Meinung
Das wahre Schwandorf sollte aufstehen

Krude Aussagen bleiben in Telegram oft unkommentiert. Die Autorin hat eine Idee, wie sich das ganz einfach ändern ließe.

04.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:22 Uhr
Isabel Pogner
Telegram-Chatgruppen (Symbolbild) werden zum Sammelbecken von Verschwörungstheorien und Umsturzfantasien. −Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP

Die Stimmung bei den Demos wird immer angespannter. Der grölende Protestzug marschiert durch die Straßen, während die Schwandorfer kopfschüttelnd die Gardinen zuziehen. Ihren Ursprung hat die Gruppendynamik im Internet.

Unwidersprochen rufen Telegram-User in den Chats zum Umsturz des demokratisch gewählten Systems auf – eine akute Gefahr für Demokratie, Freiheit und Sicherheit. Aus den Telegram-Blasen heraus fallen die Corona-Verharmloser dann über die sozialen Netzwerke her wie die Heuschrecken. Damit verstärken sie ein verbreitetes Phänomen: Die leisen Stimmen der Mehrheit sind kaum noch zu hören, weil wenige Aktivisten mit radikaler Einzelmeinung laut schreien.

Ein Teufelskreis, denn wenn die Gemäßigten sich in den Facebook-Diskussionen in der Minderheit fühlen, bleiben sie lieber stumm. Zeit, den Spieß umzudrehen.

Aber was tun? Rollo runter oder Gegendemo? Es geht auch anders. Und ganz bequem vom Sofa aus: Während Corona-Verharmloser versuchen, WhatsApp-Status und Facebook-Kommentarspalten zu kapern, könnte der Rest Schwandorfs auf Telegram aktiv werden, den Gruppen beitreten und dort Kontra geben.

Sicherlich mit viel Gegenwehr, aber mit dem Ergebnis, dass Antisemitismus, Hass und Hetze dort nicht unwidersprochen als vermeintlich akzeptierbare Aussagen stehen bleiben. Fliegt man aus der Gruppe, macht das nichts. Sollten sich die radikalen Köpfe in geschlossene Gruppen zurückziehen – sei’s drum. Das trennt die Spreu vom harten Kern. Und der ist dannein Fall für den Verfassungsschutz.