Interview
Das will der neue Boss des FC Kötzting

Willi Bielmeier ist Hauptsponsor des FC – und nun auch dessen Vorsitzender. Den will er zurück in die Bayernliga bringen.

05.09.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr

Madeleine Friedl (Geschäftsführerin/Marketing) und Willi Bielmeier (Vorstandsvorsitzender) sprechen im Interview über die Ziele, die der 1. FC Bad Kötzting in den kommenden Jahren erreichen soll. Foto: S. Weber

Der Freisitz rechts vom Eingang ins FC-Stadion, Willi Bielmeier hat mit seiner Co-Geschäftsführerin Madeleine Friedl zum Interview über die Zukunft des 1. FC Bad Kötzting geladen,dem er seit gut vier Wochen vorsteht. Er schiebt eine Fußballplatz grüne Mappe über den Tisch.

Bielmeier: Da, sehen Sie mal, da steht alles drin, die ganze neue Struktur. Über 50 Namen, die alle mithelfen. Finanz- und Sportvorstände, Jugendleiter, Verwaltungsrat ...

Das lerne ich jetzt aber nicht sofort auswendig ...

Bielmeier: (Lacht) Nein, natürlich nicht. Aber das ist für die Zukunft des Vereins sehr wichtig. Die Aufgaben müssen auf viele Schultern verteilt werden, sonst geht das heutzutage nicht mehr. Ich bin jetzt zwölf Jahre dabei und habe gesehen: Es macht viel Spaß, aber auch viel Arbeit. Darum baue ich als Vorstandsvorsitzender auf ein Team, in dem Madeleine Friedl als Vorstand in der Geschäftsführung für das Marketing zuständig ist. Alleine kannst Du nicht alles schaffen. Schauen Sie sich um: Das Stadion steht sehr gut da, nur das Dach fehlt noch.

Wir brauchen ein neues Vereinsheim, das sollte bis in drei Jahren fertig sein, wenn der Verein 100 Jahre alt wird.Willi Bielmeier

Wir haben den Platz auf der Kaserne, auf dem wir trainieren können – sehr wichtig bei 200 Jugendlichen in 16 Mannschaften, das ist die Zukunft. Ab dem neuen Jahr können wir dann auf einem Kunstrasenplatz noch mehr trainieren, auch sehr wichtig. Das sind die drei Säulen, die der FC braucht: Sportliche Erfolge, Infrastruktur und die Hilfe der Stadt. Natürlich ist auch die Zusammenarbeit mit dem Förderverein sehr wichtig. Jetzt brauchen wir nur noch eine Damenmannschaft, aber das ist Aufgabe von Fra Friedl.

Friedl: Das fehlt im Moment einfach noch, was aber auch daran liegt, dass es keinen Platz zum trainieren gab.

Bielmeier: Darum ist der FC in dieser Hinsicht – wie viele Orte im Landkreis – ein weißer Fleck auf der Landkarte.

Wie sehen Ihre weiteren Ziele für die kommenden Jahre aus?

Bielmeier: Wir brauchen ein neues Vereinsheim, das sollte bis in drei Jahren fertig sein, wenn der Verein 100 Jahre alt wird. Ich stehe bereits im Kontakt mit einem Bundesligisten, gegen den die Mannschaft während eines dreitägigen Fests spielen könnte. Die Planungen dafür müssen noch im Herbst beginnen.

Und der Wiederaufstieg in die Bayernliga?

Bielmeier: Zum 100. sollten wir wieder soweit sein – aber das ist nur ein Ziel, für das wir auch Geld brauchen. Wir haben einen guten Jahresetat, aber wir brauchen noch mehr Geld.

Weil mehr Spieler von auswärts eingekauft werden sollen?

Ein Verein in der Größe des FC Bad Kötzting ist eine Firma, das ist die Wahrheit.Willi Bielmeier

Bielmeier: Im Moment bleibt uns noch keine andere Wahl. Aber langfristig müssen wir die Spieler selbst aufbauen, die dann ihren Charakter und ihre Erfahrung in die Mannschaft einbringen können. Wenn viel mehr Kötztinger wieder beim FC spielen, dann hat das auch eine soziale Komponente, die dem Verein guttut. Aber das braucht natürlich einen langen Atem.

Welche Ziele verfolgen Sie unabhängig von sportlichen noch?

Bielmeier: Ein Verein in der Größe des1. FC Bad Kötztingist eine Firma, das ist die Wahrheit. Ich habe großen Respekt vor der Leistung von Hans Kuchler in den vergangenen zehn Jahren, der fast alles ganz alleine gestemmt hat. Aber was wir jetzt neben sportlichen Erfolgen auch noch brauchen, das sind semiprofessionelle Strukturen.

Da höre ich den Geschäftsmann reden, glaube ich ...

Bielmeier: Natürlich werden Frau Friedl und ich unsere Erfahrungen als Unternehmer einbringen, das muss man beherrschen. Um die notwendigen Strukturen dafür als Vorstandsvorsitzender zu haben, habe ich schon vor der Wahl viele Gespräche geführt – es geht nicht mehr nur darum, dass auf dem Platz gespielt wird, sondern um mehr.

Wir haben hohe Ziele, wollen aber nicht mit dem Kopf durch die Wand.Madeleine Friedl

Bedeutet das, dass Sie künftig mehr in den laufenden Betrieb eingreifen werden?

Friedl: Wir haben hohe Ziele, wollen aber nicht mit dem Kopf durch die Wand.

Bielmeier: Ich sehe mich selbst als Moderator des Teams. Als solches treffen wir uns jetzt auch einmal im Monat mit der Vorstandschaft, um über wichtige Themen zu sprechen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass sich ein Unternehmer aus Prackenbach so für den 1. FC Bad Kötzting engagiert?

Bielmeier: Als ich vor zwölf Jahren beim Lindner-Bräu Peter Lanzinger kennenlernte, lud der mich zu einem Spiel ein. Ich habe mich auf Anhieb in die Menschen verliebt. Als Fünfjähriger hab ich geweint, wenn Schalke verloren hat, heute bin ich traurig, wenn Kötzting verliert. Außerdem hat der Club eine lange Tradition und ist bayernweit bekannt – ich würde sagen, Kötzting kennt man durch zwei Dinge: Pferde und Fußball. Und sich fast 30 Jahre in der Verbandsliga zu halten, das haben in der Region nicht viele geschafft – darum macht mir die neue Aufgabe für den Verein einfach Spaß.

Dann sind sie künftig oft im Stadion am Roten Steg zu sehen?

Bielmeier: Leider kann ich nur wenige Begegnungen live sehen, weil ich da beruflich unterwegs oder im Büro bin. Aber über Live-Stream oder FuPa bekomme ich schon mit, wie es steht. Ich würde mir aber wünschen, dass ich in zwei bis drei Jahren öfter Gelegenheit habe, mir die Spiele anzusehen.

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