Interview
Die Regensburger und der Spargel

Spargelverkäuferin Lydia Winterstein erzählt , wie der Spargel bei den „Städtern“ ankommt und was gerne gekocht wird.

19.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Susanne Wolf

Lydia Winterstein verkauft in Regensburg Spargel. Foto: Wolf

Am Spargelstand von Stefan Hart trifft man an einigen Tagen in der Woche Lydia Winterstein an, die das edle Stangengemüse verkauft. Die 62-Jährige ist mit Leib und Seele dabei, wenn Menschen an dem Stand Halt machen und interessiert die verschiedenen Klassen und Sorten unter die Lupe nehmen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch zwischen den potenziellen Kunden und der sympathischen Spargelverkäuferin, die seit sieben Jahren Spargel verkauft und wirklich Ahnung von ihrem Fach hat: „Der erste Spargel ist der beste“, erzählt sie der ersten Käuferin. Die zweite Kundin wendet sich hilfesuchend an Winterstein, ob sie denn weiß, wie man mit gefrorenem Spargel verfährt: „Muss man den auftauen und dann in der Pfanne braten?“, fragt die Kundin. „Bloß nicht“, entgegnet die toughe Spargelverkäuferin. „Sie dürfen ihn maximal kurz antauen lassen, aber eigentlich sollte er noch im gefrorenen Zustand verarbeitet werden, sonst wird er labbrig.“ Immer wieder bleiben Regensburger und Touristen stehen, um die köstlichen weißen Stangen zu bestaunen – und natürlich, um sie zu kaufen. Im Gespräch verrät Lydia Winterstein nicht nur die Spargel-Vorlieben der Regensburger, sondern auch, was sie selbst vom Spargel hält.

Wie waren die ersten Reaktionen der Regensburger auf den Verkaufsstand?

Wir haben den Stand jetzt im zweiten Jahr hier. Die anderen Händler waren am Anfang ganz schön verwundert, weil wir der einzige Spargelstand am Neupfarrplatz aus Abensberg sind. Anfangs war unser Stand auf der anderen Seite des Neupfarrplatzes. Aber heuer haben wir einen anderen Standort und da ist es viel besser.

Und die Regensburger selbst, also Ihre Kunden, wie haben die heuer auf den Spargelstand reagiert?

Die meisten haben es nicht gewusst. Im Radio wurde die alljährliche Durchsage „Die Spargelsaison ist eröffnet“ gemacht, dann sind die Regensburger zum Stand gekommen und haben sich gefreut, dass es wieder Spargel gibt(lacht). Derweil waren wir schon seit zwei Wochen da, weil die Spargelernte heuer ja früher begonnen hat.

Kann man denn einen Unterschied im Kaufverhalten von Regensburger Käufern zu anderen feststellen?

Ja, das kann man. Die Regensburger sind sehr anspruchsvoll. Ich habe vorher fünf Jahre Spargel in Saal verkauft. Da mochten die Leute beispielsweise den grünen Spargel nicht so. Der geht aber in Regensburg viel besser. Den Unterschied merkt man beispielsweise auch beim Schälen: Die Saaler kauften mehr ungeschälten Spargel, in Regensburg wird eher geschälter Spargel gekauft. Der kommt hier viel besser an.

Warum meinen Sie, dass das so ist? Also dass geschälter Spargel immer mehr bevorzugt wird?

Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Leute berufstätig sind. Naja, und die jungen Leute kaufen sowieso lieber den geschälten(lacht)...

Und was sind die Favoriten der Regensburger?

Also ich stelle fest, dass in Regensburg vermehrt grüner und Babyspargel sowie Viola gekauft wird.

Was gefällt Ihnen denn an Ihrem Job?

Dass man viele unterschiedliche Menschen kennenlernt. Ich rede mit ihnen und gebe ihnen Tipps. Das Schöne daran ist, wenn man sich austauscht und gegenseitig Rezepte verrät.

Haben Sie auch schon negative Erfahrungen gemacht? Gibt es beispielsweise Menschen, die nicht mit dem relativ hohen Preis einverstanden sind?

Ja, manche Leute gehen, wenn sie den Preis sehen oder sagen: „Um Gottes Willen, ist der teuer.“ Viele haben dafür kein Verständnis. Sie wissen aber einfach nicht, welche Arbeitskraft dahintersteckt. Und dann wird ja der Spargel auch noch jeden Tag frisch von Abensberg nach Regensburg gefahren.

Heißt das, dass der Spargel immer schon morgens gestochen wird?

Ja, die Erntehelfer stechen morgens den Spargel. Dann wird er gewaschen und sortiert. Später bringt mein Chef ihn nach Regensburg. Ich baue den Stand dann auf und bestücke ihn ab 9.30 Uhr, damit die Kunden sich ab 10 Uhr über den frischen Spargel freuen können.

Sie kennen ja bestimmt auch Spargel aus anderen Anbaugebieten. Was macht den Abensberger Spargel so besonders für Sie?

Ich mag ihn so gerne, weil er so geschmacksintensiv ist, was an dem sandigen Boden liegt. Ich würde ihn am liebsten jeden Tag essen.

Weil er Ihnen so gut schmeckt oder auch aus einem anderen Grund?

Auch, weil man damit gut abnehmen kann. Spargel ist entwässernd und entschlackend. Das ist das Schöne daran. Außerdem ist er ja immer wieder etwas Besonderes. Und es gibt ihn ja nicht das ganze Jahr.

Und wie kommen Sie in der spargelfreien Zeit ohne Spargel aus?

Muss ich nicht. Ich gefriere mir immer einige Portionen ein. So kann ich mir immer mal wieder Spargel kochen, bis die neue Saison beginnt.

Und das geht so einfach?

Ja. Man muss den Spargel nur schälen und dann portionsweise einfrieren. Wenn man ihn verarbeiten will, muss man ihn gleich in gefrorenem Zustand ins kochende Wasser schmeißen, da er sonst labbrig wird.

Wie bleibt mein Spargel nach dem Kauf daheim noch ein bisschen frisch, wenn ich ihn nicht gleich zubereiten kann?

Der Spargel bleibt mindestens drei Tage frisch, da er bei uns ja jeden Tag frisch gestochen wird. Wenn Sie daheim sind, wickeln Sie den Spargel einfach in ein feuchtes Küchentuch und legen ihn in das Gemüsefach. Dann können Sie ihn auch noch nach drei Tagen genießen.

Wie bereiten Sie Spargel am liebsten zu?

Es gibt ja heute so unendlich viele Rezepte. Aber ich mag ihn am liebsten mit Speck und Sahnesoße. Aber diese Variation knallt natürlich auch rein (lacht).

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