Es ist am Ende die vergänglichste Art von Kunst und doch für den Besitzer ein Kunstwerk für die Ewigkeit. Tattoos gibt es vom efeuberankten Gothic-Totenkopf bis zur bunten, modern-abstrakten Illustration, klein wie ein Fingernagel oder so groß, wie die menschliche Leinwand es eben hergibt. In der Nordgauhalle Nabburg buhlten bei der dritten Tattoo-Convention am Samstag und Sonntag 30 Studios um Kunden. Circa 1500 Besucher kamen, schätzen die Veranstalter, und damit etwas weniger als in den beiden vergangenen Jahren.
Körperkunst ist schon lange in der Gesellschaft angekommen. Das merkte man auch bei der Convention in Nabburg. Zwischen den Ständen liefen Kinder hin und her, auf den Tischen lagen Motivbücher für alle Geschmäcker. An jedem Stand lagen oder saßen stets Kunden, die vor den Augen der Besucher ein neues Tattoo gestochen bekamen. Die Künstler kamen zum Teil von weit her, aus England, Ungarn, Tschechien, aber auch aus der näheren Umgebung, etwa Wiesau, Marktredwitz und Nabburg selbst.
Die 30-jährige Niké zum Beispiel ist von Anfang an dabei, seit 2015. Die studierte Künstlerin hat vor drei Jahren in Marktredwitz ein Studio eröffnet. Ursprünglich kommt sie aus der ungarischen Stadt Györ, in der Grenzregion zu Österreich und der Slowakei.
Zur Convention nach Nabburg brachte sie dann auch Mann und Kind mit. „Beruf und Baby ist für mich kein Problem. Als Tätowiererin ist das nicht einfach, aber schön“, erzählte sie in einer ruhigen Phase zwischen den Kundenbesuchen.
Nebenan lag der 22-jährige Justin aus Würzburg, den Händen der Tattookünstlerin Manu aus Vilseck ausgeliefert. Sie hat sich seit den 90er Jahren auf polynesische Tattoos spezialisiert.
„Jedes Tattoo muss da der Geschichte des Trägers entsprechen“, erklärte sie. Sie seien, anders als einfache Tribals, im Austausch mit dem Kunden für jeden individuell gestaltet. Der 22-Jährige angehende Physiotherapeut hat sich von seiner Freundin inspirieren lassen und als erstes Tattoo gleich den kompletten Oberarm und die linke Brust stechen lassen. „Die Brust hat schon heftig wehgetan“, gab er grinsend zu, aber gelohnt habe es sich auf jeden Fall.
Für Studios sind Conventions wichtig, um sich einen weiteren Kundenkreis aufzubauen. Und auch für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, den eigenen Körper zu verzieren, sind sie eine gute Gelegenheit, verschiedene Künstler zu vergleichen. Außerdem ist die Wartezeit deutlich kürzer als in Studios, wo man schonmal ein halbes Jahr bis ganzes Jahr auf einen Termin warten muss.
„Wir haben seit einigen Jahren wieder einen Tattoo-Boom“, erklärte Veranstalter Manfred. Besonders dank der Liebe vieler Spitzensportler zur Körperkunst. 120 Conventions habe es 2016 in Deutschland gegeben, dieses Jahr seien es schon 350 bislang. „Irgendwann wird das Ding auch wieder zurückgehen. Aber jetzt ist es erstmal übersättigt mit Conventions. Jetzt wo Schwandorf, Weiden und viele andere dazugekommen sind, merkt man schon, dass weniger Leute hier sind“, beklagt der Eventmanager. Trotzdem fasse man für nächstes Jahr wieder eine Convention in Nabburg ins Auge.
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