Tradition
Die Fronauer feierten ihr Filialkirchenfest

Pfarrer Alois Hammerer und seine Haushälterin Renate Bösl überraschten die Gottesdienstbesucher mit einer Homilie.

12.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:03 Uhr
Jakob Moro
Unter Corona-Bedingungen hätte der Gottesdienst zum Patrozinium mit der Vielzahl der Gläubigen nicht im Innern der Fronauer Kirche gefeiert werden können. −Foto: Jakob Moro

„Segne du, Maria…“ sangen alle Besucher am Ende des feierlichen Gottesdienstes vor der Filialkirche St. Stephanus in Fronau am Samstagabend. Die Fronauer hatten zum jährlichen Kirchenfest unter den drei denkmalgeschützten Kastanienbäumen zwischen Kirche und alten Schulhaus eingeladen. Walderbachs Pfarrer Alois Hammerer zelebrierte den Gottesdienst, musikalisch begleitet von Bianca Bauer.

Hammerer sagte: „Wir dürfen heute Filialkirchenfest feiern, ohne eine Bewirtung, mit Auflagen. Das Entscheidende können wir tun. Uns um den Herrn versammeln und gemeinsam Gottesdienst feiern. Wir wollen unseren Glauben stärken.“ Die Fronauer erlebten einen außergewöhnlichen Gottesdienst, denn Pfarrer Hammerer und seine Pfarrhaushälterin Renate Bösl hatten ein Zwiegespräch mit der Fronauer Kirche vorbereitet, das sie den Besuchern vortrugen, der Pfarrer draußen unter den Kastanienbäumen, die Pfarrhaushälterin drinnen in der Kirche. Hier Auszüge daraus:

Der Pfarrer (P): „Liebe Fronauer Kirche, darf ich Dir heute ein paar Fragen stellen?“ Renate Bösl (R): „Sehr gerne.“ (P): „Wie war die Entstehungsgeschichte?“ (R): Ich wurde um 1140 ursprünglich als Hofkapelle des Burgherrn von Schwärzenberg errichtet, in der Zeit als die Klöster Reichenbach und Walderbach entstanden. Mein Turm ist noch aus der Zeit. Der Altarraum hat seitdem die gleiche Größe. Die Botschaft ist gleich geblieben. Ich verkünde allen, die hier vorbeikommen: Gott ist da. Und darauf kommt es an.“

(P): „Fronauer Kirche, du hast viel gesehen. Was blieb in Erinnerung?“ (R): Das sind die Kriege. Ich denke an die Hussitenkriege, den Dreißigjährigen Krieg. Die beiden Weltkriege. Diese Zeiten brachten viel Leid über die Menschen. „ (P): „Kann man da nicht an Gott zweifeln?“ (R): „Ja, es sind viele hierhergekommen. Als Haus Gottes bin ich nah am Herzen Gottes. Und da ist mir aufgegangen, dass Gott die Menschen liebt.“ (R): „Diese Frage nach dem Warum bewegt heute noch viele. Die Menschen, die ihre Not und Verzweiflung Gott anvertraut haben. Sie haben wieder Kraft gefunden.“

(P): „Gab es auch schöne Momente?“ (R): „O ja. Wenn ich nur an die unzähligen Kinder denke, die hier getauft wurden, an die Brautpaare, an die Dorfschule gegenüber.“ (P): „Du warst nicht immer eine katholische Kirche?“ (R): „Ja. In der Reformation wurde die Konfession geändert. Mal Protestanten, mal Calvinisten, mal Katholiken…. Und da habe ich eine Bitte lieber Pfarrer. Auf eurer Homepage steht: ‚In der Reformationszeit wurde St. Stephanus zu einem evangelisch, lutherischen, zeitweise zu einem calvinistischen Versammlungsraum zweckentfremdet. Das klingt sehr herablassend. Warum immer noch diese Feindseligkeit?“ (P) Ja, du hast recht. Es ist nicht leicht, die Spuren eines alten Denkens, zu überschreiben.“ (R): „Da solltet ihr Vorbild sein. Gerade heute, wo Menschen verschiedener Herkunft zu uns kommen. Ich hoffe, du veränderst diesen Text auf der Homepage!“ (P): „Ja, versprochen!“

(R): „Schaut mich an! Ich bin das stabilste Gebäude. Bei mir seid ihr sicher. Auch bei Stürmen im Herzen. Mit meinem dicken Mauern drücke ich aus, was Gott schenken will: Geborgenheit und Halt.“ (P): „Liebe Fronauer Kirche, danke dass du heute deinen Mund und dein Herz geöffnet hast.“