Beilngries
Die Feuerwehr in der Pandemie

Die Beilngrieser Wehr berichtet, wie der Spagat zwischen Einsatzbereitschaft und Coronaschutz der eigenen Leute gelingt.

06.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:17 Uhr
Übungen wie in der Vergangenheit sind derzeit bei der Feuerwehr Beilngries möglich. −Foto: Fabian Rieger/Fabian Rieger

Auf gemeinsame Übungen müssen die Feuerwehren derzeit verzichten – und an Vereinsleben ist erst gar nicht zu denken. Trotzdem müssen die Kameraden im Notfall mit einsatzbereit sein und sich blind aufeinander verlassen können. Wie dieser Spagat gemeistert wird, hat unsere Zeitung mit den Führungskräften der Feuerwehr Beilngries besprochen – stellvertretend für die vielen Feuerwehren in der Region, denen es genauso geht.

Etwa 100 Übungen kommen bei der Beilngrieser Feuerwehr in einem normalen Jahr zusammen. Das berichtet Kommandant Wolfgang Petschl. Allein diese Zahl führt vor Augen, was es für eine engagierte Stützpunktfeuerwehr bedeutet, wenn es plötzlich heißt: Bis auf Weiteres ist jeglicher Übungsbetrieb einzustellen. Genau das ist Pandemie-bedingt seit Wochen der Fall. Wieder. Trotzdem können sich die Bürger darauf verlassen: Wenn ein Notfall eintritt, sind Petschl und seine Mannschaft da – bestens vorbereitet und einsatzbereit.

„Unsere Leute sind gut ausgebildet“, sagt der Feuerwehrmann. Das geht nicht verloren, wenn für einen gewissen Zeitraum keine Übungen in Präsenz möglich sind. Dass dieses gemeinsame Vorbereiten auf einen Ernstfall trotzdem enorm fehlt, daraus macht Petschl keinen Hehl. Das Arbeiten mit speziellen Gerätschaften, das aufeinander Abstimmen, das Durchspielen von Einsatzszenarien an dafür geeigneten Orten, auch einmal das Lernen aus Fehlern – all das geht eben nur beim Üben in Präsenz. Da dies aktuell, genau wie in früheren Phasen der Pandemie, wieder nicht möglich ist, gab es bereits Online-Schulungen für die Kameraden der Beilngrieser Feuerwehr. Mit der Zeit stoße man auf theoretischer Ebene aber an Grenzen, ein vollwertiger Ersatz für eine echte Übung kann ein Termin vor dem heimischen PC nicht sein.

Ausrücken mit Maske

Trotzdem: Man macht das Beste aus der Situation. Zumal es dem übergeordneten Ziel dient, die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren auch in Zeiten der Omikron-Welle durchgehend sicherzustellen. Infektionsschutz wird vor diesem Hintergrund in Beilngries bei den Einsätzen, die es freilich weiterhin gibt, groß geschrieben. „Wir machen alles, was in unserer Macht steht“, berichtet der Beilngrieser Kommandant. Ausgerückt wird mit Maske, die Fahrzeuge werden im Anschluss an einen Einsatz desinfiziert.

Was bei einer Freiwilligen Feuerwehr wie Beilngries hingegen kaum umsetzbar sei und daher auch nicht praktiziert werde: ein Aufteilen in mehrere Gruppen, die nicht mehr zusammen zum Einsatz fahren. Der freiwillige Feuerwehrdienst ist ein Ehrenamt, die Aktiven sind berufstätig oder anderweitig im Alltag gebunden – da sei es schlichtweg nicht praktikabel, hier die Einsatzgruppen noch einmal zu teilen und somit die Zahl der maximal zur Verfügung stehenden Kräfte zu beschränken.

Für den Bürger sind all diese Überlegungen und Herausforderungen, mit denen die Feuerwehren in der Pandemie konfrontiert sind, nicht zu bemerken, wenn Hilfe benötigt wird. Dann ist die Mannschaft da und erledigt ihre Aufgaben. „Wir haben es bislang immer hingekriegt und so wird es auch weiterhin sein“, versichert Petschl.

Eine Entspannung der Pandemie-Lage und damit eine Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens sehnt man aber zweifellos auch bei der Feuerwehr herbei. Denn neben dem gemeinsamen Üben fehlt noch etwas anderes sehr: die Kameradschaft, die über den reinen Feuerwehrdienst hinausgeht. Das fängt in Beilngries beim Donnerstags-Stammtisch an, der ein ausgesprochen wichtiger Termin in der Woche vieler Mitglieder ist. Und es geht bis zum gemeinsamen Nachbesprechen eines Einsatzes. All das muss derzeit ausfallen. Es ruht grundsätzlich jegliches Geschehen, das über die Einsätze und die Sicherstellung der Einsatzfähigkeit hinausgehen würde, wie der Vorsitzende der Beilngrieser Feuerwehr, Markus Gabler, mitteilt. Verschoben werden musste die für Anfang des Jahres angesetzte Jahresversammlung mit Wahlen.

Nachwuchsarbeit ruht

Genau wie im Vorjahr, als sich die Pandemie-Lage zwischendurch deutlich entspannt hatte, werde man es auch heuer handhaben: Was zum jeweiligen Zeitpunkt erlaubt ist, das wird dann auch wieder gemacht. Das gilt besonders mit Blick auf die Jugendarbeit. Durch die spezielle Situation der Feuerwehren – Stichwort Einsatzbereitschaft – ruhen hier derzeit die Nachwuchsangebote, während Sportvereine grundsätzlich Jugendtraining anbieten können.

Dass der Beilngrieser Wehr trotzdem nicht bange sein muss, das hat sich 2021 gezeigt: Als für Kinder- und Jugendfeuerwehr Präsenztreffen erlaubt wurden, war die Teilnehmerzahl erfreulich hoch. Und auf ein solch gutes Anlaufen hoffen die Engagierten erneut, wenn die erhoffte Pandemie-Entspannung – verbunden mit Lockerungen – einsetzt.

Eine gehörige Portion Optimismus wollen sich die Kameraden nicht nehmen lassen. „Ich sehe nicht schwarz“, sagt Gabler.