Natur
Den Lehmeiersteig neu entdecken

Der Touristikverband Parsberg-Lupburg hat den Lehmeiersteig neu ausgeschildert. Am Sonntag wird er den Bürgern vorgestellt.

07.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Josef Hierl und Johann Spangler (v. r. ) haben den Weg neu ausgeschildert. Die Vorstandschaft des Touristikverbands war sehr erfreut. −Foto: Fotos: Schmid

Eine Aktion für die ganze Familie bietet der Touristikverband Parsberg-Lupburg am Sonntag an. „Gemütliche Wanderung auf dem Lehmeiersteig“ lautet das Motto der Veranstaltung im Rahmen des Parsberger Herbsts. Anlass ist, dass der Rundweg, der Anfang der 1950er Jahre geschaffen wurde, auf Initiative des Touristikverbands erstmals professionell ausgeschildert worden ist.

„Vorher waren nur zwei mittlerweile verwitterte und eingewachsene Hinweistafeln vorhanden“, erklärt Andreas Schmid vom Touristikverband. Dank des ehrenamtlichen Engagements von Stadtrat Josef Hierl und Johann Spangler sei der mehr als 60 Jahre alte Wanderweg nun komplett ausgeschildert, so dass er auch für ortsunkundige Besucher geeignet sei.

„Startpunkt und Ende des Wanderwegs ist wie bei allen vom Touristikverband konzipierten Wegen der Parsberger Bahnhof“, erklärt Schmid. Von dort aus führe der Weg zum Baugebiet „Auf der Breiten“ und anschließend zum Buchberg.

Höhlen und Felsformationen

Dort kommen die Wanderer dann an sehenswerten Höhlen und Felsformationen vorbei. Auf die Idee, den Weg durch eine professionelle Beschilderung einem breiten Publikum zugänglich zu machen, sei man deshalb gekommen, weil eine kurze Strecke im Gesamtangebot der zahlreichen Wanderwege rund um Parsberg noch gefehlt habe, betont Andreas Schmid.

Wer den Lehmeiersteig im Rahmen einer geführten Wanderung zusammen mit den Organisatoren vom Touristikverband und den ehrenamtlichen Helfern kennenlernen möchte, der hat am Sonntag die einmalige Gelegenheit dazu. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Parsberger Bahnhof.

Nach der gemütlichen Wanderung steht noch eine gemeinsame Einkehr im Hirschen-Bräustüberl auf dem Programm der Veranstaltung im Rahmen der Kultur- und Naturreihe Parsberger Herbst. „Sehr gut geeignet ist der Lehmeiersteig für Familien mit Kindern, denn die geheimnisvollen Höhlen und Felsformationen sorgen für ein besonderes Erlebnis von freier Natur“, sagt Andreas Schmid. Allerdings sollten die Teilnehmer auf festes Schuhwerk achten.

Die Entstehungeschichte des Lehmeiersteigs – und wie er zu seinem Namen kam – hatte unserer Zeitung schon vor längerer Zeit der Zeitzeuge Siegfried Wagner erzählt, der von 1950 bis 1952 als Waldarbeiterlehrling abwechselnd mit seinem Arbeitskollegen Hans Joachim Stephan den Weg angelegt hatte.

Demnach hatte Oberforstmeister Schinnhammer, der damals das Parsberger Forstamt leitete, den Auftrag zum Bau eines Steigs rund um den Buchenberg gegeben. Als Vorarbeiter sei der erfahrene Johann Koller aus Eglwang für den Bau des Steigs zuständig gewesen, während Siegfried Wagner und sein Lehrlingskollege Hans-Joachim Stephan damals erst 15 Jahre alt waren. „Wegen der schweren Arbeit durfte jeder von uns jeweils nur eine Woche lang am Steig mitarbeiten, dann war der andere an der Reihe“, erinnert sich Wagner. Damals galt allerdings noch die Sechs-Tage-Woche mit einer Arbeitszeit von 49 Stunden.

Die Arbeitsgeräte, mit denen die 15-Jährigen vor 60 Jahren ans Werk gehen mussten, waren äußerst bescheiden. „Schaufel, Pickel, Brecheisen und eine Schubkarre mit Holzrad – mehr hatten wir nicht“, erinnert sich Wagner. Steine und Erdreich waren dagegen in Hülle und Fülle vorhanden. Weil der Berg am vorgesehenen Weg zum Teil sehr abschüssig war, mussten die beiden an etlichen Stellen eine Trockenmauer bauen, damit das Erdreich nicht abrutschen konnte.

Felsbrocken mit Pickel zerkleinert

Die dafür benötigten Steine sammelten die Lehrlinge rund um die Baustelle ein. „Da es nicht genügend kleine für den Bau der Trockenmauer gab, mussten wir größere Felsbrocken nehmen und die mit dem Pickel kleinschlagen, bevor wir sie einbauen konnten“, erzählt Siegfried Wagner.

Nach der Fertigstellung wurde der Weg Lehmeiersteig genannt. „Jakob Lehmeier, der als Oheng-Jackl bekannt war, hatte sich enorme Verdienste um das Parsberger Forstamt erworben“, erklärt Wagner die Namensgebung.

So war Lehmeier für die Waldarbeiter-Ausbildung zuständig, leitete die Frauen im Pflanzgarten des Forstamts an, zeichnete das Holz aus und hatte während des Zweiten Weltkriegs den Försterdienst übernommen.

Am Bau des Steigs war Lehmeier laut Wagner aber nicht beteiligt. Damals seien am Anfang und am Ende des rund 800 Meter langen Steigs Tafeln mit der Aufschrift „Haumeister Lehmeier“ angebracht worden. Die mussten allerdings schon nach kurzer Zeit auf Anordnung der Oberforstdirektion Regensburg wieder entfernt werden.

Der Grund dafür war, dass Ehrungen erst vorgenommen werden durften, wenn der Geehrte bereits das Zeitliche gesegnet hatte. „Erst nach dem Tod Lehmeiers konnten die Schilder wieder angebracht werden“, sagt Siegfried Wagner.