Aktion
Der Baum steht – Karin Bucher geht

Auch in Corona-Zeiten hat die Stadt Cham einen Maibaum. Ihre Mitarbeiter verabschieden Karin Bucher mit Musik von Rammstein.

30.04.2020 | Stand 16.09.2023, 5:05 Uhr
Claudia Peinelt

Für Karin Bucher (links) ging es – natürlich mit Mundschutz – zum Abschied in luftige Höhen. Foto: Claudia Peinelt

Ein ganz ungewöhnlicher 30. April! Ohne Muskelkraft und ohne Marschmusik ist am Vormittag der Chamer Maibaum aufgestellt worden. Kein „Hauruck“ war zu hören, stattdessen das Motorengeräusch des großen Krans der Firma Mühlbauer. Bauhofleiter Stefan Zalesky war – statt der Bundeswehr – mit seinen Mannen am Marktplatz angerückt, und in knapp zehn Minuten saß der 28 Meter lange, 1,8 Tonnen schwere Maibaum aus dem Spitalwald in seinem großen Loch und wurde festgekeilt.

Sie gönnte sich ein Eis

Während die Feuerwehr anrückte, um die Handwerkertafeln zu befestigen, gönnte sich die scheidende Bürgermeisterin Karin Bucher ein Eis und verfolgte das Geschehen von einer Bank aus. Sie wusste nicht, dass die Angestellten der Stadt eine Überraschung für sie vorbereitet hatten. „So können wir sie nicht gehen lassen. A bisserl was muss schon sein“, sagte Sigrid Stebe-Hoffmann, die Geschäftsleitende Beamtin. Bucher hatte sich gewünscht, am Ende ihrer Amtszeit noch einmal hoch über Cham zu schweben und die Aussicht zu genießen.

So durfte sie in den Drehleiterkorb steigen. Als es für sie immer weiter nach oben ging, kamen ihre Mitarbeiter auf den Marktplatz und verteilten sich beim Brunnen. Einige hielten ein großes Plakat mit der Aufschrift „Servus“ in Händen. Nach kurzen Worten von Stebe-Hoffmann ertönte in vollen Tönen Buchers Lieblingslied von Rammstein: „Ich will kein Engel sein“.

Unten die klatschenden Mitarbeiter, hoch oben eine Bürgermeisterin, die wohl selten so überrascht war. „Ja, des is’ ja echt nasch. So a riesige Überraschung an meinem letzten Tag, echt der Hammer“, hörte man sie von einem Mikrofon aus in luftiger Höhe sagen. Als sie wieder am Boden angelangt war, sah man ihr die Rührung über die Überraschung ihrer Angestellten an. „Eigentlich wollte ich bei einer Abschiedsfeier ‚Pfiat Gott‘ song, doch des geht ja leider ned. I bin echt überwältigt“, meinte sie.

Applaus zum Abschied

Und: Ohne eine funktionierende Verwaltung könne kein Bürgermeister etwas erreichen. „Vielen Dank an alle, die zwölf Jahre lang mit mir zusammen gearbeitet haben! Das war bestimmt nicht immer ganz einfach, da i durchaus a an eigenen Schäd’l hob.“ Mit Applaus verabschiedeten sich die Mitarbeiter danach von ihrer Chefin.