Wahrzeichen
Der Fernsehturm wird 40 Jahre alt

Der Funkmast ist eines der Wahrzeichen Regensburgs, für Besucher aber nicht geöffnet – wir bieten Ihnen dennoch Einblicke.

14.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:47 Uhr
Der Regensburger Fernsehturm auf dem Ziegetsberg wird in diesem Jahr 40 Jahre alt. −Foto: Alle Fotos: Lex

Jeder Schritt, den Markus Jodl, Pressesprecher der Deutschen Telekom AG, nach oben steigt, hallt nach. Und es sind viele Schritte, die er an diesem Tag zu gehen hat. Denn Jodl will auf die Sendeplattform des Fernsehturms in Ziegetsdorf in 83,2 Meter Höhe. Die Treppe dazu steht im Inneren des hohlen Sendemasten. Das ist ein fast 80 Meter hoher Schlauch aus Beton, der das Echo von Jodls Schritten dramatisch steigert. Nach ein paar Stiegen wabert ein gleichmäßiger Soundteppich durch die riesige Betonröhre, der vom Flackern der Neonröhren begleitet wird.

Stufe für Stufe, Stiege für Stiege strebt Jodl empor – die Treppe will dennoch kein Ende nehmen. Als er sich nach wenigen Minuten Aufstieg über das Geländer lehnt, um zu sehen, wie viel er noch vor sich und schon hinter sich hat, wird er enttäuscht: Die Treppe endet sowohl beim Blick nach oben als auch nach unten in einem schwarzen Nichts. Höhenangst ist Jodl ein Fremdwort, entschlossen stapft er weiter. Der Pressesprecher gewährt den Lesern unserer Zeitung zum Jubiläumsjahr des Fernsehturms einen exklusiven Einblick in das Wahrzeichen – und auch den Ausblick von seinen Plattformen.

Ein Gittermast wich dem Bauwerk

Der Regensburger Fernsehturm, in dessen Innerem sich Jodl gerade zu den Sendeplattformen vorarbeitet, steht inzwischen seit 40 Jahren auf dem Ziegetsberg. Am 30. November 1976 wurde er endgültig fertig gestellt. Der Fernsehturm hat damals einen abgespannten älteren Gittermast aus dem Jahr 1962 abgelöst. Sein Bau wurde erforderlich, um die Regensburger über terrestrische Antennen auch mit dem 2. und 3. Fernsehprogramm versorgen zu können. Auf den beiden Plattformen stehen außerdem Antennen, mit denen Richtfunk möglich ist. Der Regensburger Fernsehturm wird von der Deutschen Funkturm, einer Tochter der Telekom AG, betrieben.

Inzwischen ist es Jodl beim Aufstieg etwas langweilig geworden. Denn außer einem riesigen Gebinde an Kabeln und dem Aufzugschacht, dessen Fahrgastzelle an diesem Tag den Dienst versagt, gibt es im Sendemasten nicht viel zu entdecken. „Hier könnte man ruhig ein paar Bilder aufhängen“, sagt Jodl über die Betonwände, die immer näher an ihn heranrücken. Denn der Durchmesser des Turmschafts verjüngt sich von 7,7 Meter auf dem Erdboden auf zwei Meter bei den Plattformen.

Ein Video vom Fernsehturm

Atemberaubende Aussicht

Jodl ahnt noch nicht, mit welcher Aussicht er gleich für die Strapaze belohnt werden soll. Die versperrt ihm wenige Minuten später eine gewaltige Stahltür. Mit einem Drücken auf die Klinke ist sie nicht zu öffnen, stattdessen muss sie der Turmwart mit einem Hebelmechanismus aufwuchten. Dieses System sorgt dafür, dass die Türe bei Wind nicht zufällt. Nicht auszudenken, welch dramatische Rettungsaktion Menschen bevorstehen würde, die von der Plattform geholt werden müssen, weil ihnen der Rückweg abgeschnitten wurde. Das ist allerdings noch nie passiert.

Weitere Bilder vom Turm

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Dann tritt Jodl auf die Plattform und ist überwältigt: Der gesamte Landkreis Regensburg liegt ihm auf dieser Terrasse zu Füßen. Von der Sinzinger Autobahnbrücke bis zur Walhalla, vom Windrad in Sallern bis zum Ammerholz zwischen Pentling und Hohengebraching reicht die Aussicht. Von der A3 dröhnt der Verkehrslärm der Lastwagen und Autos durch das Peitschen des Windes. Ein Rettungsfahrzeug eilt mit Sirenen und Blaulicht zum Universitätsklinikum. Gleich daneben steht das neue Jahnstadion. Atemberaubend breitet sich auch die Regensburger Altstadt vor Jodls Augen aus. Zwischen den Gassen der Altstadt streben der Dom, der Goldene Turm und der Rathausturm aus dem ungestümen Dächermeer empor. Direkt unter Jodl winden sich die Straßenzüge der Stadtteile Ziegetsdorf und Neuprüll, auch Königswiesen und das Baufeld des neuen Dörnbergviertels sind von hier aus zu erkennen.

Es ist ein wirklich exklusiver Ausblick, den Jodl an diesem sonnigen Maitag genießen darf. Denn der Regensburger Fernsehturm ist für Besucher nicht zugänglich. Während es etwa auf den Sendetürmen in München oder Berlin Restaurants und Aussichtsplattformen gibt, ist dieser Bau ausschließlich für den technischen Betrieb vorgesehen. Den Sendemasten so auszubauen, dass er von Gästen besucht werden kann, ist auch in Zukunft nicht vorgesehen, sagt Jodl. „Das lohnt sich nicht“, sagt er. Der Turm steht nicht zentral, deswegen geht er davon aus, dass ein Lokal oder eine Plattform zwar in den ersten Wochen nach der Eröffnung der Renner wäre, dann aber würde der Hype schnell abebben. Mit über einer Million Besucher im Jahr, wie es auf dem Fernsehturm in Berlin der Fall ist, kann er in Regensburg einfach nicht rechnen. Zudem wäre es ein aufwendiges Unterfangen, den Fernsehturm für Gäste herauszuputzen: Brandschutz, Toiletten oder Geländer in 83,2 Meter Höhe zu installieren, ist kein Kinderspiel.

Zur Spitze geht es nur auf Leitern

Auch gibt es dort keine Fenster, durch die Besucher die Aussicht genießen könnten. Lediglich einen kreisrunden Raum zwischen den beiden Sendeplattformen. Der dient allerdings der Stabilisierung und hat wenig Aufenthaltsqualität. Sternförmig streben hier wuchtige Stahlträger vom Masten weg und quer durch den Raum, was das Innere der Plattform wie ein Raumschiff wirken lässt. Von dieser Plattform aus kommen die Arbeiter, die auf dem Turm zu tun haben, auf der Treppe noch ein Stückchen weiter. Dann geht es nur noch auf Leitern weiter in die Turmspitze. Die hat Anfang 2011 etwas an Höhe eingebüßt – eine Folge der Digitalisierung. Seit 2010 werden die 2. und 3. Programme nicht mehr von hier aus auf die Regensburger Bildschirme gesendet. Deswegen transportierte ein Schwerlasten-Hubschrauber die große Sendeantenne ab. Seither ist der Fernsehturm statt seiner ursprünglichen 154 Meter lediglich noch 139,55 Meter hoch. Heute werden von hier aus lokale TV-und Radioprogramme ausgestrahlt. Außerdem sorgen Antennen für die Mobilfunkversorgung in Regensburg.

Jodl arbeitet sich inzwischen ans untere Ende der Betonröhre vor. Als er festen Boden unter seinen Füßen hat, wirft er noch einen Blick zum Fernsehturm hinauf. Die Vögel, die unter der Plattform nisten, sind nun wieder die Einzigen, die den Ausblick auf den Landkreis genießen können.

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