Autosport
Deutschlands Bester tunt Motoren auf

Wolfgang Ettl hat sich im Gewerbepark Wörth angesiedelt. Der Bundessieger der Mechaniker verbessert die Leistungen der Pkws.

25.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Walter Schießl
Sage und schreibe 1000 PS hat dieser Golf unter der Haube. Mit dem Wagen geht Wolfgang Ettl bei Beschleunigungsrennen an den Start. −Foto: Fotos: Schießl

Wolfgang Ettl lebt voll und ganz für die Automotoren. Der Chamer, der im Alter von 22 Jahren als Deutschlands bester Kfz-Mechaniker ausgezeichnet wurde, hat im Gewerbepark Wörth-Wiesent ein 700 000 Euro teures Firmengebäude hingestellt, in dem er mit vier Angestellten Motoren stärker macht. Das Fachwort dafür heißt „tunen“, was die Besitzer von ohnehin flotten Audis, BMWs, Fords und VWs zwar Geld kostet, aber langfristig gegenüber teuereren Modellen eine schöne Summe sparen lässt.

Wolfgang Ettl lernte in seiner Heimatstadt zunächst Werkzeugmechaniker, ehe der zu einem Chamer Autohaus wechselte. Die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gefiel ihm. Er avancierte bei der Abschlussprüfung 1999 schnell zum Kammersieger, den Landes- und später den Bundessieg ließ er sich dann auch nicht mehr nehmen. „Freilich war ich stolz auf diese Titel“, sagt der 40-jährige Wolfgang Ettl.

Ein echter Tüftler

Der „Geist“ der Motoren erfasste ihn schnell, so dass der junge Mann lernte, Mopeds und Pkws zu verfeineren. Dieses Hobby betrieb er auch während er noch am Chamer Autohaus tätig war. Schließlich machte Wolfgang Ettl sein Hobby zum Beruf und baute sich eine Firma auf. „Ettl Motorsport“ nannte er sein Unternehmen, das sich schnell einen Namen machte. Nicht nur in Insiderkreisen sprach sich herum, dass es in Cham einen Betrieb gab, der die Motorren fachmännisch auf Vordermann bringen würde.

2014 fassten Wolfgang Ettl und seine Frau Jessica den Entschluss, von Cham in das Gewerbegebiet Wörth-Wiesent überzusiedeln. „Nachdem die meisten unserer Kunden ohnehin aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen, ist die bessere Erreichbarkeit durch die Autobahn ein Vorteil“, sagt Jessica Ettl. Viel Geld haben die beiden in den neuen Firmensitz investiert. Das seit zwölf Jahren verheiratete Paar, das zwei Töchter im Alter von fünf und zwölf Jahren hat, lebt in einer Wohnung überhalb des neuen Betriebsgebäudes.

Die vier Angestellten, die schon in Cham bei Wolfgang Ettl beschäftigt waren, blieben auch nach dem Umzug. Das Team baut Motoren auseinander, schleift Kolben und Zylinderköpfe oder zerlegt Getriebe. „Natürlich werden auch Turbolader oder andere neue Teile eingebaut, um die Wägen flotter zu machen“, sagt der Meister. Auch das Tieferlegen von Fahrzeugen gehört zur Angebots-Palette. Beträge zwischen 300 und 1500 Euro müssen die Kunden für die Verbesserungen auf den Tisch legen. Wolfgang Ettl ist ein echter Tüftler, dem kein Problem zu schwer ist, sagt seine Frau. „Wenn er Motoren zerlegen und wieder zusammenbauen kann, dann ist er in seinem Element“, sagt sie.

Vorteile auch für die Landwirtschaft

Die Kunden, die ihre Motoren tunen lassen, sind in der Regel über 30 Jahre alt. Sie haben sich meist kein ganz billiges Gefährt gekauft und wollen dieses einfach noch schneller haben, allerdings nicht für das nächstteuere Modell 6000 oder 10 000 Euro mehr ausgeben. „Das Tunen kostet wesentlich weniger“, sagt der Meister und fügt an, dass die Motoren besonders durch das Chip-Tunen eine wesentlich bessere Leistung brächten, der Spritverbrauch sei niedriger und der Motor halte denn auch länger. Allerdings müsse das Tunen fachmännisch bewerkstelligt sein. „Die richtigen Geräte müssen natürlich zum Einsatz kommen“, sagt der Meister. Machen könne man sehr viel an den Pkws. Wolfgang Ettl lässt aber die Finger von Äußerlichkeiten wie beispielsweise dem Einbau von Spoilern, ihm kommt es ausschließlich auf die Motoren und Auspuffanlagen an.

Verdicke man die Rohre sei ein flotterer Sound die Folge, was dem Kunden sogar die Möglichkeit biete, zwischen lauter und leiser am Armaturenbrett umschalten zu können. Je nach den Variationen der Tuning-Möglichkeiten dauere ein Vorgang zwischen zwei und sechs Stunden. Getunt werden könnten aber nicht nur Pkws, sondern auch Bulldogs oder Häcksler aus der Landwirtschaft. „Auch hier hat es natürlich große Vorteile, wenn die Maschinen besser gehen, weniger Benzin oder Diesel brauchen und noch länger halten“, sagt Wolfgang Ettl.

Ein VW Golf mit 1000 PS

Der 40-Jährige hat in seiner Werkstatt einen 30 Jahre alten VW-Golf stehen, den er zu einer Stärke von 1000 PS aufgemotzt hat. Außer der Karosserie ist dabei alles neu. Querstreben sind im Wageninneren eingebaut, dort befinden sich auch die beiden Tanks, der Motor wurde völlig neu zusammengebaut, um einen Turbolader und eine 2,0-Liter-Maschine ergänzt. „Das grüne Golf ist mir ans Herz gewachsen“, sagt der Meister, der mit diesem Gefährt sogar Rennen bestreitet.

„Alle Jahre sind wir bei den spannenden Rennen in Landshut und Vilshofen mit dabei“, schwärmt Jessica Ettl. 5000 Zuschauer würden dort mitverfolgen, in welch kurzer Zeit der Golf eine viertel-Meile (402 Meter) zurücklege. Zuletzt lag man bei neun Sekunden. „Wir haben schon noch vor, ihn auf 8,5 Sekunden zu bringen“, sagt Wolfgang Ettl, den der Ehrgeiz, diese Aufgabe zu bewerkstelligen, längst gepackt hat.

Wolfgang Ettls Golf 2 war mal ein GTI und wurde komplett neu aufgebaut, das heißt gestrahlt, grundiert, eingeschweißt, alle Anbauteile aus GFK und auch Dach und Seitenwände hinten in GFK/Carbon gefertigt und eingebaut Das Getriebe ist ein 4-Gang Dog-Getriebe, dadurch sind Schaltvorgänge ohne Kuppeln möglich. Der Motor ist ein 1,8liter 16V Turbo, Ladedruck ca. 4bar und mehr als 1000 PS.

Der Extremsportler Dirk Auer erreichte bei den Race at Airport in Vilshofen einen spektakulären Geschwindigkeitsrekord. Dabei wurde er von Wolfang Ettl auf einem Audi-Quattro mit über 800 PS auf der Start- und Landebahn über eine ¼ Meile beschleunigt. Für die 400 Meter kurze Strecke benötigte das Highspeed-Duo gerade einmal 10,652 Sekunden und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 218,750 km/h.