Wahl
Die Frau, die gern zu Tisch bittet

Regina Hausladen (50) setzt als Bürgermeisterkandidatin in Willmering darauf, dass sie gern unter Menschen ist. Und sie fürchtet sich vor nichts.

06.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:24 Uhr
Ernst Fischer

Der Boierhof von Regina Hausladen ist ein gastfreundliches Haus. Das Dachgeschoss ganz oben ist „zum Zusammensitzen“ neu ausgebaut. Fotos: Fischer

Die Frau hat die Pantoffeln an. So steht sie in der Haustür, die schon ein paar Generationen erlebt hat auf dem Boierhof in Willmering. Das massive Holz glänzt neu poliert. Daneben die alte, eiserne Haustürglocke ist auch noch da. Wir haben auf den elektrischen Klingelknopf gedrückt – oben: Alex und Regina Hausladen. Unten steht Maria drauf, die Oma lebt auch im Haus.

Der erste Blick: Hier ist das Alte noch was wert. Regina Hausladen, die heutige Hausherrin, wird uns später sagen, wie sie ihr Prinzip fürs Leben versteht: „Ich habe mir schon von Kind auf Gedanken gemacht, warum die Dinge so sind, und wie man sie in Zukunft noch besser machen kann.“

Mit solchem Denken ist sie auch zur Politik gekommen –seit 2002 im Willmeringer Gemeinderat. Und jetzt will sie Bürgermeisterin werden. „Gemma ganz nach oben, da sind wir ungestört von Telefon und anderen modernen Sachen“, sagt die Frau in den grauen Filzpantoffeln. Oben im Dachgeschoss steht ein Tisch mit zwölf Stühlen. Da sitzt die große Familie Hausladen mit Oma, drei Kindern und Anhang oft am Sonntag beim Frühstück zusammen. Und von Reginas 50. Geburtstag gerade im Januar stehen noch Weinflaschen, Bier- und Wasser-Kästen rum. Jetzt reden wir hier mal über Politik:

Frau Hausladen, warum wollen Sie Bürgermeisterin werden?

Ich bin ein politischer Mensch und engagiere mich in vielen Bereichen. Ich mag Kontakt mit Menschen, bin diskussionsfreudig, und was ich anpacke, das gelingt mir meistens – weil ich positiv an die Dinge rangehe nach dem Motto: Probleme sind die Möglichkeit, zu zeigen, was man kann.

Und das Geld?

Ich weiß ungefähr, was der Bürgermeister verdient. Ich müsste in meiner jetzigen Arbeit als Sachverständige dann kürzertreten. Das wäre finanziell eher ein Rückschritt.

Ihre Chance, die Wahl zu gewinnen… 

…kann keiner einschätzen.

Der beste Grund, warum die Willmeringer Sie wählen sollten?

Ich vertraue auf ihr Urteilsvermögen.

Ihre größte Stärke?

Voraussicht, die auf Erfahrung beruht. Es gibt so leicht nichts, wovor ich mich fürchte.

Und die Schwäche?

Mir fällt immer zu viel auf einen Schlag ein, was ich machen möchte.

Das größte Problem der Gemeinde?

Das ist für mich der Erhalt der Schule im Dorf. Wir müssen der demographischen Entwicklung gegensteuern und junge Familien nach Willmering bringen. Das geht zum Beispiel mit neuen Konzepten, wie einer flexiblen Grundschule, die hier schon praktiziert wird.

Gibt es Bauland für junge Leute?

Der Grundstücksmarkt ist leider seit vielen Jahren tot, weil keiner verkaufen will in Zeiten der Geldkrise. Aber wir sollten auch auf vorhandene Immobilien schauen, die vielleicht bald leerstehen. Nicht zu vergessen: betreutes Wohnen für Senioren!

Was machen Sie als erstes, wenn Sie Bürgermeisterin werden?

…ein paar kleinere Maßnahmen, zum Beispiel die Internet-Homepage der Gemeinde ändern. Da stelle ich mir mehr Information und Service für den Bürger vor.

Was muss in den nächsten sechs Jahren auf jeden Fall passieren?

Neben dem Erhalt der Schule ist die Ordnung der Finanzen die wichtigste Aufgabe bei 1700 Euro Pro-Kopf- und 2,68 Millionen Gesamt-Verschuldung. Wir brauchen Straßennamen, vor allem in Prienzing-Siedlung. Da sind 200 Hausnummern wild verstreut. Und ich kämpfe für Tempo 60 auf der B22 im Ortsbereich – wegen Lärmschutz.

Und was machen Sie, wenn Sie nicht gewählt werden?

Dann wird mir bestimmt keine Sekunde langweilig.

Wenn Sie jetzt überraschend einen Tag freihätten, was machen Sie?

Je nach Wetter: auf’s Pferd setzen und durch die Gegend reiten, Skifahren, Wandern…

Wo machen Sie Urlaub?

Auf keinen Fall in Luxushotels mit all-inclusive. Unser letzter Urlaub war eine Wanderung von Hütte zu Hütte in den Dolomiten mit Freunden. Vorher waren wir beim Reiten in Island mit Schafabtrieb.

Kochen Sie gern? – Ihre Leibspeise?

Oh ja – traditionell bayerisch, aber auch italienisch bis asiatisch. Ganz gerne esse ich Spareribs und Salat.

Was muss immer in Ihrem Kühlschrank sein?

Milch, Butter, Käse. Und da kaufe ich nur Bio-Produkte, aber auch mal bei Aldi.

Haben Sie ein Hobby?

Eines? – Reiten, Wandern, Skifahren, Garten, Gitarre spielen bei der Saitenmusik, im Chor singen…

Wie entspannen Sie sich?

…die Natur erleben, am liebsten mit Familie und Freunden, aber auch mal beim Zeitunglesen.

Lieblingssendung im Fernsehen?

Ich schaue extrem wenig. Wenn, dann mag ich informative Sendungen im Dritten Programm, wie „Quer“ oder „Zwischen Spessart und Karwendel“.

Lieblingsplatte oder -musik?

Wir haben tatsächlich noch einen Plattenspieler. Am liebsten mag ich echte bayerische Volksmusik. Mit volkstümlicher Musik aber kann man mich jagen.

Was lesen Sie?

Auf meinem Nachtkästchen liegt gerade „Kampf um Strom“ von Claudia Kempfert und „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.

Ein Lieblingsbild oder Schmuckstück im Haus?

Da gibt es viele: ein Vogel, den meine Tochter als Kind gezeichnet hat, die alte Familiengalerie im Flur, Fotos, die ich auf Reisen gemacht habe…

Ihr Lieblingsplatz?

Ich bin sehr gern am Buchberg. Und es gibt eine Bank oberhalb von Zifling, da hat man einen wunderbaren Blick über Cham und das Regental.

Die Bürgermeisterwahl in Willmering

Drei Bürgermeister-Kandidaten gibt es in der Gemeinde Willmering,

Hans Eichstetter (52), Kfz-Meister, CSU-Freie Wählergemeinschaft

Regina Hausladen (50), Agraringenieurin, SPD-Freier Bürgerblock

Xaver Meierhofer (49), Bankkaufmann, Freie Wähler Willmering

Der amtierende Bürgermeister Michael Dankerl (seit über 44 Jahren im Amt) tritt nicht mehr an. 1969 setzte er sich unter drei Bewerbern durch und hatte danach nur einmal einen Gegenkandidaten: 1984 Jakob Sehr (Freie Wähler).

In Porträts stellen wir die Bewerber in den nächsten Tagen einzeln vor.

Heute: Regina Hausladen

Zur Person: geb. am 21. Januar 1964 in Moosburg a. d. Isar (Mutter: Industriekauffrau, Vater Werkmeister), Kindheit und Schulzeit in Mauern (Lkr. Freising), Studium an der FH Weihenstephan, Abschluss Dipl. Ing. für Landwirtschaft, seit 1988 wohnhaft in Willmering

Familie und Beruf: seit 1987 verheiratet mit Alex Hausladen vom Boierhof. Mit ihm führt sie den Hof nach ökologischen Grundsätzen. Beide arbeiten auch als Agrar- und Ökoberater. Drei Kinder: Mathias (26), Veronika (22), Lorenz (21)

Politik: Sie ist parteilos und seit 2002 im Gemeinderat, seit 2008 Sprecherin des „Freien Bürgerblocks“ (ef)