Heimatgeschichte
Die Abenteuer des Soldaten Staudigl

Als junger Mann leistete er seinen Wehrdienst im Munitionslager in Hemau. Jetzt veröffentlicht der 57-Jährige ein Buch.

20.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr
Stolz präsentiert Josef Staudigl sein erstes Buch mit dem Titel „Vom Rekruten zum Wachsoldaten“. −Foto: S. Mirbeth

Niemand wird heutzutage mehr „eingezogen“ und muss zum Bund. Im Juni 2011 wurde der Wehrdienst in Friedenszeiten in Deutschland ausgesetzt. Noch bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war solch eine Entwicklung undenkbar. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Mauerfall bröckelte auch die Wehrpflicht für junge Männer immer mehr ab.

Der Dienst unterbrach das Leben unzähliger junger Männer, die sich von heute auf morgen in einer ganz besonderen Welt wiederfanden. Schuhe putzen und Waffen reinigen standen ebenso auf der Tagesordnung wie Gewaltmärsche, Wache schieben oder Raketen abschießen. Für manche war es bloße Zeitverschwendung, andere sahen darin einen Abenteuerurlaub, den es ohne großen Schaden und Anstrengung zu überstehen galt. Und einige wenige leisteten ihre staatsbürgerliche Pflicht brav ab. Allesamt aber haben Andenken an die Bundeswehrzeit mit nach Hause genommen.

Auch Josef Staudigl war einer dieser jungen Männer, der eine 15-monatige Dienstzeit als Wehrpflichtiger ableisten musste. Seine Geschichte hat der Neukirchener jetzt in einem Buch zusammengefasst. „Vom Rekruten zum Wachsoldaten in der Mondscheinbatterie – Erinnerungen an meine Zeit als Soldat in der Bundeswehr an den Standorten Ebern und Hemau“, lautet der Titel. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird das Druckwerk am Sonntag, 26. März, ab 16 Uhr im Gasthaus Mirbeth in Tiefenhüll. Verlegt wurde es im Tangrintler Medienhaus, die Kosten liegen bei 12 Euro.

Knapp 100 Seiten umfasst das Büchlein, in dem der heute 57-Jährige Straßenwärter, besser bekannt als „Wegmacher-Sepp“, all das humorvoll niedergeschrieben hat, was ihm aus seiner „W15er-Zeit“ im Gedächtnis geblieben ist. Seine eigene, von ganzem Herzen überzeugte Meinung, in Sachen Bundeswehr lautet: „Gut, dass ich damals zum Militär musste, denn in meiner Dienstzeit bin ich auch ein sehr großes Stück selbstständiger und auch sicherer geworden. Mir hat diese Zeit von 15 Monaten überhaupt nicht geschadet und noch dazu viele Vorteile für das weitere Leben in Beruf und auch Zivil gebracht“, so Josef Staudigl.

Den Anstoß, ein Buch über seine Abenteuer zu verfassen, gab Oberstleutnant a.D. Lothar Eisenreich aus Neukirchen. Der ehemalige Chef der Begleitbatterie und Verantwortliche für das Hemauer Sondermunitionslager hatte 2013 zusammen mit dem damaligen Ortsheimatpfleger von Hemau, Johann Deml, einen Tag der offen Tür im ehemals streng bewachten Areal beim Waldbad angeboten. Heute ist auf dem Gelände ein Solarpark angesiedelt, der von Schäfer Josef Rebitzer landwirtschaftlich gepflegt wird.

Nach einem Blick in die Bunker, in denen die nuklearen Waffen jahrelang gelagert waren, informierten die beiden Insider die Besucher direkt vor Ort mit Fakten und Zahlen. Durch das große Interesse angespornt, hielt der Berufssoldat wenig später zudem einen gut besuchten Vortrag.

In diesem Zusammenhang sprach Eisenreich Staudigl an, ob er nicht seine Erfahrungen aus der Sicht eines einfachen Wachsoldaten mit in das Referat einbringen wolle. Der Hemauer SPD-Stadtrat ließ sich nicht lange bitten und vertraute seinem Computer nach und nach den Rückblick auf seine Zeit in der Uniform an. „Ich war sicher kein Heiliger“, gesteht Josef Staudigl schmunzelnd. Und wer den Neukirchener kennt, kann dies nur bestätigen. „Dies ist mein ganz persönlicher Blick auf den Dienst in einer damals hoch militärischen Anlage“, meint er augenzwinkernd.

„Beim Aufschreiben haben mir besonders die Lektoren Eisenreich und Dr. Herbert Güttler geholfen“, erzählt er. Die Militär-Experten gaben ihm so manch wichtigen Tipp. „Der Sepp hat in seinen Erinnerungen sehr originelle menschliche Verhaltensweisen gleichsam im Schatten einer riesigen Vernichtungsmöglichkeit aufgezeigt“, fasst Eisenreich zusammen. „Nuklearwaffen in Verbindung mit Abschreckung machen nur einen Sinn – nämlich, den Krieg zu verhindern. Und das wurde während des Kalten Krieges auch bewiesen.“

Froh ist der Wegmacher-Sepp auch über die Mitarbeit von Stefan Mirbeth, der ihn auf seinem Weg zum Erstlingswerk professionell begleitet hat.

„Die Bundeswehr und die Stadt Hemau – das war über 37 Jahre lang eine gut funktionierende Partnerschaft“, sagt Bürgermeister Hans Pollinger. „Welche Erlebnisse junge Soldaten in der Zeit ihres Wehrdienstes machten, das schildert Josef Staudigl in seiner ganz eigenen Art. Mich freut es sehr, dass damit auch ein Stück Heimatgeschichte niedergeschrieben wurde.“

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