Adel
Der letzte ungekrönte König

Kronprinz Rupprecht von Bayern wäre in diesem Jahr 150 geworden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Monarch verfolgt.

01.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:42 Uhr
Stefan Wallner

Feuerwehrmänner halten in der Dorfkirche Leutstetten die Ehrenwache am offenen Sarg von Kronprinz Rupprecht von Bayern, der im Altarraum aufgebahrt ist. Foto: dpa

Er war der Sohn des letzten bayerischen Königs und wäre wohl selbst einer geworden, wenn nicht die Revolution 1918 dazwischen gekommen wäre: Kronprinz Rupprecht von Bayern. Seine Biografie ist ähnlich verworren und ambivalent, wie die Zeit, in der er lebte. Zum Monarch erzogen war er Feldherr im Ersten Weltkrieg, Hoffnung der Nazi-Gegner vor und politisch verfolgt während des Zweiten Weltkriegs. Heuer wäre er 150 Jahre alt geworden.

Am 18. Mai 1869 als erster Sohn von König Ludwig III. geboren, wurde Rupprecht streng erzogen. Neben der geistigen Bildung wurde der junge Kronprinz auch körperlich in soldatischen Übungen abgehärtet. Nach seinem Abitur erhielt er eine militärtheoretische Ausbildung an der bayerischen Kriegsakademie und absolvierte ein Studium Generale an Universitäten in München und Berlin.

Vier Kinder starben in jungen Jahren

Seine Ehe mit der Herzogin Marie Gabriele Herzogin in Bayern, die er 1900 heiratete, stand unter keinem guten Stern. Von den fünf Kindern, die die beiden zeugten, starben vier noch in jungen Jahren. Einzig sein Sohn Albrecht, der bis zum Tod seines Vaters den Titel „Erbprinz von Bayern“ führen sollte, erreichte ein hohes Alter. Auch Marie Gabriele selbst starb mit 34 Jahren an einem Nierenleiden. 1921 heiratete Rupprecht ein zweites Mal und bekam mit seiner Frau, Antonia von Luxemburg, sechs Kinder.

1913 wurde Rupprecht Oberbefehlshaber der bayerischen Truppen und musste im Ersten Weltkrieg an die Westfront. Angesichts des verlustreichen und ergebnisarmen Stellungskriegs, setzte er sich bei der Obersten Heeresleitung vehement für einen Verständigungsfrieden ein. Diese Bemühungen blieben aber ohne Erfolg. Zugleich warfen ihm Kritiker aggressive und antisemitische Rhetorik vor.

Nach dem Tod seines Vaters 1921, der drei Jahre zuvor während der Revolution aus München verjagt worden war, verzichtete der nominelle Thronfolger Rupprecht nicht auf seinen Anspruch. Stattdessen wurde er – im Vorfeld des sich abzeichnenden Aufstiegs Hitlers an die Macht – zur Hoffnung der Gegner des Nationalsozialismus. In Zusammenarbeit mit der bayerischen Volkspartei unter Zustimmung der SPD gab es Pläne, ihn als Generalstaatskommissar zu ernennen. Dazu kam es allerdings nie. Diese Aktionen ließen die Nationalsozialisten natürlich nicht ungestraft. Es kam wiederholt zu Schikanen gegen Rupprecht. 1939 floh er deshalb nach Italien ins Exil.

Frau Antonia erholte sich nie vom KZ

1944 wurden zahlreiche Verwandte Rupprechts verhaftet und in Konzentrationslager gebracht, unter ihnen auch seine Frau Antonia – die sich von den Folgen nicht erholte und 1954 starb – sowie sein Sohn Albrecht. Rupprecht im italienischen Exil entging der Verhaftung als Einziger. Aus dem Exil und nach seiner Rückkehr nach München 1945 setzte er sich bei den alliierten Kräften für eine stark föderale Neugestaltung Deutschlands ein.

Bei seiner Beerdigung 1955 wurde klar, wie sehr Rupprecht für mache noch die Rolle des, wenn auch inoffiziellen, Königs von Bayern innehatte. So schrieb beispielsweise die „Zeit“ anlässlich der Trauerzeremonie: „Für viele der schwarz gekleideten, weinenden Männer und Frauen, die in einer dichten Mauer die Ludwigstraße säumten, wurde erst an diesem Tag ‚die gute, alte Zeit der bayerischen Monarchie‘ mit ihrem letzten ‚ungekrönten König‘ zu Grabe getragen.“