Kirche
Die Pfarrei begeht das Sebastiansfest

Die Schorndorfer halten an einem alten Gelübde fest, dem in Zeiten der Pandemie eine besondere Bedeutung zukommt.

16.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:53 Uhr
Der rechte Seitenaltar mit dem heiligen Sebastian, dem die Pfarrei Schorndorf aufgrund eines Gelübdes nunmehr seit mehr als dreieinhalb Jahrhunderten gedenkt −Foto: csa

Mit dem Sebastiansfest und dem Gelübde vor mehr als dreieinhalb Jahrhunderten hält die Schorndorfer Pfarrbürgerschaft am Donnerstag an einer langen Tradition fest. „Oh heiliger Sebastian, wir rufen dich von Herzen an. Komm uns zu Hilf in aller Not, behüte uns vor dem jähen Tod. In allen Nöten steh uns bei, von Pest und Krankheit uns befrei, oh heiliger Sebastian.“

Das Sebastiansfest der Pfarrei datiert aus der Zeit um das Jahr 1665, damals wurde die Gegend von der Pest heimgesucht. Bereits 1634 hatten besonders die Stadt Cham und ihre Umgebung zu leiden. Dabei glaubte man, die Epidemie bereits überwunden zu haben. Da die Ursache der Infektionskrankheit nicht bekannt war, konnte gegen sie auch nur schwer vorgegangen werden. Trotz Sperrmaßnahmen schlich sich die Seuche unaufhaltsam in die südliche Oberpfalz voran.

Als die Pest von Roding kommend bereits den Ort Litzling erreicht hatte, versammelte sich die Schorndorfer Bevölkerung in der Pfarrkirche. Die Gläubigen riefen den Pestheiligen Sebastian um Hilfe an. In Form eines Gelübdes, nämlich seiner jedes Jahr zu gedenken, blieb dann das Dorf tatsächlich vom Unheil verschont. Seit dieser Zeit wird von den Schorndorfer Pfarrbürgern das Sebastiansfest jedes Jahr aufs Neue begangen, so wie es die Vorfahren vor gut 350 Jahren geschworen haben.

In der Schorndorfer Pfarrkirche befindet sich auf dem rechten Seitenaltar eine Sebastiani-Abbildung, die 1887 gestiftet worden ist. Früher war der 20. Januar in Schorndorf sogar ein ordentlicher Feiertag mit Beichtgelegenheit, Festgottesdienst und Kommunion-Empfang.

In der jüngeren Vergangenheit wurde das Fest jeweils am Sonntag vor oder nach dem Namenstag des Patrons begangen. Heuer fällt der 20. Januar auf den Donnerstag. Keine Frage, dass das Pestgelübde durch die aktuell anhaltende Corona-Pandemie eine besondere Betrachtung und Bedeutung erfährt.

Die einzelnen Ortschaften der Pfarrei Schorndorf ehren den Schutzheiligen jeweils mit einem eigenen Sebastiansamt. Den Auftakt hätten eigentlich die Dorfgemeinschaften Knöbling, Schwaighof und Sandberg am Freitag gemacht. Aufgrund einer Beerdigung am Nachmittag entfällt jedoch die heilige Messe um 17.30 Uhr und so wird dieses Sebastiansamt erst eine Woche später, am 28. Januar, nachgeholt.

Der Pfarrgemeinderat Schorndorf hat im letzten Jahr die Aktion „Gedanken zum Mitnehmen“ ins Leben gerufen, jeden Monat wird ein anderes Thema in den Fokus gestellt. Das erste Hoffnungszeichen im Jahr 2022 für den Januar beschäftigt sich mit dem „Fest des heiligen Sebastian“. Es liegt ab sofort beim Eingang zur Pfarrkirche zur Mitnahme auf. Im Januar begeht Schorndorf normalweise noch eine lange Tradition, nämlich den Jahrtag der örtlichen Soldaten- und Kriegerkameradschaft. Dieser muss coronabedingt bereits im zweiten Jahr in Folge entfallen. Auch den für 29. Januar geplanten Lichtmessball hat die Soldaten- und Kriegerkameradschaft Schorndorf erneut abgesagt. (csa)