Flugsport
Der Flugplatz sorgt für mächtig Wind

Während der neue Besitzer und der neue Betreiber den Flugplatz Nittenau-Bruck sanieren wollen, klagen die Anwohner über den Fluglärm.

04.04.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr
Simone Grebler

Der Flugplatz Nittenau-Bruck aus der Vogelperspektive – etwa 250 Meter nördlich vom Bahnende liegt das Haus von Familie Natter. Foto: privat

Viel Wind machen nicht nur die Fluggeräte am Sonderlandeplatz Nittenau-Bruck, auch die Anwohner machen ihrem Ärger Luft. Wie die MZ berichtete, hat ein neuer Investor, Helmut Matschi, den Flughafen gekauft. Anton Moll betreibt dort eine Flugschule für Ultraleichtflugzeuge. Seitdem mehren sich bei den Anwohnern die Ängste, dass der Flugverkehr zunehmen könnte und der Ausbau des Flugplatzes diesen in einen Magneten für Tragschrauber-Piloten verwandelt. Doch Helmut Matschi, Mitglied des Vorstands der Firma Continental, beschwichtigt: „Ich habe keinerlei unternehmerisches Interesse, den Flugplatz habe ich aus rein privatem Interesse gekauft.“

Dicht aneinander reihen sich die Ultraleichtflugzeuge und die Tragschrauber in den zwei Hallen. Drinnen stehen einige Hobby-Schrauber und fachsimpeln, draußen regnet es, an fliegen ist heute nicht zu denken. Helmut Matschi schaut auf die etwas ramponierte Start- und Landebahn und lächelt: Bald werden die kleinen Hügel auf der Piste verschwinden und die Flugsportler können dort wieder ohne lästige Holperstellen starten und landen. Die Bahn werde laut Matschi im April saniert. Des Weiteren will der Flugplatzbesitzer auch zwei neue Hallen bauen, allerdings nur damit zwischen den jetzt so dicht gedrängt stehenden Fluggeräten wieder etwas mehr Platz herrscht.

„Ich habe hier vor drei Jahren meine Sportpilotenlizenz gemacht und mich in den Flughafen verliebt. Schon lange liefen die Gespräche, wie es mit dem Platz weitergehen soll, wenn der alte Besitzer in Ruhestand geht. Im Jahr 2013 habe ich mich dann entschlossen, den Flugplatz rein aus privatem Interesse zu kaufen. Ich habe kein Wachstumsinteresse“, betont Matschi.

Das kann Marion Natter nicht glauben. Sie und ihre Familie wohnen genau in der Einflugschneise des Flugplatzes. „Der Ist-Zustand ist aktuell schon nicht mehr hinnehmbar. Und ich glaube auch, dass man den Flugplatz nicht umsonst herrichtet“, sagt Natter. Sie unterstellt dem Betreiber-Besitzer-Gespann durchaus Interesse an Profit. „Wenn man den Flugplatz ausbaut und erweitert und Geld investiert, dann muss doch auch etwas dabei herumkommen“, meint die Anwohnerin.

Was Marion Natter – und andere Anwohner wie Friedrich Goldammer – besonders stört, sind die Tragschrauber, die ihre Platzrunden über ihren Häusern, dem Forst und der Brucker Sandoase drehen. Sie seien eindeutig zu laut. Laut dem Luftamt Nordbayern bei der Regierung von Mittelfranken gebe es am Flugplatz keine spezielle Lärmgrenze, es würden aber Mittelwerte der Schallimmissionen berechnet. „Auch bei Werten z. B. unterhalb der Abwägungsschwelle kann man nicht ausschließen, dass sich einzelne Menschen trotzdem subjektiv gestört oder belästigt fühlen“, schreibt Ruth Kronau-Neef, Pressesprecherin der Regierung von Mittelfranken, auf Anfrage der MZ. Dem Besitzer Helmut Matschi „ist klar, dass die Gyrocopter laut sind.“ Der Hype der Tragschrauber sei aber durch, die Flugschüler würden wieder deutlich mehr Flächenlizenzen nachfragen. Zudem gebe es in den Reihen der Piloten vor Ort einen Experten, der daran forsche, wie man die Motoren leiser bekommen könnte.

An diese „Flüstermotoren“ mag Marion Natter noch nicht so recht glauben. Für sie bedeutet das,was den Hobbyfliegern so viel Spaß macht vor allem eins: Lärm. „Das Surren der Tragschrauber ist auf der Terrasse kaum auszuhalten. Wir müssen uns anbrüllen, wenn bei schönem Wetter viel geflogen wird“, sagt Natter. Auch Friedrich Goldammer, der oben an der Straße wohnt, und bei dem es eigentlich nur halb so laut sei wie bei Familie Natter, beschwert sich: „Mit den Segelflugzeugen haben wir kein Problem. Durch die Gyrocopter wird der Lärm zu groß.“ Die Situation habe sich zusätzlich wegen der neuen Baugebiete und der Sandoase verändert. „Wenn ich in die Schwammerl gehe, fliegt der Tragschrauber extremflach über mich, da ist man zunehmend gefährdet“, so Goldammer. Marion Natter ergänzt: „Ich kann mich auf mein Dach stellen, die Arme hochheben und mich ans Fahrgestell dranhängen.“

Deshalb weigert sich die Anwohnerin auch, ihre Bäume auf Haushöhe einzukürzen. „Die Fluggeräte könnten bei gestutzten Bäumen einen größeren Teil der Bahn ausnutzen und würden nicht mehr so viel Lärm verursachen“, sagt Helmut Matschi. Dadurch werde auch der Anflug auf die relativ schwierige Bahn deutlich einfacher. Für Marion Natter bedeute dies aber nur, dass die Fluggeräte noch näher an ihr Dach herankommen könnten. Sie befürchtet auch, dass die neuen Besitzer wieder eine Konzession für zweimotorige Maschinen beantragen wollen – dies sei aber laut Helmut Matschi nicht vorgesehen. Auch dem Flugamt liegt kein Antrag vor.

Während Helmut Matschi davon träumt, den Flugplatz neben der Sandoase zu einer „Wohlfühloase“ zu machen, erwägt Marion Natter in letzter Instanz rechtliche Schritte. Ihr einziger Wunsch wäre es jedoch, dass nicht mehr so viele Tragschrauber fliegen und es tagsüber Einschränkungen der Flugzeiten gebe.