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Der neue Ikea könnte 2020 eröffnen

Nach langen Diskussionen um den geplanten Neubau des Möbelhauses in Nürnbergs Süden will der Stadtrat das Thema abschließen.

25.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr

So soll der neue Ikea in der Regensburger Straße einmal aussehen. Er wäre von Neumarkt und Amberg schneller erreichbar als Ikea in Fürth. Foto: Ikea

Ikea steht offensichtlich auf den fränkischen Großraum. Neben der Filiale in Fürth will der Möbelriese demnächst ein paar Kilometer südlicher an der Regensburger Straße in Nürnberg ein neues Möbelhaus eröffnen. „Wir wollen die Fürther Filiale entlasten“, erklärt Chantal Gilsdorf. Sie begleitet die Ausweitung des deutschen Filialnetzes beim schwedischen Möbelkonzern als Unternehmenssprecherin. Außerdem wolle man mit der neuen Filiale neue Kunden im Süden der Frankenmetropole gewinnen. Aufgrund der kürzeren Anreise könnten diese, so das Kalkül der Schweden, noch häufiger zum Einkaufen von Billy-Regalen und Hemnes-Kommoden vorbeikommen.

Nun will der Stadtrat am Mittwoch voraussichtlich grünes Licht für das Projekt geben, nachdem der federführende Stadtplanungsausschuss kürzlich bereits die Weichen für ein positives Votum gestellt hat. Neben der Absage an Forderungen der Nachbarstädte nach einer deutlichen Reduzierung der Sortiments zum Schutz ihrer Innenstädte wird wohl auch die Kritik an dem Verkehrskonzept mit unzureichender Anbindung an den öffentlichen Busverkehr abgeschmettert.

Amphibien vor dem Umzug?

Berücksichtigt werden sollen dagegen die Forderungen nach zusätzlichen Ausgleichsflächen und Maßnahmen für den Arten- und Umweltschutz. Für Ikea sind die ökologischen Extrawünsche offensichtlich kein Problem. „Es gibt ein paar Amphibien auf dem Gelände, die umgesiedelt werden müssen“, sagt Gilsdorf. Der Stadtrat will am Mittwoch auch festlegen, dass Ikea für eine intensive Begrünung des Gebäudes sorgen müsse. Auch hier geben sich die Schweden konziliant. „Die Fassade des Parkhauses wird genauso wie Teile des Daches begrünt“, erklärt die Ikea-Sprecherin hierzu. „Dadurch schaffen wir zusätzlichen Lebensraum für Vögel und Insekten. Außerdem schaut es auch einfach besser aus“, sagt Gilsdorf ganz entspannt.

Überhaupt gibt sich der Konzern im Hinblick auf den Planungsprozess erstaunlich gelassen. Alles easy, alles gut – heißt es dazu aus der Firmenzentrale.

Dabei ist der geplante Neubau des Möbelhauses nicht ohne schrille Nebentöne abgelaufen. Zwischenzeitlich sind sich Befürworter und Kritiker des Projektes sogar regelrecht in die Haare geraten. Thorsten Brehm, der Nürnberger Stadtrat und SPD-Chef, warf beispielsweise dem Möbelriesen in Steuerfragen eine Heuschreckenmentalität vor. Brehm monierte, dass Ikea seiner Meinung nach Gewinne über Lizenzmodelle ins Ausland verschiebe. Das sei zwar steuerrechtlich legal, aber nicht legitim.

CSU-Stadtrat Sebastian Brehm konterte die Kritik des SPD-Kollegen als „sozialistisches Gedankengut“. Ikea wies den Vorwurf ebenfalls zurück und empfahl der SPD, sich bei den Genossen in der Nachbarstadt zu erkundigen. In Fürth würden die Steuereinnahmen dank Ikea seit Jahrzehnten sprudeln.

Der Bund Naturschutz (BN) forderte Ikea von Beginn an auf, den geplanten Neubau im Hinblick auf ökologische Belange zu überarbeiten. Ikea zeigte sich regelrecht erfreut über die Vorschläge. Am Ende hat der Konzern tatsächlich Forderungen beispielsweise nach einer Dachbegrünung in seine Planungen aufgenommen.

Neubau auf altem Industriegebiet

Ernsthaft musste sich der Konzern freilich nicht sorgen, dass Zauneidechsen & Co. den Neubau komplett stoppen könnten. Immerhin will Ikea auf einem bestehenden Industriegebiet und nicht auf der grünen Wiese bauen. Mit dem Gesamtpaket sind in der Stadt – außer den direkten Anwohnern – alle scheinbar zufrieden. „Der Ikea-Neubau ist eine optische und ökologische Verbesserung zu der jetzigen Bebauungssituation“, sagt selbst die grüne Stadträtin Monika Krannich-Pöhler. Nur die Verkehrssituation rund um das neue Möbelhaus bereite ihr noch Kopfschmerzen.

Insgesamt dürften die vielfältigen Diskussionen den geplanten Baubeginn um rund ein Jahr verzögert haben. Ursprünglich hatte Ikea die Eröffnung bereits im Herbst 2019 geplant. Nun soll erst im nächsten Jahr der Abriss der bestehenden Gebäude – dazu gehört ein Autohaus und ein Stahlhändler – beginnen. „Wir wollen im Frühsommer 2019 mit dem Bau anfangen. Wenn alles gut läuft, soll die Eröffnung bereits im Sommer 2020 stattfinden“, erklärt Ikea-Sprecherin Chantal Gilsdorf.