Reaktion
Die „Grenzen“ auf dem Schwarzwihrberg

Staatsforsten, Verein und Stadt Rötz erklären ihre Sicht zum Streit um die Wirtschaft am Schwarzwihrberg.

17.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:18 Uhr
Die Wirtschaft am Schwarzwihrberg war am Wochenende noch geöffnet. Jetzt ist die Berghütte geschlossen. −Foto: Steffi Bauer

In drei Stellungnahmen haben am Donnerstag die Bayerischen Staatsforsten, der Schwarzwihrbergverein und die Stadt Rötz auf den Streit um die Bewirtschaftung der Berghütte reagiert. Wie berichtet, hat Wirt Florian Binniger den Betrieb der beliebten Hütte am Dienstag eingestellt.

Das sagen die Staatsforsten

Der Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten, Rudolf Zwicknagl, schreibt: „Für die Schwarzenburg und den Wald rund um die Burg trägt der Forstbetrieb die Verantwortung. Der Wald in diesem Bereich erfüllt als FFH-Gebiet, Naturwaldreservat und Schutzwald umfangreiche Naturschutzauflagen und ist daher besonders wertvoll. Die Nutzung des Burgareals muss daher stets im Einklang mit den Interessen des Naturschutzes, der Erholungssuchenden und den anderen berechtigten Interessen an den Wald stehen. Daher wurde mit der Stadt Rötz und dem Schwarzwihrberg-Verein die Nutzung vertraglich geregelt. Aus Sicht des Forstbetriebs Roding ist eine Nutzung der Schwarzenburg durchaus erwünscht. Hierzu gehört ein gastronomisches Angebot, von dem auch der Pächter Leben können muss. Dennoch gibt es hierbei Spielregeln und Grenzen, die eingehalten werden müssen.“

Das sagt der Schwarzwihrbergverein

Der Vorsitzende des Schwarzwihrbergvereins Hans-Jürgen Porsch schreibt: „An den Verein wurden in jüngerer Vergangenheit wiederholt Beschwerden von Bürgern herangetragen, die mit der Bewirtschaftung der Berghütte auf dem Schwarzwihrberg zu tun hatten: Dauerbeschallung mittels Lautsprecher im Biergarten, laute Musik nach 22 Uhr noch hörbar im Ortsteil Hillstett, Ausrichtung auf überwiegend junges Party-Publikum, abfahrende Fahrzeuge im Ortsteil Bauhof spät nachts, Unrat im Wald, Gestank durch wildes Urinieren in der Burganlage u.v.m.“

Danach weißt Porsch daraufhin, dass das „klärende Gespräch“ bereits durch ein im Vorfeld von Binniger veröffentlichtes Video erschwert wurde, weil die darin angestellten Behauptungen aus Sicht des Vereins „völlig haltlos waren“. Weiter heißt es: „Live-Musik auf dem Berg und Feiern in ausgelassener Runde haben in der Burganlage ebenso Platz wie Ruhe und Erholung für Bergfreunde und Wanderer. Über das Wie, wie lange, wie laut und was lässt sich natürlich diskutieren. Dies wollten wir tun. Nach Ansicht der Vereinsverantwortlichen wäre eine Einigung möglich gewesen. Leider wurde uns diese Gelegenheit durch Herrn Binninger verwehrt. Herr Binninger beharrte auf seiner Art, die Dinge zu regeln und war weder gesprächs- noch kompromissbereit. (...) Aufgrund der unüberbrückbaren Differenzen einigte man sich am 15.06.21 auf die Auflösung des Pachtvertrages im beiderseitigen Einvernehmen zum 30.06.21.“

Das sagt der Bürgermeister

Bürgermeister Stefan Spindler teilt für die Stadt Rötz mit: „Die Stadt Rötz hat den neuen Bergwirt u.a. bei der Beantragung der Gaststättenerlaubnis und der Gewerbeanmeldung unterstützt. Mein erster Eindruck von Florian Binninger war sehr positiv, er brachte frischen Wind auf den Berg und pflegte einen herzlichen Umgang mit seinen Gästen. Mit zunehmender Frequentierung des Rötzer Hausbergs gingen bei der Stadt erste Beschwerden über Verstöße gegen Corona-Vorgaben ein. Das war für mich zunächst unverständlich, da ich selber den Eindruck gewonnen hatte, dass sich – bis auf wenige Ausnahmen – die Besucher vernünftig verhielten. Gerade weil die Menschen länger als ein Jahr keine geselligen Veranstaltungen mehr besuchen konnten, habe ich bei den weiteren Beschwerden, etwa über die Lautstärke der Musik, >den Ball flach gehalten<. Allerdings bin ich als Bürgermeister für die Sicherheit und Ordnung auf dem Gemeindegebiet zuständig und kann konkrete Hinweise über Verstöße gegen Corona-Vorgaben und Sperrstunden nicht einfach ignorieren. So wurde ich darauf angesprochen, ob der Schwarzwihrberg ein rechtsfreier Raum sei. Kopfzerbrechen bereitete die Freihaltung der Rettungswege am Bauhof, z.B. am Pfingstwochenende. All das wurde dem Bergwirt nicht angelastet. Eine rote Linie wurde aber überschritten, als deutlich wurde, dass Sperrzeiten weit überschritten wurden, die Kapazitäten der Sanitäranlagen für den Massenansturm nicht ausreichen und für den 18. Juni eine Großveranstaltung anberaumt war, die nicht von der Gaststättenerlaubnis der Berghütte gedeckt war und nicht ordnungsgemäß angemeldet worden ist. Aber auch hier hat die Stadt Rötz nicht gleich mit einem Verbot gedroht, sondern Herrn Binninger im Gespräch am Dienstag gebeten, die Veranstaltung anzumelden. Herr Binninger hat das Gespräch abgebrochen und seinen Job als Bergwirt gekündigt.“