Nachruf
Der „Winkler-Bräu“ ist tot

Hanns-Konrad Winkler war so viel mehr als Hotelier und Braumeister. Er hat sich für den Tourismus in Velburg eingesetzt.

19.06.2019 | Stand 19.06.2019, 14:58 Uhr

Weitblick – das hat Hanns-Konrad Winkler stets bewiesen. Archivfoto: Schön

Wie lässt sich Hanns-Konrad Winkler beschreiben? Viele kannten den Lengenfelder als Unternehmer, als Hotelier und Braumeister, als geselligen Familienmenschen, als einen klugen Mann mit Humor, als jemanden, der Heimat als etwas ganz Besonderes verstanden hat. Nach langer schwerer Krankheit ist er am Dienstag im Alter von 74 Jahren verstorben.

Der „Winklerbräu“ – das ist nicht nur ein Dorfwirtshaus, das sich im laufe seiner Jahrhunderte alten Geschichte zu einem modernen Wellness- und Tagungshotel mit Brauerei entwickelt hat. Das ist vor allem Hanns-Konrad Winkler, dem es mit seiner Frau Gaby gelungen ist, den Betrieb ab den 1970er in die Moderne zu führen, ohne den Charme seiner Wurzeln zu verlieren. Auch wenn die beiden im Jahr 2013 ihr Lebenswerk in die Hände von Karin und Georg Böhm übergeben haben, wäre es für sie nie infrage gekommen, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Inzwischen zählt das „Unternehmen Winkler“ mit rund 150 Mitarbeitern zu den großen Arbeitgebern im Umkreis.

Stillstand gab es nicht für Hanns-Konrad Winkler

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Hanns-Konrad Winkler im Dezember 1945 in Lengenfeld geboren. Schon als Kind und Jugendlicher lernte er von seinen Eltern alles, was für eine spätere Betriebsübernahme einmal notwendig sein sollte. Er war staatlich geprüfter Landwirt und Diplom-Braumeister – ein Umstand, der sich später als wesentliches Standbein für die weitere Betriebsentwicklung erweisen sollte.

Nach der Übernahme von Brauerei und Gastwirtschaft von seinen Eltern heiratete Hanns-Konrad im Jahr 1973 seine Frau Gabriele, die Tochter der „Hirschen-Wirt“-Familie in Parsberg. Mit unendlich viel Fleiß und einem feinen Gespür ging das Paar daran, den Betrieb stetig umzubauen und weiterzuentwickeln. Ihr Credo war, sich nie auf den Lorbeeren auszuruhen, stattdessen neue Trends aufzugreifen, in Technik und Wohlbefinden der Gäste zu investieren.

Hanns-Konrad Winkler begrenzte seinen Einfluss und sein Engagement dabei nicht nur auf die Entwicklung seines eigenen Betriebes, er übernahm auch wiederholt Vorreiterfunktion, wenn es um die unternehmerische und touristische Entwicklung der Region ging und brachte sich mit vielen zukunftsweisenden Impulsen ein. Mehr als 20 Jahre fungierte er als Vorsitzender des Tourismusvereins Velburg und des Fördervereins König-Otto-Tropfsteinhöhle.

Trachtentreffen am Wiesenfest

Auf seine Initiative gehen die Lengenfelder Wiesenfeste mit dem Heimattreffen der Trachtenvereine aus der gesamten Oberpfalz zurück. Im Juni treffen sie sich bereits zum 35. Mal im Festzelt, organisiert im Zusammenwirken mit dem Verlag der Mittelbayerischen Zeitung. Auch die Wiederaufnahme der traditionellenLengenfelder Martins-Umrittein den 1990er Jahren geht auf ihn zurück.

Denn seine volle Hinwendung gehörte neben seinem Betrieb stets auch seinem Heimatort Lengenfeld mit den Vereinen und der Ortskirche St.Martin in der direkten Nachbarschaft seines Hauses, wo er als praktizierender Christ einen Stammplatz hatte. Kirche und Wirtshaus gehörten für den Bräu untrennbar zusammen, dies aber nicht nur aus der Tradition heraus, wie er einmal sagte, sondern weil er ein gläubiger Mensch sei.

Da dem Ehepaar Winkler der Wunsch nach eigenen Kindern versagt blieb, machten sie sich rechtzeitig auf die Suche nach einer zukunftsorientierten Nachfolgeregelung für den Betrieb – und fanden sie in Karin und Georg Böhm, die so viel mehr waren und sind als nur die nächste Generation, nämlich Familie. Und so erlebten die Gäste Hanns-Konrad Winkler auch als liebevollen Opa der drei Kinder des Ehepaares Böhm. Die Böhms seien ein Glücksfall, war er nie müde zu betonen, denn so sei ein Herzenswunsch von ihm und seiner Frau in Erfüllung gegangen – bleibt doch das über die Jahrhunderte vererbte Anwesen in der Tradition des Familienbetriebes erhalten.

Unter dem Titel„600 Jahre Tradition und Gastlichkeit“ hatte Hanns-Konrad Winkler dazu im Jahr 2016 ein Buch herausgebracht, in dem er nicht nur auf die Geschichte der Familie und die Betriebsentwicklung eingegangen ist, sondern auch die Geschichte und Tradition der Region niedergeschrieben hat. Die Heimat- und Geschichtsforschung gehörte zu seinen Hobbys, der er sich gerade in den letzten Jahren seit der Betriebsübergabe verstärkt gewidmet hat. (pws/ga)

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