MZ-Serie
Der Gaudibursch aus München

Bayerische Originale: Maxl Graf war die perfekte Mischung aus Schlitzohr und Charmeur, Gstanzlsänger und Schauspieler.

30.12.2015 | Stand 16.09.2023, 7:07 Uhr
Carolin Reiber und Maxl Graf als Moderatoren-Duo Ende der 1970er Jahre bei den „Lustigen Musikanten“. −Foto: ZDF/Georg Meyer-Hanno

Carolin Reiber erinnert sich noch gut an ihre gemeinsame Moderatorenzeit mit Maxl Graf. Ein „deftiger Typ“ sei der Maxl gewesen, „lausbubenhaft und lustig“, dazu ein „echter Frauenheld“: „Er hat nichts anbrennen lassen“, erzählt die Fernsehfrau im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihr habe er aber nicht nachgestellt, stellt sie gleich klar. Die Rolle des jugendlichen Liebhabers war dem Sohn eines Bahnbeamten wie auf den Leib geschneidert, sie war sein Element. Noch im fortgeschrittenen Alter gab er überzeugend den Charmeur und Herzensbrecher, vor allem im Komödienstadel.

Verschmitztes Lachen

Als Bub wollte der 1933 in München geborene Graf zwar noch Lokomotivführer werden, doch bald packte ihn die Liebe zur Schauspielerei. Sein komödiantisches Talent trat früh in Erscheinung: Schon als Kind hatte er großen Spaß am Verkleiden und Faxen machen. 1947, als 14-Jähriger, wurde er schließlich wegen seines verschmitzen Lachens aus 750 Bewerbern für eine damals neu ins Leben gerufene Kinderfunkreihe im Bayerischen Rundfunk ausgewählt. Zum Inbegriff des schlitzohrigen Schlawiners und schlagfertigen Charmeurs entwickelte er sich vor allem durch seine Auftritte im Komödienstadel ab 1960. Sie machten ihn schlagartig bei einem breiten Publikum bekannt. Seine Pointenstärke und das lausbubenhafte Auftreten wurden zu seinem Markenzeichen. Als er 1963 den Münchner Faschingsprinz gab, entwickelten sich seine Auftritte zur Ein-Mann-Schau, mitreißend twistete er übers Parkett und sonnte sich in seiner Rolle. Besonders die Frauen waren begeistert. Auch seine Kollegin Veronika Fitz verriet in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, dass sie Maxl Graf damals sehr attraktiv fand: „Er hatte sehr viel Humor und hat mir auch als Mann gefallen.“ Sie seien aber nie ein Paar gewesen, fügte sie noch hinzu.

Von 1968 an war Graf als frecher Kriminalassistent Fröschl an der Seite von Beppo Brem in der Polizeiserie „Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger“ zu sehen. Er arbeitete mit den großen Volksschauspielern seiner Zeit zusammen – darunter Erni Singerl, Gustl Bayrhammer oder Michl Lang. In den „Weißblauen Geschichten“ spielte er mit, später ist war er auch im „Traumschiff“ und im „Bergdoktor“ auf dem Bildschirm präsent.

Zu seinen ganz großen Publikumserfolgen gehörte die Sendereihe „Die Lustigen Musikanten“ aus den 1970er Jahren. Darin erfüllte er Publikumswünsche aus der Volksmusik, zuerst mit Ruth Kappelsberger an seiner Seite, dann mit Lolita, ab 1978 führte Carolin Reiber mit ihm durch die Sendung. „Das hat wunderbar geklappt“, erinnert sich die Moderatorin noch heute. „Maxl war Schauspieler und wollte immer die meisten Pointen haben.“ Damals sei sie noch eine kleine Ansagerin gewesen, eine blutjunge Anfängerin. „Wenn er mehr Lacher hatte als ich, war das für mich kein Problem.“ Mit Reibers Vorgängerinnen hatte sich Maxl Graf dagegen oft um die Pointen gestritten. An ihre erste gemeinsame „Musikanten“-Sendung erinnert sich Carolin Reiber noch genau. Die Bühne sei in einer großen Halle gewesen. Maxl Graf habe sie bei ihrer ersten Probe beobachtet und gleich angeschnauzt: „Wenn du noch mal wie eine Ente über die Bühne gehst, trete ich dir in den Hintern.“ Damals hätten alle gedacht, sie schmeiße gleich wieder hin. „Aber ich wusste, dass er recht hat, und habe nur gesagt: Ich mach’ es besser“, erzählt Reiber. Sie habe viel von ihm gelernt, „zum Beispiel pünktlich zu sein und den Text zu beherrschen“. Drei Jahre waren die beiden ein Moderatoren-Team. Dann habe sich Graf entschlossen, wieder mehr Theater zu spielen. „Er war ja nicht nur ein begnadeter Schauspieler, sondern auch ein göttlicher Sänger“, lobt die Moderatorin. Zu seinen bekanntesten Lieder gehören der „Fensterputzer Kare“ oder auch der „Stolz von da Au“. Darüber hinaus ist er bis heute einer der populärsten Interpreten von „In München steht ein Hofbräuhaus“.

Schwerer Autounfall

Graf war zwar der Prototyp des bayerischen Gaudiburschen, aber er hatte er auch eine ernste Seite: Zuhause in seinem Haus am Ammersee sei er melancholisch und still gewesen, heißt es einem BR-Porträt. Sobald er jedoch in Gesellschaft war, zum Beispiel beim seinem geliebten Stammtisch im Augustinerkeller in München, war er wieder der lustige Maxl. 1975 hatte er großes Glück im Unglück: Er erlitt bei einem schweren Autounfall einen Genickbruch, seine Karriere schien beendet. Doch es blieb wie durch ein Wunder keine Lähmung zurück und Graf konnte wieder auf die Bühne zurückkehren. 1990 standen seine Sterne schlechter: Der Schauspieler erkrankt an Leberkrebs und zieht sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sechs Jahre später stirbt er im Alter von 62 Jahren. Auf dem Münchner Westfriedhof ist er beerdigt.