Geld
Der Bankberater sitzt per Video am Tisch

Die HypoVereinsbank stellt sich in Cham neu auf. Die Schließung in Bad Kötzting hat „erstaunlich wenig“ gekostet.

18.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Ernst Fischer
Per Video kann ein Experte zugeschaltet werden. Die Chamer Filialleiterin Brigitte Bielmeier (li.) und der Regensburger Niederlassungsleiter Albert Wimber demonstrieren es hier mit der Immobilienexpertin Gertrud Birle von der HBV-Zentrale in München. −Foto: Fischer

Die schlechte Nachricht zuerst. Es ist erst ein Jahr her, da gingen solche Schlagzeilen durchs Land: Die HypoVereinsbank schließt 240 Filialen in Deutschland und streicht 1500 Arbeitsplätze. Im Landkreis Cham war die HBV-Filiale in Bad Kötzting betroffen. Sie ist seit November zu.

Und jetzt die gute Nachricht: Am Donnerstag war „Willkommenstag“ in der Chamer HBV-Bank in bester Zentrumslage am Marktplatz-Eck. Von draußen sieht man es dem Gebäude nicht an, aber in den letzten Wochen hat sich am Innenleben einiges getan. Vom 4. Mai bis 11. Juni wurden die Bankräume komplett umgebaut.

„Wir wurden in eine andere Welt getunt“. So formuliert es Brigitte Bielmeier (49). Die Frau ist auch ziemlich neu hier. Seit 1. April ist sie Chefin der Chamer HBV-Filiale. Und die andere Welt, in der sie jetzt auch hier in Cham arbeitet, die heißt „Multikanalbank“.

Was ist eine „Multikanal-Bank“?

Seit zwei Jahren hat sich die HypoVereinsbank deutschlandweit dieses Prädikat ins Firmenprofil geschrieben. Das heißt? „Wir sind eine Online-Bank“, erklärt es Brigitte Bielmeier, „24 Stunden immer erreichbar, über Internet, Telefon, per Video-Call…“

Multikanal – das heißt für die Chamer Filialleiterin aber auch, dass die alten Kanäle nicht gekappt werden. „Der Kunde kann die Online-Angebote nutzen, muss es aber nicht“, sagt sie. Auch in der Chamer Filiale wird es weiter den klassischen Kundenberater zum persönlichen Gespräch geben. Und zwar noch besser geschult und unterstützt von Technik, die es bisher nicht gab. Beratung muss nicht immer unter vier Augen passieren. In jedem Beratungszimmer hängt jetzt ein Bildschirm über dem Tisch. Per Video-Konferenz kann so ein Experte zugeschaltet werden, zum Beispiel aus der nächsten Niederlassung in Regensburg oder der Zentrale in München.

Fünf Kundenberater hat die Chamer Filiale, dazu kommen zwei Servicekräfte, ein Geschäftskundenbetreuer und ein Auszubildender. Mit der Filialleiterin macht das insgesamt zehn Beschäftigte. Und wie viele der geplanten 1500 HBV-Stellen wurden damit hier abgebaut? „Wir haben nur unterdurchschnittlich zu diesem Ziel beigetragen“, sagt Albert Wimber auf diese Frage. Der Mann ist Chef der Niederlassung Regensburg, der die Chamer Filiale untersteht. Und er rechnet vor: Die zehn „Köpfe“, die hier arbeiten, machen knapp über sechs Vollzeitstellen aus.

Folgen der Schließung in Kötzting?

„Es geht nicht nur um Moos in einer Bank, es geht um Menschen.“ Das sagte Stadtpfarrer Dieter Zinecker als er gemeinsam mit dem evangelischen Dekan Walter Kotschenreuther gestern beim „Willkommenstag“ die neuen Räume segnete.

Und Kotschenreuther gab zu, es sei für ihn „nicht einfach bei einer Bank zu sprechen“ – gerade in einer Zeit, wo Papst Franziskus sich als Patron der Armen bekenne. Kotschenreuther löst das Dilemma so: „Wenn wir etwas mit den Armen teilen wollen, dann muss es auch jemanden geben, der etwas zu teilen hat.“

Die neue Chefin

Brigitte Bielmeier (49) ist seit 1. April Chefin in der Chamer Filiale der HypoVereinsbank. Zuvor wurde die Filiale einige Zeit kommissarisch aus Straubing mitgeführt und wiederum vorher hieß der Leiter Wolfgang Bezold, der für Schwandorf, Cham und Bad Kötzting zuständig war.

Mit Brigitte Bielmeier hat die Chamer Filiale jetzt zum ersten Mal einen eigenen Chef. Die Frau kommt aus Perasdorf (VG Schwarzach) und betreibt dort „nebenbei noch eine kleine Landwirtschaft mit Pferden und Hühnern“. Sie hat einen 13-jährigen Sohn und ist alleinerziehend.

Fast 34 Jahre ist sie jetzt bei der HypoVereinsbank (HBV). 1981 hat sie in München bei der Hypo begonnen mit halbjährigen Auslandsaufenthalten in London und New York. 1993 ging sie nach Regensburg – „der Liebe wegen“. Dort war sie fünf Jahre im Firmengeschäft tätig. Nach der Fusion der Hypo- mit der Vereinsbank bot sich ihr die Chance, nach Straubing zu wechseln, näher an ihren Heimatort. Mit dem Privatgeschäft übernahm sie hier auch ein neues Aufgabenfeld.

Albert Wimber, der Chef der HBV-Niederlassung Regensburg, zu der auch die Chamer Filiale gehört, begründete die Wahl von Brigitte Bielmeier für ihre neue Aufgabe so: „Wir wollten jemanden, der mit allen Wassern des Bankgeschäfts gewaschen ist – und bei Frau Bielmeier hängt auch noch das Herz an dieser Region.“