Bäume und Forst
Der Wald der Zukunft kostet Kraft

Rund 30 Frauen lernten die Grundlagen des Bäumepflanzens beim Waldbegang der besonderen Art in Wettzell.

09.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:21 Uhr
Alois Dachs
Rund 30 Frauen fanden sich am Freitag zu einer Pflanzaktion im Rahmen des monatlichen Waldbegangs bei Wettzell ein. −Foto: Alois Dachs

Wer einen Zukunftswald begründen will, braucht viele Informationen über die Bodenqualität an einem Standort, die geeigneten Pflanzen für diesen speziellen Standort, die richtige Sortenwahl beim Pflanzgut und die optimale Pflanztechnik. Das erfuhren rund 30 „waldinteressierte Frauen“ bei einem Reviergang der besonderen Art, zu dem sich am Freitag im Rahmen der Aktion Fem4Forest Revierförsterin Johanna Gierl mit ihren Kollegen Florian Weigel und Max Lankes von der Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting und Forstdirektor Dr. Arthur Bauer ein Kompetenzteam eingeladen hatte.

Grund für diese „maskuline Verstärkung“ war eine Pflanzaktion im Wald von Anita Menacher-Stahl, die für ein „Käferloch“ im Wald bei Wettzell einen detaillierten Pflanzplan erstellt hatte, der bei dieser Gelegenheit mit Hohlspaten, Wiedehopf-Haue und der Rhodener Pflanzhaue neu mit Rotbuche, Edelkastanie, Hemlocktanne und Roteiche bepflanzt wurde. Die Teilnehmerinnen zeigten sich sehr interessiert an den Ausführungen der Förster und setzten das Motto „Wald in Frauenhänden“ (Fem4Forest) engagiert in die Tat um.

Die Waldbesitzerin Anita Menacher-Stahl erklärte, warum die Freifläche, die nach Käferbefall im Fichtenbestand nach der Beseitigung der Bäume entstanden war, mit den unterschiedlichen Baumarten neu aufgeforstet werden soll. Die gesamte Fläche war zuvor mit einem Wildschutzzaun eingefasst worden, um einen Verbiss der jungen Bäumchen zu verhindern. „Pflanzen aus der Baumschule sind wie Schokolade für das Schalenwild“, machte WBV-Förster Florian Weigl deutlich.

„Schokolade“ für Schalenwild

Welche Baumart ist für einen Standort geeignet? Bei der Beantwortung dieser Frage helfen nach Aussage von Johanna Gierl sowohl Standortkartierungen, die für das gesamte WBV-Gebiet Bad Kötzting vorliegen, als auch Bodenproben mit dem Bohrstock, den Revierförster immer im Gepäck haben. Sind die für eine Neuanpflanzung geeigneten Baumarten ermittelt, muss ein Pflanzplan erstellt werden, der klar festlegt, nach welchem Muster die Setzlinge gepflanzt werden sollen.

Die Beschaffung des Pflanzgutes erfolgt in der Regel über Bestellungen bei der WBV, wobei grundsätzlich unabhängig von der Baumart nach zwei Kategorien unterschieden wird: Die preisgünstigere Version sind wurzelnackte Pflanzen, die teurere Version sind Container- oder Topfballenpflanzen, bei denen die Wurzel mit dem sie umgebenden Erdreich eingesetzt werden. Sie wachsen in der Regel besser an, als wurzelnacktes Pflanzgut.

Besonders wichtig ist nach Aussage von Florian Weigl, dass Pflanzen beim Transport geschützt und feucht gehalten werden. Werden sie nach der Lieferung nicht sofort in den Boden gesetzt, so können sie mit angefeuchteten Jutesäcken abgedeckt werden. Wichtig sei in Zeiten zunehmender Klimaerwärmung, bei Neuanpflanzungen möglichst viele Baumarten auszuprobieren, um eine optimale Mischung im Wald der Zukunft zu erreichen. Die teilnehmenden Frauen hatten viele Fragen an die Fachleute, ehe die praktischen Arbeiten begannen. So wollten einige wissen, ob nicht eigenes Saatgut in den Boden eingebracht werden könne. Die Forstleute erläuterten, dass Naturverjüngung, oder die Einbringung passenden Saatgutes aus dem eigenen Wald immer einem Zukauf von Pflanzen vorzuziehen wären, weil sich diese Pflanzen am besten entwickeln.

Der „Baum der Zukunft“

Wenn momentan jemand „den Baum der Zukunft“ anpreise, „will der ihn nur verkaufen“, machte Florian Weigl klar. So biete zum Beispiel die Douglasie eine enorme Wuchsleistung und gutes Holz, aber die von manchen Leuten vertretene Devise „(Fichte)Abrasieren – Douglasieren“ sei Blödsinn, weil die Douglasie nie komplett die Fichte ersetzen könne.

Mit Feuereifer machten sich dann die Frauen mit Hohlspaten ans Werk und brachten nach dem detaillierten Pflanzplan die jungen Setzlinge in den Boden. Sehr sorgfältig achteten dabei alle auf die günstige Einbringung des Wurzelwerks und optimale Verdichtung des Erdreichs im Pflanzloch.