprechend zeigt die Ausstellung, die am Montagabend eröffnet wurde, nur einen Bruchteil der Arbeiten Berndts. Doch bereits diese Auswahl legt beredtes Zeugnis ab von dem, was Brigitte Berndt wichtig war: „Sie besaß ein neues Verständnis des Schönheitsbegriffs“, fasst Jürgen Ebert zusammen.

Modernes und Archaisches

Berndt fertigte ihre Schmuckstücke aus einer Vielzahl unterschiedlichster Materialien, ob aus Plastik-Eislöffeln, Fahrradschläuchen oder Alu-Joghurtdeckeln. Tablettenblister wurden kurzerhand zu Gussformen für Kunstharz und damit zum Ausgangspunkt für bunte Steine. Aus der Verquickung von „wertlos“ und „wertvoll“, die im fertigen Schmuck zum Ausdruck kommt, eröffnet sich eine spezielle Perspektive auf die Möglichkeiten des Upcyclings, also der Aufwertung, nicht nur Verwertung von Altem, Gebrauchtem.

Indem Brigitte Berndt zudem in zahlreichen ihrer Werke auch Knochen verarbeitete, ergänzte sie den Gegensatz zwischen Alt und Neu um den Aspekt der Verbindung von Modernem und Archaischem, verweisen die Knochen doch auf uralte Kulturen und Kulte. Insbesondere in ihrer Farbigkeit und der unkonventionellen Formgebung beweisen Berndts Arbeiten aber auch den allgegenwärtigen Sinn für Humor der Künstlerin.

Es sei die Kombination von derart Ungewöhnlichem mit der klassischen Art, Schmuck herzustellen, für die seine Frau gestanden habe, sagt Jürgen Ebert. Und: „Sie wollte andere Frauen animieren, den Mut zu haben, diesen Schmuck auch zu tragen.“ Dass dies gelungen ist, bewies der Zuspruch, den die Vernissage bei Kundinnen fand: Nicht wenige waren, geschmückt mit einem Unikat von Brigitte Berndt, gekommen, um der verstorbenen Künstlerin noch einmal die Reverenz zu erweisen – und um ihre Treue zur Galerie zum Ausdruck zu bringen. Denn Berndts Vermächtnis und Verständnis des Schmuckmachens sollen weiterhin die Maxime des Geschäfts und der Ausstellungsaktivitäten bleiben. Dass die Kundinnen der Galerie weiterhin gewogen bleiben, bestärkt nicht nur Hannah Rembeck und Jürgen Ebert, sondern ist auch ganz im Sinne Brigitte Berndts: „Das Geschäft war immer auch Umschlagplatz für Informationen, für Gespräche abseits des Schmucks“, so Ebert. Auch aus dem Austausch mit Menschen schöpfte Brigitte Berndt Inspiration, ebenso wie aus ihren zahlreichen Kontakten in der Kunstszene.

Große Fußstapfen

Gerade jungen Frauen wolle man auch in Zukunft die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten zu präsentieren, betont Jürgen Ebert – auch dies ein Aspekt, der Brigitte Berndt stets wichtig gewesen sei. Die Galerie vertrete nach wie vor rund 100 Schmuckmacherinnen aus 30 Ländern. Ganz in diesem Sinne ist auch Brigitte Berndts Nachfolgerin in der Galerie ein Nachwuchstalent: Die erst 23-jährige Hannah Rembeck ist vor elf Monaten in die großen Fußstapfen Berndts getreten. „Es ist für mich eine große Ehre, aber auch eine enorme Herausforderung“, so die Goldschmiedegesellin. Berndt habe einen „coolen Stil“ gepflegt. Sie habe ein ähnliches Verständnis von Schmuckkunst, daher werde sie die Arbeit auch in Brigitte Berndts Sinne fortführen. Das schließt eigene Schwerpunkte und Vorlieben jedoch nicht aus: „Ich etwas mehr auf Minimalistisches.“

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